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Wirtschafts- und Finanzkrisen im Kapitalismus
Historische und aktuelle Aspekte
Vorwort
Seit vier Jahren veranstaltet die Alfred Klahr Gesellschaft gemeinsam
mit dem Bildungsverein der KPÖ Steiermark wissenschaftliche Symposien zu
solchen Themen, die sowohl vom historischen wie vom aktuell-politischen
Standpunkt gleichermaßen von Interesse sind. Im Herbst 2009 stand die Analyse
der aktuellen Wirtschafts- und Finanzkrise im Vergleich mit der
Weltwirtschaftskrise der Jahre 1929 bis 1933 im Mittelpunkt einer Konferenz mit
dem Titel „Wirtschafts- und Finanzkrise – damals und heute“, die zunächst am 17.
Oktober in Graz stattfand und am 31. Oktober in Wien wiederholt wurde.
Der vorliegende Band dokumentiert die in Graz und Wien gehaltenen Referate, die
für die Drucklegung überarbeitet und wesentlich erweitert wurden. Drei Beiträge
widmen sich aus wirtschaftshistorischer und politikgeschichtlicher Sicht
Österreich-spezifischen Aspekten der Weltwirtschaftskrise der Jahre 1929 bis
1933: Gerhard Senft und Fritz Weber behandeln die Auswirkungen des Börsen-krachs
von 1929 auf Österreich und die Wirtschaftspolitik der Jahre bis 1933. Mein
eigener Beitrag beschäftigt sich mit der sozialökonomischen Politik der KPÖ in
den Jahren 1929 bis 1933, vor allem mit den von ihr beeinflussten
Streikbewegungen und ihren Aktivitäten in der Arbeitslosenbewegung.
Die weiteren Texte haben politökonomische und aktuell-politische Fragestellungen
zum Inhalt: Georg Fülberth stellt einen Zusammenhang her zwischen den großen
Krisen der Jahre 1873, 1929, 1975 und 2007 und analysiert die gegenwärtige
Wirtschafts- und Finanzkrise als Nachfolgekrise jener von 1975. Der Beitrag von
Hans Hautmann stellt die Frage nach der Bedeutung der marxistischen
Krisentheorie für die Analyse gegenwärtiger Prozesse. Gerald Oberansmayr
behandelt die ökonomischen und sozialen Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise
auf Österreich. Hannes Hofbauer wiederum analysiert die Expansion
österreichischer Banken in Osteuropa.
Abschließend stellt Franz Stephan Parteder am Beispiel der KPÖ Steiermark die
Frage nach Alternativen zur gegenwärtigen neoliberalen Politik. Es geht ihm um
eine Neuorientierung der Wirtschaft, in deren Mittelpunkt das Gemeinwohl,
soziale Gerechtigkeit, eine demokratische Kontrolle des Finanzsektors und
Mitentscheidungsrechte der arbeitenden Menschen stehen. Darauf zielt auch der am
Ende des Bandes veröffentlichte Aufruf der Werkstatt Frieden & Solidarität
„Für eine solidarische, ökologische und demokratische Wende!“ ab.
Gedankt sei zuletzt jenen Stellen, die mit ihrer finanziellen Unterstützung die
Drucklegung des vorliegenden Sammelbandes ermöglichten: Neben unserem
Kooperationspartner, dem Bildungsverein der KPÖ Steiermark, sind dies das
Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung und die Kulturabteilung der
Stadt Wien.
Wien, im Sommer 2010
Manfred Mugrauer
wissenschaftlicher Sekretär der Alfred Klahr Gesellschaft
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