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Krise des Arbeitsrechts. Symposium zur Erinnerung an Eduard Rabofsky
„Mit oder ohne Recht – immer für die Arbeiterklasse!“
Eduard Rabofsky
Vorwort
Im Gedenken an Eduard Rabofsky veranstaltete die Alfred Klahr
Gesellschaft mit Unterstützung der Arbeiterkammer Wien und von Prof. Peter
Schröcksnadel (Innsbruck) im Juni 2004 in den Räumen der Arbeiterkammer Wien –
Ottakring ein wissenschaftliches Symposium über die Krise des Arbeitsrechts.
Eduard Rabofsky (1911–1994), Autoschlosser, kämpfte als Mitglied des
Kommunistischen Jugendverbandes und der Kommunistischen Partei Österreichs gegen
den Austro- und Hitlerfaschismus. 1941 als Mitglied der österreichischen
Widerstandsgruppe „Soldatenrat“ in der Automobilfabrik Saurer (Wien–Simmering)
von der Gestapo verhaftet, gefoltert und im Landesgericht Wien bis 1943
inhaftiert, beteiligte sich Rabofsky seit Herbst 1944 erneut aktiv im
Widerstand. Nach der Befreiung Österreichs nahm er das Vermächtnis seiner
hingerichteten Genossinnen und Genossen wahr und bereitete sich auf das
Rechtsstudium durch Ablegung der Externistenmatura vor. 1948 promovierte er zum
Doktor der Rechte und war seither als Jurist in der Wiener Arbeiterkammer, von
1967 bis 1976 als Leiter ihrer Rechtsabteilung, tätig.
Zeit seines Lebens kämpfte Eduard Rabofsky, insbesondere in seiner praktischen
Arbeit in der Arbeiterkammer Wien, für die Stärkung der Arbeiterklasse unter
kapitalistischen Bedingungen. Täglich war er mit dem konkreten Schicksal von
Arbeiterinnen und Arbeitern und mit den verdeckten Maßnahmen zu einer Revision
der Errungenschaften des Arbeitsrechts konfrontiert. Aber nicht nur das
Arbeitsrecht erfuhr durch Eduard Rabofsky eine genaue materialistische Analyse,
sondern der „allseitig interessierte Streiter für die Rechte der Arbeitnehmer“
war auch Begründer der alpinen Unfallkunde in Österreich und vor allem
„unerbittlicher und unermüdlicher Kämpfer gegen alle Formen des
Nationalsozialismus und dessen Verharmlosung“.
Zehn Jahre nach dem Tod von Eduard Rabofsky hat es sich das Symposium zur
Aufgabe gemacht, die von Eduard Rabofsky bereits Mitte der 1950er Jahre
getroffene Feststellung, dass „die chaotischen Verhältnisse auf dem Gebiet des
Arbeitsrechts als eine Begleiterscheinung der kapitalistischen
Produktionsverhältnisse von den Unternehmern immer mehr dazu benützt werden, um
die Dienstnehmer um ihre Ansprüche zu prellen“, einer neuerlichen Überprüfung zu
unterziehen. Der Titel des Symposiums „Krise des Arbeitsrechts“ sollte deutlich
machen, dass in der Gegenwart die von Arbeitern und Arbeiterinnen seit dem 19.
Jahrhundert unter großen Opfern erkämpften sozialen Errungenschaften ausgehöhlt
und zurückgedrängt werden und sich die arbeitsrechtlichen Auseinandersetzungen
in den Betrieben immer mehr verschärfen.
Alle Autoren dieses Symposiumbandes, die sich aus unterschiedlichen Blickwinkeln
dem Thema widmen, haben zu Eduard Rabofsky einen speziellen Bezug, sei es in
politischer, beruflicher oder freundschaftlicher Hinsicht, der sich in ihren
Beiträgen widerspiegelt. Die Palette der Beiträge reicht über Rabofskys Analyse
der Hegelschen Rechtsphilosophie (Hermann Klenner) und Lenins Blick auf Fort-
und Rückschritte des Arbeitsrechts (Peter Goller), von der Aktualität der
seinerzeitigen Rabofsky’schen Kommentierung der arbeitsrechtlichen Bestimmungen
im Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch (Theo Mayer-Maly) und der Darlegung der
Krise der arbeitsrechtlichen Rechtsdurchsetzung (Alois Obereder) bis hin zur
begründeten Forderung nach konkreten Reformen (Josef Cerny) und zu einer
rechtssoziologischen Betrachtung der Arbeit als Lebenswelt (Johann J. Hagen).
Mein herzlicher Dank als Organisatorin des Symposiums und Herausgeberin dieses
Bandes der Alfred Klahr Gesellschaft gilt neben den Autoren allen Förderern und
Förderinnen, ohne die weder das Symposium veranstaltet noch dieser Band hätte
erscheinen können:
– Kammer für Arbeiter und Angestellte Wien, vertreten durch Mag. Kurt Retzer
– Prof. Peter Schröcksnadel (Sitour – Innsbruck)
– Prof. Trude Bratschko und Univ. Prof. Dr. Rudolf Bratschko (Graz)
– Alice Stern (Halle/Saale)
Wien, April 2005
RA Dr. Anja Oberkofler
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