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Winfried R. Garscha: Die KPÖ in der Konzentrationsregierung
1945–1947: Energieminister Karl Altmann
Wer im "Österreich-Lexikon" nach Karl Altmann sucht, findet
einen dreieinhalbzeilige Eintrag mit den Geburts- und Sterbedaten, dem
Berufstitel (Obersenatsrat der Gemeinde Wien) und der Mitteilung, dass der
KPÖ-Politiker 1945–47 Bundesminister für Elektrifizierung und Energiewirtschaft
gewesen sei.1
Auf den immerhin fast 600 Seiten der KPÖ-Geschichte2 wird Karl
Altmann ganze zwei Mal kurz erwähnt. Einmal im Zusammenhang mit seiner
Entsendung in die Bundesregierung als KPÖ-Minister, der der Partei eine
"Kontrollmöglichkeit über die Regierungspolitik" sichern sollte (S. 349), und
ein zweites Mal im Zusammenhang mit dem 13. Parteitag im April 1946, auf dem
Altmann den Bericht über den organisatorischen Zustand der Partei erstattete (S.
351). Thema der Schilderung der Tätigkeit der KPÖ in der Konzentrationsregierung
sind das Spannungsverhältnis zwischen Regierungsbeteiligung und Massenaktionen,
die von der Parteiführung teilweise gebremst wurden, und das Hinausdrängen der
KommunistInnen aus der staatlichen Verwaltung, vor allem in der Polizei, durch
Innenminister Helmer.
Das Ausscheiden des letzten kommunistischen Ministers aus der Bundesregierung
als Reaktion auf das Währungsschutzgesetz im November 1947 wird nur – im
Zusammenhang mit der Darstellung der Änderung der Parteilinie im Zuge des
beginnenden Kalten Krieges – in einem Halbsatz erwähnt. Dass der kommunistische
Minister innerhalb der Konzentrationsregierung irgendetwas geleistet haben
könnte, das über die erwähnte Kontrollfunktion hinausgegangen wäre, ist der
Parteigeschichte nicht zu entnehmen; man hat eher den Eindruck, als wäre die
Regierungsbeteiligung etwas, auf das man nicht gerade stolz sein kann.
Das Ausscheiden aus der Regierung hatte nichts mit der Tätigkeit des
kommunistischen Ministers zu tun, sondern war – und hier ist den Autoren der
Parteigeschichte zuzustimmen – der Abschluss einer Entwicklung, die bereits mit
der Ersetzung der kommunistischen durch ehemalige Nazi-Polizisten ab dem
Frühjahr 1947 in größerem Umfang begonnen hatte und ihren Höhepunkt mit der
Abberufung des kommunistischen Leiters des staatspolizeilichen Büros der
Bundespolizeidirektion Wien, Heinrich Dürmayer, im September 1947 erreicht
hatte. Der internationale Bezug war der 1947 voll ausbrechende Kalte Krieg, in
ganz Nord-, West- und Südeuropa wurden kommunistische Minister aus den
Regierungen gedrängt (übrigens viele Monate vor der kommunistischen
Machtübernahme in Prag, die allerdings selten in diesen Kontext gestellt wird).
Während also das Ausscheiden des letzten kommunistischen Ministers aus der
österreichischen Regierung schon bisher Thema der Geschichtsschreibung war, ist
seine Tätigkeit als Minister selbst bisher weitestgehend unbekannt, auch
innerhalb der KPÖ selbst. Mein Beitrag verfolgt den Zweck, an Hand einiger
weniger Beispiele zu zeigen, dass es hoch an der Zeit wäre, das politische
Wirken dieses kommunistischen Juristen und Verwaltungsexperten zu untersuchen,
zumal hierfür ein reichhaltiger Aktenbestand im Archiv der KPÖ existiert und
außerdem die Ministerratsprotokolle der Regierung Figl I derzeit der
Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.3
Karl Altmann wurde am 8. Jänner 1904 in Wien geboren und ist hier wenige
Tage vor seinem 56. Geburtstag, nämlich am 29. Dezember 1960, gestorben. Er
gehörte schon der provisorischen Regierung Renner an, wo er das Amt des
kommunistischen Unterstaatssekretärs für Justiz bekleidete; zwischen 20.
Dezember 1945 und 20. November 1947 leitete er als einziger kommunistischer
Minister in der Dreiparteienregierung das neu geschaffene Bundesministerium für
Elektrifizierung und Energiewirtschaft
Das, was über die Kenntnis einer bislang unbekannten Facette der
österreichischen Nachkriegsgeschichte hinaus am Wirken Altmanns als
Energieminister von Interesse ist, bezieht sich vor allem auf die Bedingungen,
unter denen er kommunistische Politik betrieb: In einer absoluten
Minderheitsposition als einziger Minister seiner Partei in einer Regierung,
deren übrige Mitglieder in ihm eine Art Agenten der sowjetischen Besatzungsmacht
erblickten (was mit ihrem eigenen Selbstverständnis als bedingungslose
Parteigänger des "Westens" korrelierte), mit einem Beamtenapparat, der – von
ganz wenigen, durch ihn selbst eingesetzten Spitzenbeamten abgesehen – in ihm
einen politischen Gegner sah, und das alles unter den Bedingungen der vierfachen
Besetzung des Landes und seiner Abschottung gegenüber den Nachbarstaaten, auf
deren Kohle man angewiesen war und an die Strom zu liefern war. Was mich beim
Studium der Akten beeindruckte, war die Phantasie und Flexibilität, mit der es
Altmann gelang, Schwierigkeiten zu überwinden, Bündnisse zu schließen, und sich
durch Engagement und Fleiß, vor allem aber durch die von ihm – mit Hilfe seines
Expertenteams – erworbenen fachlichen Qualifikationen, Ansehen sowohl im eigenen
Haus als auch bei den Ministerkollegen zu verschaffen. Diese kleine Gruppe
kommunistischer Experten, die ihm zuarbeitete, hat Durchschriften aller
Schriftstücke, die über den Schreibtisch des Ministers gingen, erhalten,
ausgewertet und darauf aufbauend ihre Empfehlungen an Altmann formuliert. Der
dabei entstandene Aktenbestand bildet die wichtigste Quelle dieses Beitrags.4
KPÖ und nationale Frage 1946/47
Eines der zentralen Politikfelder der KPÖ in der
unmittelbaren Nachkriegszeit war, entsprechend ihrem seit Mitte der dreißiger
Jahre entwickelten Selbstverständnis als Bannerträgerin des nationalen
Freiheitskampfes, die nationale Frage. Es ist hier nicht der Platz, um über die
verschiedenen Aspekte der nationalen Politik der KPÖ in der unmittelbaren
Nachkriegszeit zu räsonieren. Um Altmanns Wirken auf diesem Politikfeld
einschätzen zu können (und als Mitglied der Bundesregierung stand er
diesbezüglich auf einer besonders exponierten Position), ist es aber notwendig,
die nationale Politik der KPÖ jener Jahre wenigstens kurz zu charakterisieren,
zumal über diese erst jüngst wieder – gestützt auf einen Dokumentenfund in einem
Moskauer Archiv5 – Auffassungen in Umlauf gesetzt wurden, die mit der
historischen Realität nur wenig zu tun haben. Obwohl sich diese Politik nach wie
vor mit den unter maßgeblicher Mitwirkung Alfred Klahrs erarbeiteten
theoretischen Erkenntnissen der Jahre 1936–1938 begründet wurde, unterschied sie
sich im politischen Alltag oft nur graduell vom bürgerlichen Nationalismus der
ÖVP. Auch in den KPÖ-Zeitungen und -Zeitschriften fand sich immer wieder eine
unkritische Überhöhung alles Österreichischen im Gegensatz zum Deutschen, wurde
der Faschismus oft als eine "deutsche" Angelegenheit und der österreichische
Nationalsozialismus als etwas "Un-Österreichisches" hingestellt.
So verständlich diese Haltung angesichts der Erfahrungen der kommunistischen
WiderstandskämpferInnen zur Zeit der NS-Diktatur auch war, mit einer
emanzipatorischen oder gar marxistischen Herangehensweise an die nationale Frage
hatte sie nur wenig gemein. Dies zeigte sich besonders daran, dass ins Zentrum
der nationalen Politik nicht nur der Bundesregierung, sondern auch der KPÖ, die
Behauptung und womöglich Erweiterung des Territoriums des wiedererrichteten
Staates rückte.
In welchem Ausmaß sich die KPÖ diesbezüglich engagierte, wird
nicht nur am Beispiel der kompromisslos ablehnenden Haltung gegenüber den –
ebenfalls nationalistisch motivierten – jugoslawischen Gebietsforderungen
bezüglich der gemischtsprachigen Gebiete Kärntens deutlich, sondern auch an der
positiven Haltung zu österreichischen Gebietsforderungen an Deutschland. Während
es um diesen vor allem salzburgisch-bayrischen Grenzkonflikt6 bald
ruhig wurde, wurde die von der Bundesregierung gegenüber den Alliierten erhobene
Forderung nach einer "Rückkehr" Südtirols zu Österreich zu Beginn des Jahres
1946 in ganz Österreich durch Massendemonstrationen unterstützt, an deren
Organisierung die KPÖ übrigens einen führenden Anteil hatte. Erst mit dem so
genannten Gruber-De-Gasperi-Abkommen (5. September 1946) verzichtete Österreich
endgültig auf die Wiedervereinigung Tirols, was auch die österreichische
Position gegenüber den damals noch von der Sowjetunion unterstützten Ansprüchen
Jugoslawiens auf Teile Südkärntens stärkte.
Interessant ist nun, wie sich der einzige kommunistische Minister in dieser
Frage positionierte: Forderungen an Deutschland, Entgegenkommen gegenüber
Italien.
Obwohl sich im Laufe des Jahres 1946 das Prinzip der Unantastbarkeit der Grenzen
als Regierungslinie durchgesetzt hatte, formulierten Altmanns Beamten noch im
Vorfeld der Londoner Staatsvertragsverhandlungen im Jänner 1947
Grenzberichtigungswünsche gegenüber Deutschland – zwei Grenzstreifen von knapp
20 km² im Achenwald, nördlich des Tiroler Achensees. In einem umfangreichen
Memorandum7 begründete der Energieminister die angestrebte
Grenzrevision mit Ausbauplänen für das Achenseewerk bei Jenbach: "Sofern
nicht im Gebiet um den Aachenwald aus anderen Gründen Grenzkorrekturen zu
Gunsten Österreichs vorgenommen werden, ist das [...] Gebiet beim Aachenpaß8
und das Aachental nebst dem Zufluß des Walchen in die Isar von Deutschland an
Österreich abzutreten, damit die geplante Staumauer für die Talsperre Aachenwald
auf österreichisches Gebiet fällt. Die Sperre Aachenwald bildet einen
zusätzlichen Speicher für das Kraftwerk Aachensee, das dadurch seine Kapazität
um 100 Mio kWh im Jahre erhöhen würde. Deutschland ist zu verpflichten, der
Errichtung der Sperre für den Aachenwaldspeicher und die Wasserüberleitung aus
der Dürach jede Erleichterung zu gewähren (das betrifft insbesondere die
Einrichtung von Baustellen, die Unterbringung der Bauarbeiterbelegschaften
etc.)."9 Nach dem Rücktritt Altmanns im November 1947 wurden die
Pläne zum Aufstau der Ache österreichischerseits nicht mehr weiter verfolgt,
während Bayern 1948 mit dem Kraftwerksausbau an der oberen Isar begann. Am 29.
Juni 1948 unterzeichneten die österreichische Bundesregierung und die
amerikanisch-britischen Militärregierung für Deutschland das Übereinkommen
über Ableitungen aus dem Rißbach-, Dürrach- und Walchengebiet10,
das die Ableitung der Dürrach in den Tiroler Achensee und des Rißbach in den
bayrischen Walchensee regelte.
Um seinen Vorschlag einer Gebietsforderung an Deutschland in die Formulierung
der österreichischen Verhandlungsposition in London einzubringen, wählte Altmann
übrigens den Umweg einer Intervention bei Bundespräsident Karl Renner, der sich
damals aktiv in die Vorbereitung der Staatsvertragsverhandlungen einschaltete.
Bei der Ausarbeitung der Position gegenüber Italien ein Jahr zuvor hatte Altmann
anders agiert. Drei der sechs Punkte einer Note der Bundesregierung an den
Alliierten Rat, die am 14. Jänner 1946 im Ministerrat behandelt wurde, betrafen
Energiefragen, wobei Altmann für besonders weitgehende Konzessionen plädierte –
sein Ressort beteiligte sich an Überlegungen, was Italien alles angeboten werden
könnte, um die Übergabe Südtirols an Österreich verkraftbar zu machen:
Beibehaltung des italienischen Eigentums an den bestehenden Gesellschaften auch
im Falle der geplanten Verstaatlichung der österreichischen Energiewirtschaft
und Rücksichtnahmen auf italienische Interessen bei der Erschließung der
Wasserkräfte im Raum Kärnten–Salzburg–Tirol.
Eine ähnliche Herangehensweise verfolgte das Energieministerium übrigens auch
beim Ausbau des Verbundnetzes 1946/47, als italienische Hilfe in Anspruch
genommen wurde, um die enge Koppelung der westösterreichischen Kraftwerke an das
deutsche Stromnetz aufzubrechen.
Zur Energie-Situation in Österreich 1945/1946
Als im April 1945 die Provisorische Regierung gebildet worden
war, hatte die KPÖ als einzige Partei eine Frau in ihrem Team – Hella
Postranecky(-Altmann). Es ist bezeichnend, dass bei der Aufteilung der Ressorts
in der Regierung Renner dem ersten weiblichen Regierungsmitglied in der
österreichischen Geschichte das Unterstaatssekretariat für Volksernährung
zugewiesen wurde: Für das, was auf den Tisch kommt, sind die Frauen zuständig...
Ganz zufällig waren auf diese Weise (weil es eben nur diese eine Frau in der
Regierung gab) für die Verwaltung des schlimmsten Mangels der ersten
Nachkriegsmonate – nämlich die des Hungers – die Kommunisten verantwortlich.
Die Ernährungssituation verbesserte sich, doch der drückende Mangel an
Energieträgern blieb, was die strengen Winter 1945/46 und vor allem 1946/47 zu
einer Katastrophe werden ließ – die Sicherheit eines geheizten Raums hing für
sehr viele Menschen davon ab, ob jemand in der Familie in der Lage war, Holz zu
sammeln. 1946 wurde die Situation durch den extrem trockene Sommer verschärft.
Weil die Speicher der Kraftwerke leer blieben, musste die anderswo benötigte
Kohle zur Stromversorgung herangezogen werden. Auf Grund der damals noch wenig
fortgeschrittenen Elektrifizierung der österreichischen Eisenbahnen hieß das,
dass der Bahnverkehr bereits im Herbst 1946 nur mehr durch Zuschüsse der
Alliierten aus ihren eigenen Kohlenvorräten aufrechterhalten werden konnte.
Durch die sowjetischen Besatzungsbehörden erfolgten solche Zuschüsse nicht,
sodass im Direktionsbereich Wien der Staatseisenbahnen ab 22. Oktober 1946 der
Zugsverkehr – obwohl nahezu der gesamte Kohleimport aus dem Ruhrgebiet in die
sowjetische Besatzungszone floss – auf 25 % des Verkehrs im August reduziert
und am 27. Oktober schließlich gänzlich eingestellt werden musste.
Zufällig ergab es sich bei der Ressortverteilung in der Regierung Figl nach den
Novemberwahlen 1945, dass für den einzigen kommunistischen Minister ausgerechnet
das Energieministerium übrig blieb – womit ein kommunistischer Minister für die
unzähligen Netzzusammenbrüche und Stromausfälle verantwortlich wurde.
In Österreich bestanden 1945 drei voneinander getrennte
Stromnetze:
a) Vorarlberg mit den Gesellschaften "Vorarlberger Illwerke" (zu 90 % deutsches
Eigentum, wovon fast die Hälfte auf die Rheinisch-Westfälischen
Elektrizitätswerke/RWE entfiel) und "Vorarlberger Kraftwerke" (zu 90 % im Besitz
des Landes).
b) Tirol mit den Gesellschaften "TIWAG" (zu über 98 % im Eigentum der im
deutschen Reichsbesitz befindlichen "AlpenElektro-Werke"/AEW) und "Westtiroler
Kraftwerke AG" (je zur Hälfte im Besitz von AEW und RWE), letztere zur
Erschließung des Ötz- und Kaunertals gegründet.
c) Salzburg, Süd- und Ostösterreich, deren Elektrizitätsgesellschaften einen
unterschiedlich hohen deutschen Besitzanteil aufwiesen (die Salzburger SAFE
gehörte zu über 50 % der Württemberger Elektrizitätswerke AG und der AEW, die
oberösterreichische OKA zu 25 % den AEW).11
Das Vorarlberger Netz lieferte nach Württemberg (die Verlängerung ins Ruhrgebiet
war 1945 unterbrochen), das Tiroler Netz nach Bayern, und sogar das
ostösterreichische Netz hing sowohl über die Schiene Partenstein–Passau auch
auch über das Umspannwerk St. Peter (bei Braunau) und die beiden Innkraftwerke
Ering und Obernberg eng mit dem bayerischen Netz zusammen. Wien wurde im
wesentlichen – außer durch seine eigenen Kohlenkraftwerke – durch Opponitz und
Gaming versorgt, und trotz einer Verbindung zwischen dem Umspannwerk Ernsthofen
und Gresten gelangte kaum Strom aus Oberösterreich nach Wien, zumal die
bautechnisch fertig gestellten Ennskraftwerke nicht in Betrieb gehen konnten,
weil eine fällige Lieferung von Generatorenlieferung aus Berlin nicht erfolgt
war.
Von den westösterreichischen Kraftwerke wurde nach Kriegsende weiter Strom nach
Deutschland exportiert, weil die erzeugten Mengen in Tirol und Vorarlberg selbst
gar nicht verbraucht werden konnten. Gleichzeitig war das ostösterreichische
Verbundnetz nur sehr unzureichend in der Lage, den Strombedarf, der auf Grund
der Zerstörungen in den letzten Kriegsmonaten und des Rohstoffmangels ohnehin
weit unter dem Normalbedarf lag, zu decken. Nur die Kraftwerke am unteren Inn,
die während der NS-Zeit zur Stromversorgung der Aluminiumwerke beiderseits des
Flusses (Ranshofen und Töging) errichtet worden waren, belieferten auch
Österreich; allerdings sahen die amerikanischen Besatzungsbehörden in Bayern in
der Abgabe von Strom aus diesen Kraftwerken (der ins Ranshofen nicht benötigt
wurde) an das ostösterreichische Verbundnetz einen vertragsbrüchigen
Stromexport. Daraus ergab sich die groteske Situation, das trotz der Tatsache,
das zwei der drei österreichischen Stromnetze fast ausschließlich für den
deutschen Bedarf produzierten, ein Saldo zuungunsten Österreichs auftrat, da die
Lieferungen der Vorarlberger Illwerke in die französische Zone von den
amerikanischen Besatzungsbehörden nicht miteingerechnet wurden.
Auf deutscher Seite gab es aus verständlichen Gründen kein Interesse, Österreich
entgegenzukommen – sei es in Form eines Stromaustauschs (Lieferung von Strom aus
Bayern nach Oberösterreich als Kompensation für die aus Vorarlberg und Tirol
nach Deutschland gelieferten Strommengen) oder in Form einer Verrechnung der
österreichischen Stromlieferungen mit Kohlelieferungen aus dem britisch
besetzten Ruhrgebiet.
In der österreichischen Bundesregierung herrschte Übereinstimmung zwischen Peter
Krauland (ÖVP-Minister für Vermögenssicherung und Wirtschaftsplanung) und Karl
Altmann, dass zur Lösung dieses Dilemmas zwei Maßnahmen erforderlich waren:
1. Rasche Fertigstellung der beiden von den AEW während der NS-Zeit (unter dem
Einsatz von Zwangsarbeitern) begonnenen Anlagen Gerlos und Kaprun und
2. Herstellung einer Verbindung zwischen diesen beiden Kraftwerken durch eine
Leitung über die Gerlosplatte, um endlich Tirol an das Verbundnetz
anzuschließen.
Die Fertigstellung des (später zum nationalen Symbol des österreichischen
Wiederaufbaues gewordenen) Kraftwerkkomplexes Kaprun wurde eines der zentralen
Anliegen Altmanns als Energieminister. Neben spektakulären Aktionen in der
Öffentlichkeit führte Altmann hierfür auch einen zähen Kampf im Ministerrat. Ein
erster Erfolg war bereits im März 1946 die Aufnahme eines Titels "Wasserbauten"
ins Budget12, was er allerdings nur durchsetzen konnte, indem er
seinen Weiterverbleib in der Regierung davon abhängig machte, dass die Kompetenz
für den Bau bzw. Weiterbau von Wasserkraftwerken vom Bundesministerium für
Handel und Wiederaufbau (das für Hochbauten zuständig war) auf das
Energieministerium überging.13
Nach Auffassung Altmanns sollte die Leitung über die Gerlosplatte durch eine
weitere Leitung über den Arlberg ergänzt werden, um auf diese Weise eine
West-Ost-Verbindung herzustellen, was die Verhandlungsposition Österreichs in
der Frage des deutsch-österreichischen Stromaustauschs schlagartig verbessern
würde.
Bereits im Herbst 1945 hatten sich die Leiter der größten
Elektrizitätsversorgungsunternehmen Österreichs zum "Österreichischen
Elektrizitätswirtschafts‑Komitee" zusammengeschlossen, um die Lastverteilung zu
regeln, wobei man auf Erfahrungen mit den Lenkungsmaßnahmen der
Nazi-Kriegswirtschaft (Reichslastverteiler) aufbaute. Ausgehend von den
Erfahrungen dieses Komitees wurde im neu gebildeten Bundesministerium für
Energiewirtschaft und Elektrifizierung ein Gesetz erarbeitet, das mit dem ein
Bundeslastverteiler als ein zentrales Lenkungsorgan des Energieministeriums
geschaffen wurde, das jeweils täglich die erforderlichen Einsparungen verfügen
konnte. Anfang Februar 1946 setzte sich Altmann im Ministerrat mit seinen
Vorstellungen über den quasi-diktatorischen Charakter des
Bundeslastverteilergesetzes14 durch. Die Funktion eines allen lokalen
Elektrizitätsversorgern gegenüber weisungsbefugten Bundeslastverteilers war
bereits vorher auf Anordnung des Alliierten Rates für Österreich eingerichtet
worden. Altmann kam den Bedenken dadurch entgegen, dass er ständige Vertreter
der Kammern und sonstigen Interessenvertretungen (z.B. der Exportwirtschaft) im
Beirat vorsah, bestand aber auf dem Durchgriffsrecht des Bundeslastverteilers,
denn sonst "zerfalle das ganze Verbundnetz. Es bestehe dann die Gefahr, daß
große Umschaltwerke zugrunde gehen und die ganze Elektrizitätswirtschaft in
Unordnung gerate. Ohne die Möglichkeit harter Maßnahmen werde man nicht
auskommen".15 Auch die ÖVP-Minister, die um die Autonomie der
Länder – vor allem im Bereich des Wasserrechts – fürchteten, stimmten
schließlich zu. Altmann verwies ihnen gegenüber darauf, dass die Alliierten in
den einzelnen Bundesländern für derlei Bedenken wenig Verständnis zeigten, und
ohne eine bundesgesetzliche Regelung die Gefahr bestehe, dass von den alliierten
Militärregierungen "alles durchgeführt werde, ohne daß wir darauf Einfluß
haben".
Angesichts der herannahenden Energieversorgungskatastrophe wurde schließlich am
28. September 1946 von den drei Bundesministerien für Energiewirtschaft und
Elektrifizierung, für Vermögenssicherung und Wirtschaftsplanung sowie für Handel
und Wiederaufbau das Energieverteilungsdirektorium gebildet. Der damals nur als
vorübergehende Einrichtung gedachte Bundeslastverteiler bestand übrigens in
dieser Form bis Mitte der siebziger Jahre.
Wie aus einer Position der Schwäche heraus der "Stromkrieg"
mit Bayern gewonnen wurde
Mit der Fertigstellung der Leitung über die Gerlosplatte
bekam Österreich ein Druckmittel gegenüber Bayern in die Hand. Anfang Oktober
1946 konnte Minister Altmann dem Energieverteilungsdirektorium berichten, er
habe bei einer Besprechung im amerikanischen Hauptquartier den Eindruck
gewonnen, der bevorstehende Zusammenschluss des ostösterreichischen Netzes mit
dem Tiroler Netz habe in Bayern Alarmstimmung ausgelöst. Übergeordnete Stellen
hätten der Militärregierung empfohlen, doch wieder die Hälfte des Stroms der
Werke Innkraftwerke Ering und Obernberg an Österreich abzugeben. Außerdem werde
man in München mit amerikanischen Offizieren des Alliierten Kontrollrates für
Deutschland weiterverhandeln.16 Diese Konferenz führte aber zu keiner
Annäherung, obwohl sich der Vertreter des amerikanischen Elements im Alliierten
Rat für Österreich für die österreichischen Interessen einsetzte.17
Noch am Abend nach der Rückkehr der österreichischen Delegation befasste sich
das Energieverteilungsdirektorium mit den Ergebnissen der Konferenz. Minister
Altmann meinte, schließlich habe den "Stromkrieg" nicht Österreich begonnen,
sondern "Bayern durch Nichteinhaltung des Stromlieferungsvertrages an das
Aluminiumwerk Ranshofen zuerst die bestehenden Verträge gebrochen".
Retorsionsmaßnamen habe Österreich erst ergriffen, als es durch die eigene Not
dazu gezwungen war. (Vor allem der bereits mehrere Meter unter den Normalspiegel
gefallene Wasserstand des Achensees hatte die Einstellung der Tiroler
Lieferungen an Bayern nahegelegt.) Minister Krauland erklärte, dass er es
bedauerlich finde, "aus dem Ton und [der] Argumentation der amerikanischen
Vertreter aus Berlin entnehmen zu müssen, daß sich diese absolut den Berliner
und deutschen Interessen verschrieben hätten und einen eindeutig deutschen
Standpunkt gegenüber den berechtigten Ansprüchen Österreichs vertreten haben. Er
betonte, daß er aus österreichischer Erfahrung heraus der Meinung sei, daß eine
wirksame Argumentation gegen diese in Österreich aus der Nazizeit so bekannte
Haltung nur durch harte Maßnahmen und durch Strenge möglich sei. Diese Härte sei
erst durch die Fertigstellung der Verbindungsleitung Gerlos Kaprun möglich und
nur durch diese Zwangsabschaltung werde man die Deutschen und damit die den
deutschen Standpunkt vertretenden Amerikaner zu einer Anerkennung der Rechte
Österreichs bringen können."18 Allerdings wurde vorläufig 9 Tage
weiter Spitzenstrom an Bayern geliefert, um einen Schlichtungsversuch der
amerikanischen Besatzungsbehörden abzuwarten.
Das österreichische Ultimatum bewirkte, dass sich Vertreter des amerikanischen
und britischen Elements der Alliierten Kontrollrates für Deutschland bereit
fanden, nach Wien zu kommen, um mit Vertretern der österreichischen
Bundesregierung und der alliierten Behörden in Österreich Verhandlungen über ein
formelles Stromaustauschabkommen zu führen.19 Das Ergebnis der
Beratungen war ein Übereinkommen betreffend den Energieaustausch zwischen
Österreich und Bayern, das in den folgenden Jahren als (erstes) "OMGUS20-Abkommen"
bezeichnet wurde und bis 31. März 1947 in Kraft war.21 Die
amerikanische Militärregierung in Deutschland sagte außerdem zu, sich für eine
Erhöhung der Ruhrkohlenlieferungen an Österreich einzusetzen.
Für die bereits erwähnten Londoner Staatsvertragsverhandlungen im Jänner und
Februar 1947 bereitete das Bundesministerium für Energiewirtschaft und
Elektrifizierung ein umfangreiches Memorandum vor, in dem unter anderem die
Erlaubnis für den Bau einer Verbindungsleitung von Bregenz zum
oberösterreichischen Umspannwerk St. Peter über deutsches Gebiet und über
mehrere Jahre hindurch außerdem die Nutzung des bestehenden deutschen
Leitungsnetzes für den österreichischen West-Ost-Energietransit verlangt wurde.
Angesichts des schleppenden Fortgangs der Staatsvertragsverhandlungen schien es
aber ratsamer, durch bilaterale Verhandlungen zu einem neuen Abkommen zu
gelangen. Obwohl es bis 31. März nicht gelang, Einigung zu erzielen, wurden die
Stromlieferungen an Bayern vorläufig auch im April und Mai 1947 fortgesetzt.
Nachdem jedoch das Energieverteilungsdirektorium in seiner Sitzung am 12. Mai
1947 den Export elektrischer Energie aus Tirol nach Italien genehmigt hatte22,
wurde die TIWAG angewiesen, die Lieferungen an Bayern zu verringern.
Infolge der auch im Frühjahr 1947 anhaltenden Trockenheit hatte der Achensee
noch immer nicht den Sollspiegel erreicht, weshalb in Tirols größtem
Speicherkraftwerk für Juni mit einem Planminus von ca. 20 Mio kWh gerechnet
wurde. Das Energieministerium erklärte der TIWAG, man wolle geschlossene
Verträge einhalten – und ein solcher bestehe im Augenblick eben nur mit Italien
und nicht mit Bayern.
Von der Verringerung der Tiroler Lieferungen wurde übrigens nicht die
Militärregierung informiert, sondern nur der bayrische Hauptlastverteiler in
München. Um die Alliierten nicht einschalten zu müssen – der Telefon- und
Telegrafenverkehr zwischen Deutschland und Österreich war nach wie vor
unterbunden –, beauftragte das Energieministerium Bundeslastverteiler Karl
Lausch, die Verringerung der TIWAG-Lieferungen als Telefondepesche an den
bayerischen Hauptlastverteiler, Leonhardt Wolf, durchzugeben und dabei das
Betriebstelefon zu nutzen, welches das Aluminiumwerk Ranshofen mit den
Innkraftwerken Ering und Obernberg verband. Zur Verheimlichung der Nachricht vor
der alliierten Telefonzensur wurde sie innerhalb Wiens durch einen Boten zum
Sitz des Hauptlastverteilers Am Hof gebracht. Zwischen Wien und Ranshofen wurde
die oberste Leitung des Überlandkabels verwendet. Auf der bayrischen Seite wurde
das Betriebstelefon zum Aluminiumwerk Töging sowie das Überlandkabel nach
München benutzt.23
Um zu dauerhaften Lösungen zu gelangen, wählte das Energieministerium eine
ähnliche Vorgangsweise wie vor Abschluss des OMGUS-Abkommens mit dem Bau der
Leitung über die Gerlosplatte. Wenn eine Verbindung des Vorarlberger Netzes mit
dem österreichischen Verbundnetz hergestellt würde, konnte bei den
Stromaustauschverhandlungen mit den amerikanisch-britischen Besatzungsbehörden
in Deutschland auf den Verhandlungspartner Druck ausgeübt werden, einer für
Österreich akzeptablen Gesamtregelung zuzustimmen. Es war die Leitung der TIWAG,
die im Herbst 1946 gemeinsam mit den Illwerken das Projekt einer 110-kV-Leitung
über den Arlberg entwickelte und es Ende November 1946 einer Kommission des
Bundesministeriums für Energiewirtschaft und Elektrifizierung, die zur
Überprüfung der Stromsparmaßnahmen nach Tirol gekommen war, unterbreitete.24
Nach den Vorstellungen der TIWAG sollte die Leitung vom Bund vorfinanziert
werden und später in das Eigentum von TIWAG und Illwerken übergehen. Die
Trassenführung sollte so gewählt werden, dass die für später geplante
380-kV-Schiene nicht behindert wurde. Der Wiener Kommission wurde ein fertiges,
ausgefeiltes Projekt übergeben, das auch die Anwerbung der benötigten
Bauarbeiter und die Aufbringung des Baumaterials berücksichtigte. Als günstigste
Variante ergab sich die Auftragsvergabe an eine italienische Firma, die durch
österreichische Heizöle und Stähle bezahlt werden sollte. Nach längeren
Diskussionen stimmte das Energieverteilungsdirektorium der Umleitung eines
größeren Postens Heizöl aus der monatlichen Produktion von Zistersdorf nach
Italien zu, während sich die sowjetischen Stellen bereit erklärten, im Kulanzweg
der Stadt Wien weiterhin die bisher gelieferte Menge (die für die Umleitung nach
Italien herangezogen worden war) zukommen zu lassen. Da das in Österreich
hergestellte Heizöl den italienischen Qualitätsnormen nicht entsprach, wurde es
jedoch vom italienischen Zoll wieder zurückgeschickt; das EVD stellte es der
VÖEST für ihr Heizwerk zur Verfügung und erlangte dafür die Zusicherung
zusätzlicher Stahllieferungen nach Italien.
Während der Vertrag vom 7. Juli 1947 (zweites Stromaustauschübereinkommen
zwischen Vertretern der deutschen "Bizone" [amerikanisch-britisches
Besatzungsgebiet] und Österreich) noch unbefriedigend gewesen war, erreichte
Österreich mit diesem Schritt, dass die deutsche Seite (bzw. die
amerikanisch-britische Militärregierung, welche die Verhandlungen führte) im
Dezember 1947, nach Inbetriebnahme der Leitung, einlenkte und einer Regelung der
Preisfragen zustimmte, die auch die Interessen Österreichs berücksichtigte. Die
Arlbergleitung wurde daraufhin in erster Linie für Notfälle bereitgehalten; die
bereits während des Krieges von Siemens geplante 380-kV-Schiene über den Arlberg
wurde hingegen auch in den folgenden drei Jahrzehnten nicht verwirklicht, sodass
die 110-kV-Leitung über die Arlberg die Verbindungsstelle zwischen Vorarlberg
und dem übrigen österreichischen Netz blieb.
Nach ihrer Fertigstellung wurde die Arlbergleitung zum Gegenstand heftiger
politischer Auseinandersetzungen, vor allem in Tirol, wo
Landeshauptmannstellvertreter Dr. Hans Gamper gegen seinen Parteifreund Walter
Senn von der TIWAG zu Felde zog und ihm die Kooperation mit dem inzwischen
zurückgetretenen kommunistischen Energieminister vorwarf. Die Polemik fand,
nicht zuletzt wegen Gampers Vorschlag (der zu Karikaturen Anlaß gab), die
Arlbergleitung zum Wäscheaufhängen freizugeben, regen publizistischen Widerhall.
Da sich die Leitung aber bald für den in Gang kommenden Stromaustausch zwischen
dem südwestdeutschen Raum und Oberitalien als nützlich erwies, verstummte die
Kritik schließlich.
Schlussbemerkung
Wenn man die Ministerratsprotokolle studiert, hat man
mitunter das Gefühl, dass der einzige Kommunist in dieser Runde auf einem
anderen Stern lebt, was sich darin äußert, dass er auch Fragen in die Diskussion
einbringt, die mit der Welt, in der sich die übrigen Minister bewegen, nicht
kompatibel sind. Das wohl krasseste Beispiel hierfür findet sich im
Ministerratsprotokoll vom 12. Februar 1946. Unter dem Tagesordnungspunkt
"Berichte der Bundesminister" verwies Altmann auf den "Mangel Österreichs an
qualifizierten Arbeitskräften auf dem Gebiete der geistigen und besonders der
manuellen Arbeit. Die Rückkehr der österr. Emigranten habe bisher allerlei
Schwierigkeiten begegnet. Er rege deshalb an, daß die österr. Bundesregierung
die in den verschiedenen Ländern der Welt befindlichen Emigranten auffordere,
zurückzukommen, um sich für den Wiederaufbau zur Verfügung zu stellen. Dieser
Wunsch der Regierung soll auf dem Wege unserer diplomatischen Vertretungen zur
Verlautbarung gelangen."25
Altmanns Vorschlag wurde von Innenminister Helmer und Außenminister Gruber
sofort aufgegriffen – aber wie! Helmer beklagte Unzukömmlichkeiten bei diversen
Österreicher-Komitees, Gruber beruhigte ihn, dass er das bei seiner
Amtsübernahme sofort bemüht habe, "alle diese Repatriierungskomitees, die
sich überall gebildet haben", unter "unsere Kontrolle zu bringen".26
Man muss diese beiden Wortmeldungen zweimal lesen: Es ist darin von den
Sudetendeutschen und den während der Nazizeit ins "Altreich" übersiedelten
Österreichern die Rede. Weder der SPÖ- noch der ÖVP-Minister gingen auch nur mit
einer Silbe darauf ein, dass Altmann selbstverständlich nichts mit den
Sudetendeutschen im Sinn hatte, sondern verlangt hatte, die vertriebenen Juden
und geflüchteten Nazigegner zur Rückkehr aufzufordern...
Anmerkungen:
1/ Richard und Maria Bamberger/Ernst Bruckmüller/Karl Gutkas (Hg.),
Österreich-Lexikon in zwei Bänden, Neuausgabe, Wien 1995, Bd. 1, S. 29. In der
1. Auflage war noch ein Satz angefügt gewesen, der Altmanns Ausscheiden aus der
Regierung in den Zusammenhang mit dem beginnenden Kalten Krieg stellte: Richard
Bamberger/Franz Maier-Bruck (Hg.), Österreich-Lexikon in zwei Bänden,
Wien-München 1966, Bd. 1, S. 35.
2/ Historische Kommission beim ZK der KPÖ (Hg.), Die Kommunistische Partei
Österreichs. Beiträge zu ihrer Geschichte und Politik, 2. Aufl., Wien 1989.
3/ Peter Mähner/Walter Mentzel (Hg.), Protokolle des Ministerrats der Zweiten
Republik, Kabinett Leopold Figl I, Bd. 1, Wien 2004; Bd. 2, Wien 2005.
4/ Der Beitrag referiert teilweise die bis heute unpublizierten Ergebnisse eines
1986/87 im Auftrag des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung
durchgeführten Forschungsprojekts des Autors zum Thema
Deutsch-österreichische Beziehungen 1945-1949. Eine auf der Basis der
inzwischen zugänglich gewordenen Quellen in österreichischen Archiven
überarbeitete Veröffentlichung ist für 2006 unter dem Titel
"Österreichisch-deutsche Nachkriegsbeziehungen (1945–1949). Forschungsbericht
und Dokumentation zur politischen Abgrenzung und ökonomischen Wiederannäherung"
vorgesehen.
5/ "KPÖ drängte auf Teilung Österreichs", Die Presse 31. März 2005: "Die
Kommunistische Partei Österreichs hat in der zweiten Hälfte der 40er Jahre die
sowjetische Führung aktiv dazu gedrängt, die Teilung Österreichs ins Auge zu
fassen: Dies ist eine der neuen historischen Erkenntnisse, die ein [...] Projekt
über die sowjetische Besatzung in Österreich 1945 bis 1955 [...] zu Tage
gebracht hat." Der Wiener Historiker Wolfgang Mueller bezieht sich auf ein
Schreiben des internationalen Sekretärs, Andrej Shdanow (ðdanov),
an die KPÖ-Führung, in dem dieser energisch Vorstellungen entgegen trat, dass
eine Teilung Österreichs der Arbeiterklasse irgendwelche Vorteile bringen
könnte. Abgesehen davon, dass ein Einzeldokument wohl kaum eine Gesamtanalyse
der Politik einer bestimmten Gruppe oder Partei ersetzen kann, beinhaltet das
Dokument nichts sensationell Neues: Bereits in Hugo Portischs Fernsehserie der
siebziger Jahre, "Österreich II", hatte die später aus der KPÖ ausgetretene
Witwe des langjährigen KPÖ-Vorsitzenden Johann Koplenig, Hilde Koplenig,
berichtet, dass es zwar einzelne Stimmen bis hinauf in die Parteiführung gegeben
habe, die über die Möglichkeit einer Teilung sprachen, dass dies aber weder die
offizielle Parteilinie war noch die Meinung der überwiegenden Mehrheit der
Parteimitglieder darstellte.
6/ Es ging in erster Linie um den ehemaligen Westteil des Salzburger Flachgaues
zwischen der Salzach und dem Waginger See mit den Städten Freilassing, Laufen
und Tittmoning, dessen historische Bezeichnung "Rupertiwinkel" sich zwar damals
in der österreichischen Publizistik fand, in Bayern aber ungebräuchlich war und
für das Gebiet um Reit im Winkel verwendet wurde.
7/ Aktenzahl 2070 Präs./47 vom 15. 1. 1947. Eine Kopie wird im
KPÖ-Wirtschaftsarchiv (Signatur: YV1a) aufbewahrt. Dem Memorandum war eine
genaue Kartenskizze der von Deutschland abzutretenden Gebiete beigefügt
8/ MRP 1946-01-14, in: Mähner/Mentzel (Hg.), Kabinett
Leopold Figl I, Bd. 1, a.a.O., S. 64 f.
9/ Schreibweise der topographischen Bezeichnungen
(Aachen- statt Achen, Dürach statt Dürrach) wie im Original.
10/ Übereinkommen zwischen der US/UK-Militärregierung für Deutschland und der
österreichischen Bundesregierung über Ableitungen aus dem Rißbach-Dürrach- und
Walchengebiet (29. Juni 1948), Bundesarchiv Koblenz, Z 35/178.
11/ KPÖ-Wirtschaftsarchiv YD7, o.D.
12/ MRP 1946-03-19, in: in: Mähner/Mentzel (Hg.), Kabinett Leopold Figl I, Bd.
1, a.a.O., S. 358.
13/ Protokoll des Wirtschaftlichen Ministerkomitees 1946-03-15, in: Ebenda, S.
506.
14/ Wegen eines Einspruchs des Alliierten Rats wurde das am 6. März 1946 vom
Nationalrat beschlossene Bundesgesetz über Maßnahmen zur Sicherstellung der
Elektrizitätsversorgung (Lastverteilungsgesetz) erst am 8. Juni 1946 verlautbart
(BGBl. 83/1946).
15/ MRP 1946-02-05, in: Protokolle des Ministerrats der Zweiten Republik, a.a.O.,
S. 167.
16/ KPÖ-Wirtschaftsarchiv, YD7, 22.9.–7.10.46.
17/ Gedächtnisniederschrift über die Verhandlungen der österreichischen
Delegation in München am Freitag, den 11. X. und Samstag, den 12. X. 1946 (o.D.),
Ebenda, YD7, 11.–12.10.46.
18/ Ebenda, YVla, 12.10.46.
19/ ACA – Minutes of Plenary Sessions of a Special Committee Meeting held at the
Allied Secretariat Building, 4 Stalinplatz, Vienna, on 17th, 18th and 21st
October, 1946, to discuss with the representatives from the Control Commission
in Germany (U.S. and British Elements) the question of exchange of electric
power between Austria and Germany (22. Oktober 1946),
KPÖ-Wirtschaftsarchiv YD7, 17.10.46.
20/ OMGUS = Office of Military Government/United States (d.h. die amerikanische
Militärregierung in Deutschland).
21/ Agreement between the Austrian Government and
OMGUS (28. Oktober 1946).
22/ KPÖ-Wirtschaftsarchiv, YD7, 12.5.47.
23/ Ebenda, YH5bD, 6.6.47.
24/ Ebenda, YD7 29.11.–4.12.46. – Die im folgenden beschriebenen Maßnahmen sind
alle in YD7 dokumentiert.
25/ MRP 1946-02-12, in: Ebenda, S. 210 f.
26/ Ebenda, S. 211.
Referat am Symposium der Alfred Klahr
Gesellschaft "Befreiung und Wiederaufbau – Die KPÖ als
Regierungspartei" am 16. April 2005
Mitteilungen der Alfred Klahr Gesellschaft, Nr. 3/2005
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