Klahr    Alfred Klahr Gesellschaft

Verein zur Erforschung der Geschichte der Arbeiterbewegung

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Peter Goller: Geschichte der Arbeitsrechtswissenschaft

Vorwort von Hans Hautmann

Als sich im Jahr 2003 die Arbeitskämpfe in Österreich verschärften, traten bürgerliche Arbeitsrechtswissenschaftler an den Universitäten zunehmend als Protagonisten der Unternehmer- und Kapitalinteressen auf. Sie rechtfertigten Eingriffe in das Koalitions- und Streikrecht, legitimierten Schadensersatzansprüche gegenüber den Gewerkschaften, ließen die antisolidarische „negative Koalitionsfreiheit“ wieder aufleben und erklärten Eingriffe in individuelle Rechte für „verfassungskonform“, die die österreichische Arbeiterbewegung seit dem 19. Jahrhundert erkämpft und nach dem Ende der Ära des grünen und braunen Faschismus 1945 zurückerobert hatte.
Die vorliegende Studie Peter Gollers sucht solchen Tendenzen entgegen zu steuern, indem sie die Geschichte der österreichischen Arbeitsrechtswissenschaft seit dem Ende des 19. Jahrhunderts aus der Sicht zweier Juristen der Arbeiterklasse beschreibt: des 1942 im KZ Theresienstadt ermordeten Arbeiteranwalts Isidor Ingwer (1866–1942) und des von der Gestapo als Mitglied der kommunistischen Widerstandsgruppe „Soldatenrat“ verhafteten, späteren Wiener Arbeiterkammerjuristen Eduard Rabofsky (1911–1994).
Beide Namen waren mir schon seit vielen Jahren ein Begriff. Mit Eduard Rabofsky traf ich bei den Symposien „Justiz und Zeitgeschichte“ oft zusammen, korrespondierte mit ihm und führte mit ihm mehrere Gespräche, die mein Wissen bereicherten und mich mit Hochachtung vor seiner Persönlichkeit erfüllten. Isidor Ingwer stach mir ins Auge, als ich für Forschungen über die Habsburgermonarchie sein mit Rosner verfasstes „Volkstümliches Handbuch des österreichischen Rechtes“ aus dem Jahr 1907 zur Hand nahm. Ich fand darin Passagen, die mich ob ihrer sarkastischen Kritik verblüfften und mir erhellende Einsichten in den Charakter dieses Staatsgebildes verschafften.
Die Alfred Klahr Gesellschaft verwahrt und verwaltet die Archiv- und Bibliotheksbestände der KPÖ mit dem Ziel, sie als ein nationales Kulturgut zu sichern und wissenschaftlich zu erschließen. Die Erforschung der Geschichte der Arbeiterbewegung kann kein bloß akademisch historisierendes und museales Tun bleiben, sie muss mit den Kämpfen der arbeitenden Menschen der Gegenwart verbunden werden. Dem soll der vorliegende Band zum Gedenken an den sozialistischen Arbeitsrechtler Isidor Ingwer und den kommunistischen Arbeitsrechtler Eduard Rabofsky dienen.

Wien, im März 2004
a. Univ.Prof. Dr. Hans Hautmann
Präsident der Alfred Klahr Gesellschaft

 

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