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Gerhard Oberkofler: Erwin Chargaff und sein Wien. Ein paar Randnotizen zu
seinem hundertsten Geburtstag
Erwin Chargaff, geboren am 11. August 1905 als Kind des Hermann Chargaff
(1870–1934) und der Rosa geborene Silberstein (1878–1943) in der damaligen
Hauptstadt des österreichisch-ungarischen Kronlandes Bukowina Czernowitz, kam
erst mit Beginn der Mittelschule nach Wien.1 Dorthin war Hermann
Chargaff, der in Czernowitz 1910 seine eigene kleine Bank hatte liquidieren
müssen und auch sonst kein Glück mit diversen Finanzgeschäften hatte, mit seiner
Familie – 1910 war eine Tochter geboren – wegen der Kriegsereignisse im Herbst
1914 übersiedelt.2 Im Adressbuch 1923 wird er als Prokurist der
Anglo-Bank mit Wohnung im III. Bezirk, Wassergasse 14 genannt.3 Rosa
Chargaff wurde von den Nazis 1942 aus ihrer Wohnung verjagt und im April 1943
nach Polen deportiert, wo sie umkam. Bemühungen ihres schon in den USA lebenden
Sohnes, ihre Ausreise zu ermöglichen, waren gescheitert: „Ein Schurke von einem
Wiener Arzt und ein herzloser amerikanischer Konsul hinderten sie mit vereinten
Kräften daran, vor Kriegsausbruch zu mir nach New York zu kommen“.4
Im Rückblick erachtet Erwin Chargaff Wien als seine „Heimatstadt“: „Jedenfalls
ist es Wien, wo mein Vater begraben liegt, und aus Wien haben sie meine Mutter
weggeschleppt.“5
Wiener Startbedingungen für eine intellektuelle Vita
Erwin Chargaff hatte einen gutbürgerlichen Hintergrund, er hatte warmherzige
Eltern, die ihm eine anregende und verhältnismäßig sorgenfreie Entwicklung
ermöglichten. 1915 trat er in das Währinger Gymnasium ein und maturierte 1923
mit Auszeichnung am Bundesgymnasium Wien IX. (Wasagymnasium). Die jüdische
Religion spielte in seiner Familie keine Rolle, Erwin Chargaff unterstreicht,
dass er nie in einer Synagoge gewesen sei und: „ich habe nie einer Religion
angehört“.6 Er wurde also erst durch den rassistischen Antisemitismus
und die Nazigesetze wirklich zum „Juden“. Chargaff war ein leicht lernender
Schüler und rasch im Begreifen. Die Vorlesungen von Karl Kraus (1874–1936), die
für eine kleine Schicht von Wiener intellektuellen Jugendlichen „Kult“ –
Charakter hatten – es gab ja noch keine Manipulation durch das Fernsehen etc. –
wurden vom Schüler Chargaff regelmäßig besucht, sie übten auf ihn einen
prägenden Einfluss aus: „Niemand hat einen größeren Einfluß auf die Jahre meines
Wachsens gehabt; seine ethischen Lehre, seine Vision der Menschheit, der
Sprache, der Dichtung hat mein Herz niemals verlassen.“7 Viel
Interesse an der Naturwissenschaft existierte in diesem Milieu nicht, man wandte
sich der Literatur und Kunst zu. Seine Sammlung von mehr als hundert
Programmblättern der Kraus-Abende oder -Nachmittage war samt seinen Büchern nach
der Vertreibung der Mutter aus der Wiener Wohnung von den echten Wienern
geplündert worden. In seinen Erinnerungen kommt Chargaff auf Kraus in
ungebrochener Verehrung für diesen ausführlich zu sprechen, sein eigener
Kulturpessimismus und Individualismus wird ein Spiegelbild von Kraus. Durch
Kraus hatte Chargaff auch die Gesellschaftskritik von Johann Nepomuk Nestroy
(1801–1862) schätzen gelernt. Mit seinem besten Freund Albert Fuchs (1905–1946),
von dem das so anregende Buch „Geistige Strömungen in Österreich 1867–1918“
stammt8, diskutierte er endlos über das Schreiben.9 Fuchs,
aus der Emigration nach Wien zurückgekehrt, bedauerte in seinem letzten, unterm
17. August 1946 datierten Brief an den schon seit vielen Jahren in den USA
arbeitenden Chargaff, dass dieser nicht in Wien sei, „das Ganze wäre lustiger,
wenn wir zusammenarbeiten könnten. Komm wenigstens bald auf Besuch!“10
Zuvor hatte er ein paar Anmerkungen über das durch die Nazizeit verödete Wiener
Kulturleben gemacht, das müsse er als „einen großen Misthaufen bezeichnen“: „Man
merkt dass die Juden weg sind“, und in Anspielung an die gemeinsame Bewunderung
der Grammatikdisziplin von Kraus schreibt er, dass „berühmte Schriftsteller
glauben, dass die Apposition immer im Dativ steht“. Der frühe Tod von Fuchs am
29. November 1946 hat Chargaff gewiss nicht ermuntert, an eine Rückkehr nach
Wien überhaupt zu denken.
Mit dem Studienjahr 1923/24 inskribierte Chargaff an der Technischen Hochschule
Chemie, wechselte mit dem Wintersemester 1924/25 dann aber doch an die
Universität, wo er das analytische Studium im I. Chemischen Universitätsinstitut
beendete, dort das organische Praktikum machte und am II. Chemischen
Universitätsinstitut das ihm von Fritz Feigl (1891–1971) gestellte
Dissertationsthema „Beiträge zur Kenntnis der Reaktionsfähigkeit des elementaren
Jod“ im März 1928 fertig stellte. Als Religionsbekenntnis hat Chargaff an der
Wiener Universität das mosaische angegeben.11 Chargaff erwähnt
ausdrücklich: „Diese Arbeit wurde von Herrn Privatdozenten Dr. F. Feigl angeregt
und unter seiner Anleitung im II. Chemischen Universitätslaboratorium
ausgeführt.“12 Feigl war damals Privatdozent im II. Chemischen
Institut, dessen Vorstand Ernst Späth (1886–1946) Feigl den Erwerb der
Lehrbefugnis überhaupt erst ermöglicht hatte, weil die Technische Hochschule
Feigl aus offenkundig antisemitischen und antisozialistischen Gründen abgelehnt
hatte. Späth beurteilte am 19. April 1928 als Institutsvorstand die Dissertation
von Chargaff: „Der Verfasser zeigt, dass bei der Einwirkung von Jod auf das
Silbersalz des Saccharins Jodsilber entsteht, wenn als Lösungsmittel Stoffe in
Betracht kommen, welche Jod mit brauner Farbe lösen, während in Flüssigkeiten,
in denen Jod mit violetter Farbe löslich ist, zumeist keine merkliche Umsetzung
erfolgt. Bei stattgefundener Reaktion entsteht wahrscheinlich als
Zwischenprodukt ein am Stickstoff jodiertes Saccharin, das durch Hydrolyse in
Saccharin übergeht. Der Autor schliesst aus den erhaltenen Versuchen, dass Jod
in braun lösenden Lösungsmitteln reaktionsfähiger ist als in violett lösenden.
Ferner findet der Verfasser, dass die von Raschig13 entdeckte
Katalyse der Einwirkung von Jod auf Azide durch Natriumthiosulfat auch durch
lösliche und unlösliche Metallsulfide und ferner durch einige Typen von
S-hältigen organischen Verbindungen bewerkstelligt wird. Anschliessend wird auf
die Verwendung dieser Reaktion zur Lösung einiger Probleme eingegangen. Die
Arbeit ist genügend zur Zulassung zu den strengen Prüfungen.“14 Der
vor seiner Emeritierung stehende Rudolf Wegscheider (1859–1935) stimmte dem zu.
Chargaff hat Chemie studiert, ohne dass er von diesem Fach zuerst irgendeine
konkrete Vorstellung gehabt hatte. Die alten österreichischen Gymnasien hatten
so gut wie keinen Chemieunterricht. Es war seine Neugier an der
Naturwissenschaft insgesamt, nicht zuletzt hatte ein Onkel von ihm eine
Alkoholraffinerie, die eine Anstellung in Aussicht gestellt hat. Als Student
wohnte er bei einer Tante im I. Bezirk, Börseplatz 6, weil in der elterlichen
Wohnung seine Mutter wegen der finanziell angespannten Situation Zimmer
vermieten musste. Die Ausbildung an der Wiener Chemie beurteilt Chargaff im
Nachhinein wenig günstig, er meint, er habe von seinen Lehrern „nicht viel“
gelernt.15 Feigl, der wegen seiner mikrochemische Arbeiten
(Tüpfelanalyse) zu dieser Zeit schon einen hervorragenden Ruf hatte, habe er
bloß gewählt, weil bekannt gewesen sei, dass dessen Probleme „weder viel Zeit
noch viel Geld erforderten“. Feigl, der von den Nazis aus Wien vertrieben wurde
und in Brasilien sich eine angesehene Position wieder aufbauen hatte können,
veröffentlichte mit Chargaff 1928 zwei mit der Dissertation zusammenhängende
Arbeiten, der Kontakt zwischen beiden brach dann ab. Chargaff unterstellt Feigl,
er habe seinen Wohlstand indirekt durch seine Zugehörigkeit zur Sozialdemokratie
erlangt, „denn in Wien herrschten die Sozialdemokraten“.16
Autobiographen überzeichnen eben ihren Individualismus und ihre Originalität.
Während seiner Studentenjahre hatte Chargaff die Ereignisse rund um den
Justizpalastbrand, ein „Werk des eisernen Prälaten“, aber auch „das
parlamentarische Geschwätz“ der österreichischen Sozialdemokratie erlebt.17
Chargaff blieb in der Wissenschaft, er entschied sich, unterstützt durch ein
Stipendium, an die Yale University zu gehen. Die notwendigen Englischkenntnisse
hatte er schon recht gut bei zwei älteren Damen aus Cambridge in Wien gelernt,
die dort eine kleine Sprachschule unterhielten. Im September 1930 ging er nach
einem Zwischenstopp in Wien, inzwischen mit der Studentin Vera Broido (+1995)
verheiratet, nach Berlin an das Hygieneinstitut. Die Option, an ein Moskauer
Institut zu gehen, hatte Chargaff rasch verworfen. Es waren nicht die
politischen Verhältnisse in Wien18, sondern vielmehr die tristen
ökonomischen Bedingungen für die Wissenschaft, die Chargaff zu diesen Schritt
veranlasst haben. Im April 1933 musste er Berlin fluchtartig in Richtung Paris
verlassen, wo er, inzwischen als Bakterienchemiker profiliert, eine Anstellung
am Institut Pasteur fand. Ende April 1934 konnte er in die USA ausreisen, wo ihn
der Biochemiker Hans T. Clarke (1887–1972) an der Columbia aufnahm. 1933, schon
in Paris, hatte der 28-jährige Chargaff für das von Emil Abderhalden (1877–1950)
herausgegebene Handbuch der biologischen Arbeitsmethoden die Zusammenfassung der
„Methoden zur Untersuchung der chemischen Zusammensetzung von Bakterien“
geschrieben.19
Chargaff gehörte in den USA, zuletzt in New York, bald zur ersten Garnitur
seines Faches und half an vorderster Front mit, die Grundlagen für die heutige
Genforschung zu schaffen. In den Würdigungen der Nobelpreisträger Francis Crick
(1916–2004) und James Watson (*1928) für deren Entdeckung der Doppelhelix –
Struktur der DNS werden die dieser Entdeckung vorausgegangenen und ihr
bahnbrechenden experimentellen Arbeiten von Chargaff meist verschwiegen. Auch
der Wiener Physiker Anton Zeilinger erwähnt seinen Namen nicht, wenn er auf
Crick und Watson zu sprechen kommt, wohl aber, dass beide vom Büchlein „What is
Life? The Physical Aspect of the Living Cell. Based on lectures delivered under
the auspices of the Institute at Trinity College, Dublin, in February 1943“
(Cambridge at the University Press 1945) des Wiener Nobelpreisträgers Erwin
Schrödinger (1887–1961) inspiriert worden sind.20 Diese Schrift von
Schrödinger zählt zu den Klassikern der Wissenschaft des 20. Jahrhunderts und
hat mit ihren Passagen über die Chromosome Chargaff21 und die Anfänge
der Molekularbiologie stimuliert. Auf Schrödinger hat im übrigen der von
Chargaff verehrte Heraklit mit seiner Vorstellung, „dass diese Welt uns allen
gemeinsam ist, oder, richtiger gesagt, allen wachen, geistig Gesunden“,
besonderen Eindruck gemacht.22
Briefwechsel mit Engelbert Broda
Obschon Chargaff nach der Befreiung Österreichs zu den innovativsten
österreichischen Wissenschaftlern im Ausland zählte, war sein Name in
österreichischen Emigrantenkreisen weniger bekannt. Die Molekularbiologie war
ein noch sehr junges Gebiet. Engelbert Broda (1910–1983), der 1945 in
Großbritannien versuchte hatte, exilierte österreichische Spitzenwissenschaftler
zur Unterstützung der danieder liegenden österreichischen Wissenschaft zu
gewinnen, war Chargaff zuerst offenkundig nicht bekannt gewesen, jedenfalls
persönlich nicht, in der Korrespondenz mit Feigl wurde Chargaff, was nahe
liegend gewesen wäre, nicht genannt.23 In seinen späteren
wissenschaftshistorischen Arbeiten über die Entwicklung der Naturwissenschaften
in Österreich nennt Broda dann Chargaff an prominenter Stelle, so 1971 in seinem
historischen Rückblick „Biophysik in Österreich“ mit dem Bemerken, dass „dessen
Arbeiten über DNS am Eingang der Molekularbiologie stehen, wenn er auch dieses
Gebiet kritisch betrachtet“.24 Chargaff selbst hatte offenkundig kein
Interesse, an der Rekonstruktion der österreichischen Wissenschaft mitzuwirken.
Die US-Amerikaner hätten es wohl zu verhindern gewusst, dass Chargaff mit seinem
Wissen nach Wien, wo die Sowjets waren, zurückkehrt. Sie hatten die Übersiedlung
von Richard Kuhn (1900–1967) aus Heidelberg nach Wien deswegen unterbunden.25
Wann der Wiener Biochemiker Otto Hoffmann-Ostenhof (1914–1992), 1944/45 Mitglied
der Widerstandsgruppe am I. Chemischen Institut, mit Chargaff in näheren Kontakt
gekommen ist, ist vorerst noch nicht im Detail bekannt. Hoffmann-Ostenhof hat
die Ernennung von Chargaff zum Honorarprofessor der Universität Wien am 2.
Jänner 1975 betrieben. Zu dieser Zeit war Chargaff in Wien natürlich schon
wieder persönlich bekannt und gern gesehener Gast. Anfang der 1970er Jahre
scheint Chargaff sogar überlegt zu haben, ganz nach Wien heimzukehren. Da war
die klassische Periode der Molekularbiologie, die Chargaff mitgeprägt hat,
allerdings schon zu Ende.
Am 30. Juni 1975 schreibt Chargaff mit Briefkopf der Columbia University,
College of Physicians & Surgeons, Department of Biochemistry, Cell Chemistry
Laboratory, New York N. Y. 10032, an Broda:26 „[…] es war sehr
freundlich von Ihnen, mir zu schreiben und mir das Seminarprogramm zu schicken,
welches vielversprechend ausschaut. Ich möchte mich gern an diesem Seminar
beteiligen; aber was ich auf Ihre Einladung antworten soll, weiss ich nicht
recht. Was hat Ihnen die Idee gegeben, dass ich nächstes Jahr in Wien sein
werde?
Die Sache steht nämlich so. Als ich im Oktober 1973 zuletzt in Wien war, habe
ich gehofft, dass die Regierung mir helfen wird, eine erschwingliche grosse
Wohnung zu finden. Demgemäss schrieb ich im Jänner 1974 an die Ministerin – ich
habe aus Gründen, die in der Berggasse erforscht worden sind27, ihren
Namen verdrängt28 – wurde aber keiner Antwort gewürdigt. Darauf habe
ich das ganze ad acta gelegt.
Vor paar Monaten erhielt ich dann plötzlich ein Anstellungsdekret als
Honorarprofessor der Wiener Universität, weiss aber jetzt nicht, was ich damit
anfangen soll. Ich hatte mich schon fast entschlossen, in New York zu bleiben,
da mir ein Forschungslabor angeboten wurde, das mir auch noch etwas extra Geld
einbringen würde. Anfang Oktober muss ich mich endgültig entscheiden, da ich zu
dieser Zeit mein altes schönes Labor in Columbia werde räumen müssen. Den
Gedanken an einen ständigen Aufenthalt in Wien habe ich keineswegs begraben; nur
müsste da ‚dem Greis vom Dach heruntergeholfen‘ werden.
Es bliebe also nur die Möglichkeit, dass ich fallweise nach Wien komme, um ein
paar Vorträge zu halten. Da wir am 3. Juli ohnedies, wie jedes Jahr, in die
Schweiz fahren (meine Adresse vom 15.7. bis 31.8. ist: Park Hotel, CH – 3823
Wengen) hatte ich gehofft, nachher nach Wien kommen zu können. Nun ist da etwas
dazwischengekommen: mir wurde nämlich lächerlicherweise die National Medal of
Science verliehen; und ich muss anfangs September im White House erscheinen, um
sie aus den Händen des Präsidenten entgegenzunehmen. Wann und ob ich nach
Oesterreich kommen kann, ist demnach ungewiss geworden. An sich täte ich es sehr
gern. Ich erinnere mich mit Vergnügen an meinen Vortrag im Oktober 1973.
An Themen würde es nicht hapern, z.B.: 1) Einige naive Betrachtungen über
Reduktion in der Biologie. – 2) Das grosse Dilemma der biologischen
Wissenschaften. – 3) Ueber den Einfluss der Biochemie auf die Genetik. – 4)
Einiges, das ich weiss, und vieles was ich nicht weiss. (Das ist ein Potpourri
über Gott und die Welt und die Biochemie.) – usw.
Ich würde mich freuen, wenn Sie mir wieder schrieben würden. Ich habe in der
letzten Zeit viel allgemeines Zeug geschrieben. Sobald ich Separata habe,
schicke ich sie Ihnen. […].“
Am 26. September 1975 meldet sich Chargaff bei Broda nochmals: „[…] Gemäss
meinem Versprechen habe ich vor kurzem gleich nach meiner Rückkehr nach New York
einige Sonderdrucke an Sie abgeschickt. Diese handeln ausschliesslich von
allgemeinen Themen und geben Ihnen vielleicht einen warnenden Geschmack davon,
wie meine Seminare aussehen würden. Mit speziellem Zeug, das ich hier und da
publiziere, wollte ich sie gar nicht erst belästigen.“
Ich möchte es gern möglich machen, nächste Frühjahr für einige Wochen nach Wien
zu kommen und derart meinen ‚Honorar‘ – Verpflichtungen zu entsprechen, weiss
aber noch nicht, ob ich es machen kann. Ich bin gerade dabei, die Möglichkeit
einer Übersiedlung meines Laboratoriums an einen anderen Platz in New York zu
untersuchen, und wenn man wieder in Ketten ist, so bleibt man in Ketten. […].“
Chargaff konnte sein Cell Chemistry Laboratory tatsächlich vom Department of
Biochemistry an der Columbia University in New York an das dortige Roosevelt
Hospital (428 West 59th Street, N. Y. 10019) verlegen, weshalb er seine Wien
Pläne nicht weiter verfolgte. Der Kontakt von Chargaff zu Broda und Wien
lockerte sich wieder. Broda hat nach 1945 immer wieder versucht, die
existentielle Bedrohung der Menschheit durch einen Krieg mit Kernwaffen im
öffentlichen Bewusstsein präsent zu halten und die Notwendigkeit von
Friedensbemühungen aus wissenschaftlicher Sicht zu unterstreichen. In den
siebziger Jahren griff er auch in die Debatte zur Verhinderung schädlicher
Anwendungen von Wissenschaft und Technik ein und engagierte sich zu spezifisch
österreichischen Problemen wie zur Erhaltung der Kulturlandschaft Wachau oder
zur friedlichen Nutzung der Kernenergie (Zwentendorf).29 Broda sah in
diesen bestimmten Bereichen in Chargaff einen potentiellen Bündnispartner und
nahm mit ihm wieder Kontakt auf. Chargaff antwortet am 16.1.1979 mit offiziellem
Briefkopf der neuen Laboratoriumsadresse, aber schon unter Angabe seiner
Privatadresse: 350 Central Park West, New York, N. Y. 10025: „[…] Ihr
Lebenszeichen habe ich mit Freuden empfangen. Wir haben uns schon sehr lange
nicht gesehen, denn infolge einer schweren Erkrankung meiner Frau im vergangenen
Jahr mussten wir unseren für den Sommer geplanten Besuch in Wien absagen. Ob wir
dieses Jahr kommen können, ist noch ungewiss.
Ihre Aufsätze haben mich wirklich sehr interessiert, denn sie sind in einem Ton
der Anständigkeit geschrieben, den man mitten im amerikanischen
wissenschaftlichen Alltag fast schon vergessen hat. Natürlich gibt es in Amerika
mehr Gegner des atomaren Wachstums als irgendwo sonst, aber die wirklichen
Wissenschaftler, mit wenigen löblichen Ausnahmen, verhalten sich auffallend
still; teils weil sie sonst kein Geld für ihre Forschung kriegen, teils weil
hier die meisten Angst davor haben, sich in einer Minorität zu befinden. Was Sie
vorschlagen, ist so vernünftig, dass es wenig Chancen hat durchgeführt zu
werden.
Dass Sie mein Buch schon gesehen haben, hat mich wirklich überrascht. Ich hatte
den Eindruck, dass es noch kaum über das Tor des Verlagslagerhauses
hinausgekommen ist. Das leidige Buch gibt mir noch immer zu schaffen, denn ich
bin jetzt mit der etwas veränderten deutschen Fassung beschäftigt, die angeblich
und hoffentlich im Herbst bei Klett erscheinen soll. […] P. S. Hoffentlich geht
es Ihnen gesundheitlich wieder gut. Ich schicke Ihnen mit gewöhnlicher Post
meine zwei letzten deutsch geschriebenen Aufsätze.“
Broda, der sich, wie nicht nur aus seiner Biographie von Ludwig Boltzmann30
deutlich wird, für die Lebensgeschichte von österreichischen
Naturwissenschaftler sehr interessiert hat, dürfte die zuerst in den USA in
Erinnerung an einen der Begründer der Dialektik benannten Autobiographie von
Chargaff „Heraclitean fire: sketsches from a life before nature“ angekündigt
gesehen haben, die dann in deutsch herauskam.31 Heraklit von Ephesos
(um 550–480 v. u. Z.), der im Feuer das Grundelement der Welt sieht, hat als
erster abendländischer Denker auf das Problem der inneren Gegensätzlichkeit oder
des Selbstwiderspruchs in ein und derselben Sache aufmerksam gemacht.32
Er hat auch vor dem Glauben an bloße Wörter gewarnt, an Wörter mit einem
Scheinsinn,33 woran Chargaff bei der Wahl des Titels vielleicht mit
gedacht hat. Broda sandte Chargaff ein paar Artikel zu Fragen des Atomkrieges
zu, worauf Chargaff am 4. Mai 1979 antwortet: „[…] Herzlichen Dank für die
Abdrucke Ihrer Artikel über Atomkrieg und ähnliche nette Dinge. Ich habe die
Aufsätze, die wahrscheinlich mit der Pugwash-Konferenz zusammenhängen, mit dem
grössten Interesse gelesen. Wie ich Ihnen schon früher gesagt habe, gefällt mir
Ihre menschliche Art, die Probleme zu erörtern, sehr gut.
Ich habe es fast aufgegeben, mich über die grausigen Neuigkeiten zu informieren,
denn ich bin völlig hoffnungslos. Langsam aber sicher geht es irgendeinem Ende
zu; nicht, weil die Menschen es wollen, sondern weil der Zusammenhang zwischen
ihnen und den ‚regierenden Schichten‘ gänzlich unterbrochen ist. Natürlich sind
auch die Regierenden selbst Marionetten, die an Drähten hängen, von denen ich
nicht sagen kann, wer sie bewegt, es sei denn der Teufel.
Übrigens hoffen meine Frau und ich von 5.–26. Juni in Wien zu sein, da die
Österreichische Gesellschaft für Literatur uns eine Wohnung angeboten hat. […]
Hoffentlich können wir uns treffen. […].“
Broda lud Chargaff natürlich sofort zu einem Vortrag ins Chemiegebäude ein, der
am 22. Juni 1979 „über den gegenwärtigen Stand der reinen Naturforschung“
stattfand. Broda war als Marxist im Prinzip Optimist in Hinsicht auf den
Fortschritt der Menschheit, weshalb er den auf die Spitze getriebenen und
Hilflosigkeit signalisierenden Skeptizismus von Chargaff nicht teilen wollte.
Mit viel Sympathie, aber doch eindeutiger Kritik schreibt er am 16. Juli 1979 an
den nach den USA zurückgekehrten Chargaff: „[…] Hoffentlich haben Sie und Ihre
Frau in Europa noch eine gute Zeit gehabt. Ich habe mich sehr gefreut, Sie
wieder getroffen zu haben und ich kann Ihnen berichten, daß Ihr Vortrag
allgemein außerordentlich interessiert und Denkprozesse in Bewegung gesetzt hat.
Nochmals vielen herzlichen Dank für Ihre Bereitschaft, bei uns zu reden.
Wie Sie wissen, habe auch ich viel Sympathie für Ihre Vorstellungen und Ihre
Kritik am Wissenschaftsbetrieb. Auch mir war Ihr Vortrag sehr wichtig.
Allerdings gestehe ich, daß ich auch bei Ihnen, ebenso wie bei dem von mir
verehrten Karl Kraus, doch ein Bedauern fühle, daß konstruktive und auf die
Zukunft gerichtete Ideen nicht zu Ihrem Recht kommen.
Mehr will ich gegenwärtig nicht sagen. Ich hätte natürlich als Vorsitzender auch
mit meinen eigenen Anschauungen eingreifen können, doch wollte ich dies nicht.
Da wir am nächsten Morgen auf unseren Laborausflug gefahren sind, der übrigens
sehr schön abgelaufen ist, war dann auch keine Gelegenheit mehr zu einem
weiteren Gespräch. Jedoch hoffe ich außerordentlich, daß wir uns bald wieder
treffen können. […].“
Am 26. September 1979 antwortet Chargaff mit privatem Briefkopf: „[…] Ihr Brief
vom 16.7., den Sie an meine Wohnung in New York richteten, ist dort herumgelegen
bis zu unserer Rückkehr vorgestern aus Europa, wo wir uns mehr als 3 ½ Monate
aufhielten. Wir waren lange Zeit in der Schweiz und dann noch in Paris, und ganz
am Ende musste ich nach Bonn, da der Forschungsminister mich zu einer ‚Anhörung
über Gentechnologie‘ einlud. Dort hatte ich Gelegenheit, meine Meinung über die
geplante widerliche Herumpanscherei mit Genen usw. zu sagen.
Bitte entschuldigen Sie also die Verzögerung, mit der ich auf Ihren antworte.
Uns hat es dieses Mal in Wien besser gefallen als je zuvor; und auch was meinen
Vortrag anbetrifft, kann ich nur sagen, dass ich einen sehr günstigen Eindruck
von der Aufnahmebereitschaft und Intelligenz des Publikums mitnahm. Natürlich
sind Naturforscher nicht daran gewöhnt, einer so kritischen Betrachtung der
Wissenschaft aus ihren eigenen Reihen zu begegnen. Aber sie werden sich daran
gewöhnen müssen, denn ich sage voraus, dass die glückliche Beziehung zwischen
Naturwissenschaft und der Bevölkerung ihrem Ende entgegengeht. […].“
Schade, dass es zwischen Chargaff und Broda es zu keinen weiterführenden
Gesprächen gekommen ist. Als der Autor Chargaff seine mit Peter Goller
verfasste, von der Zentralbibliothek für Physik in Wien herausgegebene Schrift
über Engelbert Broda34 zusandte, antwortet dieser (18.2.1994): „[…]
bitte empfangen Sie meinen herzlichen Dank für die Monographie über Engelbert
Broda. Ich habe ihn leider nicht intim gekannt, und auch das nur in seinen viel
zu früh gekommenen letzten Jahren. Aber aus Ihrem Text tritt seine warme und so
sympathische Persönlichkeit sehr klar hervor. […].“
Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst
Die Kreativität von Chargaff verlagerte sich seit den 1970er Jahren von der
Molekularbiologie hin zur Publizistik scharfer Wissenschaftskritik und zu
historischen und literarischen Essays, die außergewöhnlich lebhaft geschrieben
sind. Chargaff verlässt sein Fachgebiet und betrat unsicheres Terrain. Es ist
nicht ungewöhnlich, dass hervorragende Naturwissenschaftler, wenn sie ihr
Spezialgebiet verlassen, den Boden der Rationalität verlieren. Bekannt sind die
irrationalen Berechnungen des Weltunterganges durch Isaac Newton (1643–1727).
Chargaff selbst meint, „daß für den Naturforscher die Philosophie eine der
Gefahren des Altwerdens darstellt“.35 Solche Aussagen dürfen
allerdings nicht dazu verführen, die von Speziallehrkanzeln der Universitäten im
Interesse der kapitalistischen Herrschaft in den Medien zuhauf angebotene
Lumpenphilosophie einschließlich ihrer politikwissenschaftlichen oder
theologischen Sektionen als Expertenwissen zu mystifizieren. Es kann also nur
nützlich sein, wenn Naturwissenschaftler lernen, selbst kulturwissenschaftlich
philosophische Reflexionen anzustellen und zu verbreiten. Universitäten wie die
ETH Zürich denken derzeit ambitioniert über die Implantation einer
entsprechenden Ausbildung in den naturwissenschaftlichen und technischen
Studiengängen nach.
Die Resonanz der in Bezug auf die Entwicklung der Naturwissenschaften
moralisierenden, tendenziell auf Verzicht auf Fortschritt hin zielenden
Argumentation von Chargaff in den Feuilletons der deutschsprachigen Presse hängt
mit den Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre sich verschärfenden
ökonomischen, politischen, geistigen und moralischen Krisenerscheinungen des
Imperialismus zusammen, welche nach angepassten spätbürgerlichen
Wertvorstellungen verlangten. Die BRD-Wochenzeitung Die Zeit brachte in diesen
Jahren viele Artikel über die Orientierungskrise in den Wissenschaften, über
entfremdete Vernunft und ähnliches Zeug.36 Die bürgerliche Klasse
verkraftet solche Auseinandersetzungen, die den Boden des
rational-materialistischen Weltbildes verlassen. Das zeigt nicht zuletzt die
heute im Verhältnis zu den 1970er und 1980er Jahren wieder insgesamt positivere
Grundhaltung der bürgerlichen Gesellschaft gegenüber dem
naturwissenschaftlich-technischen Fortschritt.
Der sozialdemokratische ORF-Redakteur und spätere Bundesminister für Gesundheit
und Umweltschutz Franz Kreuzer (*1929) lud Chargaff Ende 1980 zu einem Gespräch
ein.37 In Wien wurden Überlegungen in Hinsicht auf eine Auszeichnung
für Chargaff angestellt. Das gilt vor allem für den exklusiven Klub der Träger
des durch Bundesgesetz vom 25. Mai 1955 neu eingerichteten österreichischen
Ehrenzeichens, deren Gesamtzahl von 36 österreichischen Staatsbürgern – je 18
für Wissenschaft und Kunst – und 36 ausländischen Besitzern nicht überschritten
werden darf.38 Das Zeremoniell der Aufnahmeverfahren in diesen Orden
war, wie bei allen Orden, natürlich sehr anstrengend.39 Das
Ehrenzeichen greift auf Vorbilder in der Geschichte zurück und sollte an
Personen des In- und Auslandes verliehen werden, „die sich durch besonders
hochstehende schöpferische Leistungen auf dem Gebiet der Wissenschaft oder Kunst
allgemeine Anerkennung und einen hervorragenden Namen erworben haben“. Als das
ausländische Mitglied Kurth Mothes (1900–1983), der ein Pionier der Untersuchung
von pflanzenphysiologischen Problemen mit biochemischen Methoden war, in der DDR
verstorben war, wurde in der Kurie Wissenschaft über eine Nachbesetzung
diskutiert. Der Biochemiker Hans Tuppy (*1924), Mitglied der Kurie Wissenschaft
seit 1975, brachte in der Sitzung vom 10.3.1983 ohne förmliche Antragstellung
zwei Forscher aus seinem Fachgebiet für die Nachwahl zur Diskussion, „die
zweifellos sehr bedeutend sind und beide aus Österreich stammen: Chargaff und
[Hans] Neurath [1909–2002]“. Tuppy verfolgte diesen Vorschlag nicht weiter, weil
mit den beiden Nobelpreisträgern Adolf Butenandt (1903–1995) und Carl Cori
(1896–1984) schon zwei Biochemiker Mitglieder der Auslandskurie Wissenschaft
waren. Nach dem Ableben von Cori brachte der Chemiker Hans Nowotny (1911–1996),
Kurienmitglied seit 1978, Chargaff wieder ins Gespräch, dann auch Linus Pauling
(1901–1994), der Kurienvorsitzende und Physikalische Chemiker Otto Kratky
(1902–1995), Kurienmitglied seit 1964, dachte an den Organischen Chemiker Heinz
A. Staab (*1926). Viktor Frankl (1905–1997), Kurienmitglied seit 1981, bot sich
in der Sitzung vom 27. Mai 1988 an, einen in der Zeitschrift Parnass
erschienenen Artikel über Chargaff zur Verfügung zu stellen, der dann auch bei
der Aussendung des Protokolls in Kopie mitgegeben wurde.40 Dort ist
eine grundsätzliche Aussage von Chargaff zu lesen, die auf die später
diskutierte wissenschaftliche Haltung von Chargaff aufmerksam macht: „Aber die
lyrische, die religiöse, die numinose Betrachtung der Natur und des Lebens halte
ich noch immer für die richtigere. Ich will nicht für die Authenzitität der
Schöpfungsgeschichte in der ‚Genesis‘ einstehen, es war ja niemand dabei, aber
sie ist doch eher ein Abbild dessen, was der Mensch aus der Natur und dem Leben
schöpfen sollte, als die Analysen und Synthesen der Naturwissenschaft. Wir sind
dem Leben in keine Weise nähergekommen, und ich glaube auch nicht, daß man
jemals durch Laboratoriumsforschungen zu einem Verständnis dessen kommen wird,
was Leben ist.“41 Was für ein Unterschied zu der wissenschaftlichen
Auffassung seines Nobelpreiskonkurrenten Francis Crick! Dieser wollte mit seinen
Forschungen direkt eine Alternative zu religiösen Erklärungen des Lebens
anbieten und hat die religiöse Weltanschauung als unangemessen für rational
denkende Menschen erachtet. Christof Koch, Professor of Computation and Neural
Systems am California Institute of Technology in Pasadena, meint, dass dieses
Denken „möglicherweise sogar die treibende Kraft“ von Crick gewesen sei.42
Die Kurie Wissenschaft stand einer Wahl von Chargaff sympathisch gegenüber und
es wurde Nowotny gebeten, einen Aufnahmeantrag zu erstellen (Protokoll vom 27.
Juni 1988). Es müsse noch festgestellt werden, ob dieser noch die
österreichische Staatsbürgerschaft besitze. Ein in der Wochenzeitung Die Zeit am
13. Mai 1988 abgedrucktes Interview mit Chargaff, das der Kurienvorsitzende
Kratky vom Sprachwissenschaftler und Kurienmitglied (seit 1986) Manfred
Mayrhofer (*1926) Mitte August 1988 zur Kenntnis erhalten hat, gab diesem
Anlass, an die Mitglieder der Kurie am 29.8.1988 einen besorgten Brief zu
schreiben: „Es ist keine Frage, daß die Meinungen Chargaffs – man mag ihnen
zustimmen oder nicht – zu Diskussionen führen werden, an denen Vertreter der
Wissenschaft, der Industrie und der Politik beteiligt sind. Diese Diskussionen
werden unsere Kurie oft vor die Aufgabe einer Meinungsäußerung stellen. Die
vorauszusehenden Auseinandersetzungen sind sicher nicht nur erfreulich so daß
ich der Meinung bin, wir müßten die Aufnahme sehr ernst diskutieren“. Chargaff
hat sich im Zeit-Interview zu Fragen der Wissenschaftsentwicklung in
seltsamer Dialektik ebenso falsch wie richtig geäußert. Völlig richtig in
Hinsicht auf die konkretisierte Feststellung, dass alles, was im Kapitalismus
Geld bringt, tatsächlich gemacht wird, also auch die Naturwissenschaften in
vielen Bereichen wie in der Gen- oder Kernenergieforschung den Gesetzen des
Kapitalismus unterworfen sind. Er dachte auch, „in einer ordentlichen
Gesellschaft könnte fast alles getan werden, denn man würde nichts tun, was
nicht getan werden soll“. Wie Karl Kraus lässt Chargaff in seinen Formulierungen
das nackte Interesse erkennen: „Ich glaube, es gibt neue Staaten. Ich glaube,
Nestlé ist ein Staat, und nicht mehr eine Schweizer Gesellschaft … Dabei ist
Nestlé nicht mal der ärgste Vertreter, Ciba oder Hoechst sind wahrscheinlich
ärger. Andere sind wahrscheinlich ärger. Das sind alles unüberschaubare Länder,
in denen es keine Demokratie gibt, keine Wahl, nicht – und die eigentlich die
Staaten herumschieben, zum Teil durch Erpressung, zum Teil durch Lobbies, indem
sie sagen: ‚Wenn Du es uns nicht tun lässt, ziehen wir einfach nach Thailand,
und dort werden wir es machen‘. Man sagt immer, vor dem Terrorismus darf man
nicht zurückweichen. Aber das ist ein viel ärgerer Terrorismus als irgendeiner,
und der wird Tag und Nacht geübt in allen Ländern.“ Die Analyse von
kapitalistischen Forschungsbedingungen lässt Chargaff verzweifeln, er kommt in
Bezug auf Kernenergie und Gentechnik nicht zu einem sowohl (Forschung) – als
auch (Kontrolle), sondern zu einem entweder (Verbot) – oder (Untergang). In
Verkennung des vom globalisierten Kapital verursachten Massenelends will er
beide Schlüsselbereiche sogar mit der Begründung verbieten lassen, er sei „gegen
die Abschaffung des menschlichen Schicksals“. Ganz anders dachte im selben
Jahrzehnt der damalige Präsident der Weltförderation der Wissenschaftler
Jean-Marie Legay, Biometriker und Entwicklungsbiologe an der Universität Lyon,
der aufgrund der wachsenden Beeinflussung des wissenschaftlichen Lebens durch
die transnationalen Gesellschaften zu konstruktiven und diskutierbaren
Vorschlägen kommt, wie sich die Wissenschaft selbst organisieren könnte, um die
Hoffnungen der Menschheit, die sie in die Wissenschaft setzt, erfüllen zu
können.43 Analog Legay meint heute der schweizerische Chemiker und
Nobelpreisträger Richard Ernst (*1933), dass es eine überlebenswichtige Aufgabe
ist, neuartige Modelle für unsere Zukunft zu entwickeln: „Unsere wohl wichtigste
Aufgabe ist die Planung unserer globalen Zukunft ganz allgemein. Die momentane
Entwicklung ist nicht sehr erfreulich und wird vor allem von machtbesessenen
Politikern und einer gewinnorientierten Wirtschaft dominiert.“ Wissenschaftler
müssten, so fordert Ernst, sich mehr um den Kontakt mit der Öffentlichkeit
kümmern und sich in der Tagespolitik engagieren.44
In der Kuriensitzung vom 25. Oktober 1988 wurde über die eventuelle Aufnahme von
Chargaff ausführlich diskutiert. Außer Streit war, dass Chargaff eine sehr
bedeutende Leistung für die Molekularbiologie vollbracht hat, was die Aufnahme
in die Kurie „zweifellos volle Berechtigung geben würde“. Andererseits wurde
eingewendet, dass er sich über die zwei speziellen Hoffnungsgebiete der
Forschung, Kernernergie und Gentechnik, in einer Weise geäußert habe, die
geeignet sei, „dem Ansehen unseres Ordens sehr zu schaden“. Zwei gewichtige
Stellungnahmen von Seiten der auswärtigen Kurienmitglieder Max Perutz
(1914–2002) und Karl Popper (1902–1994) wurden vom Vorsitzenden Kratky
mitgeteilt: „Herr Chargaff hat der Molekularbiologie und der ganzen
Naturwissenschaft durch seine negativen Äusserungen und Verdrehungen der
Tatsachen sehr geschadet. Die Media lieben ihn, weil er die Naturwissenschaften
angreift, aber unser Orden ist doch für, nicht gegen die Wissenschaft“ – so
Perutz am 20. Oktober 1988 schriftlich an Kratky. Perutz nennt in seinen
Aufsätzen über Wissenschaft, Wissenschaftler und die Menschheit seinen Wiener
Kollegen Chargaff nicht.45 Popper, der sich wahrscheinlich zuerst
mündlich geäußert hat, weil sein Brief erst vom 6. Dezember 1988 datiert, fühlte
sich von Chargaff schier belästigt: „Es scheint mir unmöglich zu sein, daß wir
einen Wissenschaftler, der dauernd in Interviews mit Zeitungen die wildesten
Pauschalverdächtigungen gegen alle anderen Wissenschaftler von sich gibt, in den
Orden wählen. Zum Beispiel, Chargaff sagt, daß die einzigen, die bisher von der
Krebsforschung profitiert haben, die Krebsforscher seien. Das ist erstens nicht
wahr (ich bin sicher, daß meine verstorbene Frau durch die Krebsforschung länger
gelebt hat), und zweitens ist es eine irrationale Pauschalverdächtigung. Aber
das ist nur eines von vielen ähnlichen und sogar schlimmeren Bemerkungen.
Chargaff segelt mit dem Wind der anti-wissenschaftlichen Propaganda, ein Wind,
den wir nicht unterstützen dürfen. Das ist in Kürze meine Meinung über diese
Sache.“ Popper hat in der Sache recht, heute werden durch die Genforschung schon
viele monogenetische Erkrankungen verstanden, bei denen ein einziges defektes
Gen die Ursache ist. Genetische Fehler der Tumorzellen können festgestellt und
für Therapieansätze genutzt werden. Die Forschungen für die an polygenetischen
Erkrankungen entscheidenden Gene sind noch nicht so weit gediehen. Poppers
scharfe Ablehnung von Chargaff demonstriert aber auch seine eigene
Unterschätzung der von Chargaff angesprochenen und tatsächlich bestehenden
praktischen und objektiven Beeinflussungen der Wissenschaftsentwicklung.
Die geisteswissenschaftlichen Mitglieder der Kurie neigten trotz der prominenten
Gegenstimmen der Aufnahme von Chargaff zu. Der Romanist Max Kaser (1906–1997),
Kurienmitglied seit 1971, gab schriftlich eine grundsätzliche Erklärung (24.
September 1988): „Diese Freiheit des Strebens nach Erkenntnis und öffentliche
Kundgabe ihrer Ergebnisse ist fragwürdig geworden, seitdem sich herausgestellt
hat, daß manche dieser Erkenntnisse zu einer weittragenden qualitativen
Schädigung oder gar zu möglicher Vernichtung der Menschheit mißbraucht werden
können. Da jedoch Herr Chargaff nach seinen Äußerungen gegenüber der ‚Zeit‘
diese Gefahren augenscheinlich in ihrer vollen Reichweite erkannt hat und die
darauf folgenden Befürchtungen teilt, ohne freilich Auswege nennen zu können,
die auf allgemeine Akzeptierung rechnen können, erschiene es mir denkbar, daß
sich die Kurie auf die Frage beschränkt, ob die wissenschaftliche
Forscherleistung, unabhängig von jener Prinzipienfrage, als ausreichend befunden
werden kann, um diesem Gelehrten das Ehrenzeichen zuzubilligen. Was darüber
hinausgeht, erscheint mir als ein Politikum, über das wir uns nicht notwendig
die Köpfe zu zerbrechen brauchten. Doch wird man auch darüber verschiedner
Ansicht sein können“. Mayrhofer schreibt, seine persönliche Reaktion auf das
Zeit-Interview sei „übrigens stärker als bisher pro-Chargaff“, er würde aber
jedem Wahlvorschlag beitreten, auf den sich die Naturwissenschaftler einigen.
Auch der Neurochirurg Fritz Heppner (*1917), Mitglied der Kurie seit 1984,
sprach sich schriftlich für die Aufnahme aus (10. Oktober 1988): „Das, was in
meinen Augen unsere Kurie auszeichnet, ist einige Distanz von allem, was im
Publikum die Gemüter erregen mag, d.h. Duldsamkeit und Offenheit nach allen
Richtungen. Ähnlichkeiten mit dem Heiligen Offizium bestehen keine, und so
sollte auch jedem Anschein von ‚religiöser Intoleranz‘ aus dem Wege gegangen
werden. In Concreto glaube ich nicht, daß es unsere Aufgabe ist, nachzuprüfen,
ob Chargaff nun ‚recht‘ oder ‚unrecht‘ habe, wenn er z.B. behauptet, die
Forschung werde durch kommerziell orientierte Lobbies manipuliert, wenn er auf
Gefahren der Gentechnologie hinweist, oder wenn er davor warnt, daß nicht alles
Machbare auch gemacht werden dürfe, womit er einen Standpunkt in der Nähe von
Bertrand Russel einnimmt. Auch wenn er den Wert der Chemotherapie für die
Krebsbehandlung oder der großen Transplantationschirurgie für ein
qualitätsvolles Leben anzweifelt, so sind das seine privaten Ansichten, deren
Inhalte nicht Gegenstand unserer Zensur sein können. Was hingegen ernsthaft zu
untersuchen wäre, ist die Gesinnung, die solchen Äußerungen zugrundeliegen mag,
d. h. ob sie verwerflich oder inhuman oder aber ethisch begründet, also
humanitär sei. Wird für ersteres entschieden, ist zugleich eine Ablehnung
impliziert. Und auf der anderen Seite könnten edle Motive keinen Einwand
begründen. Zu der Form, in der Chargaff’s Äußerungen präsentiert werden, nämlich
zu seiner sehr direkten, pointierten und stellenweise polemischen Diktion wäre
zu bedenken, daß er seit 1934 in der Neuen Welt lebt und jene Ära in Europa
nicht mit – erlitten hat, die hier den Zeitgenossen zu solcher Vorsicht erzogen
hat, daß er erschrickt, wenn jemand die Dinge beim Namen nennt.“ Zu seiner
Bemerkung hinsichtlich „religiöser Intoleranz“ fügte Heppner als Nota Bene
hinzu, das habe „keinerlei konfessionellen Bezug, sondern weist auf die
Unduldsamkeit der Dogmatiker gegenüber Andersdenkenden hin“. Eindeutig ablehnend
äußerten sich in der Kuriensitzung vom 25. Oktober 1988 mündlich der Techniker
Hans List (1896–1996), Ehrenzeichenträger seit 1981, und der Vorsitzende Kratky.
Frankl, für den am 3. November 1988 an seinem Wohnhaus in der Czerningasse 2
eine Gedenktafel angebracht wurde, gab Pro- und Contragründe an, die im unterm
3. November 1988 datierten Protokoll der Sitzung vom 25. Oktober 1988 nicht
näher ausgewiesen sind. Nowotny erklärte sich außerstande, für Chargaff einen
Antrag vorzulegen, der dessen Tätigkeit außerhalb des Fachgebietes mit
beurteilt, und stellte in Aussicht, seinen seinerzeitigen Gedanken in Hinsicht
auf die Zuwahl von Linus Pauling auszuführen. Zu Chargaff erwähnte der
Vorsitzende Kratky noch, dass ihm gegenüber Butenandt – dieser stand selbst am
Beginn der Molekularbiologie46 – und der Technische Physiker Heinz
Maier-Leibnitz (1911–2000), Mitglied der Kurie seit 1973 sich eindeutig negativ
geäußert hätten, während der Physiker und Philosoph Carl-Friedrich von
Weizsäcker (*1912), Mitglied seit 1969, meinte, er sehe in den Aktivitäten von
Chargaff außerhalb der Molekularbiologie nicht unbedingt ein Hindernis. In der
Kuriensitzung vom 10. Februar 1989 wurde die eventuelle Wahl von Chargaff
nochmals resümiert, Nowotny erklärte, von der Weiterverfolgung zurückzutreten,
womit die Angelegenheit abgeschlossen war. Anstelle von Chargaff wurde überlegt,
Chemienobelpreisträger (1977) Ilya Prigogine (*1917) in der Nachfolge von Cori
zu wählen. Prigogine hat sich, was aber nicht zur Diskussion stand, hinter die
Forderung um Integration der wissenschaftlichen Aktivität in die Gesellschaft
gestellt. „Wir müssen“, so Prigogine, „versuchen, Wissenschaft und Gesellschaft
so weit wie möglich durchlässig füreinander zu machen. Einer der Wege zu diesem
Ziel ist die Herstellung zusätzlicher Kommunikationsmöglichkeiten.“47
Nach wie vor wurde die Kandidatur Chargaff eingehend diskutiert, ohne zu einer
Lösung zu gelangen. Kratky wollte keinen förmlichen Antrag erstellen lassen,
weil eine Kampfabstimmung zu erwarten gewesen wäre.
In der Sitzung der Kurie für Wissenschaft am 8. März 1991 folgte eine neuerliche
Diskussion über die Nachfolge von Cori in der Auslandsstelle
naturwissenschaftlicher Richtung, die zu einem Abschluss führte. Es wurde
einhellig festgestellt, dass sich alle einig über die wissenschaftlichen
Verdienste von Chargaff sind: „In Hinblick auf verschiedene seiner Schriften
gegen Kernforschung und Genforschung wird aber von seiner Wahl abgesehen. Es
fallen hier besonders ins Gewicht die Ablehnungen durch Butenandt,
Maier-Leibnitz, Perutz, Popper.“ Das Image von Chargaff war wegen seiner den
Fortschritt in den Naturwissenschaften in der Öffentlichkeit herabsetzenden
publizistischen Aussagen eindeutig beschädigt. Die anwesenden Vertreter der
Geisteswissenschaften Heinrich Fichtenau (1912–2000), Herbert Hunger (1914–2000)
und Mayrhofer – von den Naturwissenschaften waren in diese Sitzung anwesend
Frankl, Heppner, der Mathematiker Edmund Hlawka (*1916), der
Experimentalphysiker Willibald Jentschke (*1911), Kratky, List und Tuppy –
erklärten sich für Chargaff, betonten aber, nicht gegen die
naturwissenschaftliche Gruppe eine Wahl durchsetzen zu wollen.
1994 verlieh die Stadt Wien Chargaff den Würdigungspreis für Publizistik, ein
Jahr später erhielt er das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und
Kunst in der Kurie Kunst. Im Buch „Orden und Ehrenzeichen Österreichs 1945–1999“
(Wien 1999) lesen wir: „Chargaff, Erwin, Essayist, Bundesrepublik Deutschland,
14.4.1995.“48 Diese Einreihung dürfte Chargaff mehr erstaunt haben
als die Diskussionen über seine Person in der Kurie Wissenschaft, falls er davon
überhaupt Kenntnis hatte. Denn sicher ist, dass die Literatur eines Nestroy,
Kraus, Roth oder eben eines Chargaff keine BRD-Literatur ist. Das Institut für
Ethik und Wissenschaft im Dialog verleiht einen nach Chargaff benannten Preis.49
In der Gegenwart zählt Chargaff, der am 20. Juni 2002 im Alter von 96 Jahren
gestorben ist, im Wiener Kulturleben zu jenen Legenden, an die gelegentlich
gerne erinnert wird. Das ersetzt eine Chargaff angemessene Auseinandersetzung
mit seinem ebenso scharfsinnigen wie anregenden literarischen Werk, das
allerdings geeignet ist, durch seine apokalyptischen Schreckensbilder im Sinne
„Wenn ihr euch nicht bekehrt, werdet ihr alle umkommen“ irrationale Ängste zu
erzeugen.
Anmerkungen:
1/ Lexikonartikel über Chargaff u.a. in: International Biographical
Dictionary of Central European Emigrés 1933–1945. Vol. II Part 1: A – K. The
Arts, Sciences, and Literature. München-New York–London–Paris 1983, 186;
Österreich Lexikon in drei Bänden. Bd. I, Wien 2004, 218.
2/ Erwin Chargaff: Das Feuer des Heraklit. Skizzen aus einem Leben vor der
Natur. Sammlung Luchterhand, 1989. Zitate folgen dieser Lizenzausgabe. Chargaffs
Autobiographie ist zuerst erschienen unter dem Titel „Heraclitean fire sketches
from a life before nature“ in New York, Rockfeller University Press 1978 und
wurde von Klett-Cotta, Stuttgart, 1979 in (etwas verändert) deutscher Sprache
herausgegeben. Das Buch wurde sowohl deutsch wie englisch in mehreren Auflagen
nachgedruckt. Autobiographische und andere Texte von Chargaff sind bei
Klett-Cotta, bei dem das literarische Gesamtwerk von Chargaff lieferbar ist,
1995 unter dem Titel „Ein zweites Leben“ herausgegeben worden.
3/ Lehmann’s Adressbuch, 64. Jg. 1923, 1. Band.
4/ Das Feuer des Heraklit, 22.
5/ Das Feuer des Heraklit, 27.
6/ Das Leben – ein Spiel. Franz Kreuzer in Gespräch mit Erwin Chargaff, Günther
Kreil, Manfred Eigen, Ruthold Winkler-Oswatitsch und Peter Schuster. Wien 1981,
7–34, hier 8.
7/ Das Feuer des Heraklit, 29.
8/ Globus Verlag Wien 1949. Nachdruck Löcker Verlag Wien 1984.
9/ Willi Weinert hat den Briefwechsel zwischen den beiden Freunden teilweise
publiziert. In: Die Alfred Klahr Gesellschaft und ihr Archiv. Beiträge zur
österreichischen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Wien 2000, 259–275.
10/ Weinert, 263–265, hier 265.
11/ Freundliche Recherche von JSDr. Johannes Seidl, Archiv der Universität Wien.
12/ So im Typoskript der Österreichischen Nationalbibliothek Wien.
13/ Friedrich Raschig (1863–1928) hat zahlreiche chemische Verfahren entdeckt.
Deutsche Biographische Enzyklopädie 8 (1998), 145.
14/ Universitätsarchiv Wien. Für frdl. Unterstützung danke ich Herrn HR Dr. Kurt
Mühlberger
15/ Das Feuer des Heraklit, 51.
16/ Das Feuer des Heraklit, 53.
17/ Das Feuer des Heraklit, 55 f.
18/ So Ernst Schwager, Österreichische Wissenschaftler in Frankreich. in:
Friedrich Stadler (Hrsg.), Vertriebene Vernunft II. Emigration und Exil
österreichischer Wissenschaft. Wien – München 1988, 946–951, hier 951.
19/ Urban & Schwarzenberg, Berlin und Wien 1933.
20/ Anton Zeilinger: Einsteins Schleier. Die neue Welt der Quantenphysik.
München 2005, 76.
21/ Das Feuer des Heraklit, 121 f.
22/ Erwin Schrödinger: Die Natur und die Griechen. (Berechtigte Übersetzung aus
dem Englischen von Dr. Mira Koffka). Wien 1955, 126. Vgl. dazu Gerhard
Oberkofler – Peter Goller: „German Ideology“ as seen by Erwin Schrödinger in
Letters to Hans Thirring. From Their Correspondence (1946–1949). In: What is
Controlling Life? Edited by E. Gnaiger, F. N. Gellesich, M. Wyss. Innsbruck
1994, 19 f.
23/ Gerhard Oberkofler und Peter Goller: Engelbert Broda. Konturen aus seinem
Leben (mit Dokumentenanhang und Faksimiles). In: Zentralbibliothek für Physik
(Hg.), Engelbert Broda (1910–1983). Wissenschaft und Gesellschaft. Wien 1993.
24/ Allgemeine und Praktische Chemie. Wien, 22 (1971), 182 f., hier 183.
25/ Gerhard Oberkofler – Peter Goller: Richard Kuhn. Skizzen zur Karriere eines
österreichischen Nobelpreisträgers. Innsbruck 1992.
26/ Zentralbibliothek für Physik, Wien.
27/ Bei der Ordination von Sigmund Freud in der Berggasse war Chargaff während
seiner Schulzeit fast täglich vorbei gegangen.. Das Feuer des Heraklit, 32.
28/ D. i. Hertha Firnberg (1909–1994), 1970 – 1983 Bundesministerin für
Wissenschaft und Forschung.
29/ Vgl. Engelbert Broda, Wissenschaft, Verantwortung, Frieden. Ausgewählte
Schriften. Hg. von Paul Broda – Gitta Deutsch – Peter Markl – Thomas Schönfeld –
Helmuth Springer-Lederer. Wien 1985, 201–301 (Die Verantwortung des
Wissenschafters). Verzeichnis der Schriften Engelbert Brodas 331–367.
30/ Franz Deuticke Wien, 1955. 2. A. Wien 1986
31/ Wie A. 2.
32/ Hans Heinz Holz: Einheit und Widerspruch. Problemgeschichte der Dialektik in
der Neuzeit. I. Die Signatur der Neuzeit. Stuttgart – Weimar 1997,2 f.
33/ Manfred Buhr (Hrsg.): Enzyklopädie zur bürgerlichen Philosophie im 19. und
20. Jahrhundert. Leipzig 1988, 461, Erhard Albrecht, Sprachphilosophie, 460–476.
34/ Wie A. 23.
35/ Das Feuer des Heraklit, 79.
36/ Dazu Manfred Buhr – Robert Steigerwald: Verzicht auf Fortschritt,
Geschichte, Erkenntnis und Wahrheit (= Zur Kritik der bürgerlichen Ideologie
100). Berlin 1981.
37/ Wie A. 6.
38/ Günter Erik Schmidt: Orden und Ehrenzeichen Österreichs 1945–1999. Wien
1999, 33–36 (Das österreichische Ehrenzeichen und das österreichische Ehrenkreuz
für Wissenschaft und Kunst), 187–189 (Besitzer des Österreichischen Ehrenzeichen
für Wissenschaft und Kunst).
39/ Der Mathematiker Leopold Vietoris (1891–2002) hat dem Autor einen Teil
seines nichtmathematischen Nachlasses zur Verfügung gestellt. Die nachstehend
zitierten Dokumente sind die von Seiten der Kurie Wissenschaft des
Österreichischen Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst an Vietoris, seit 1973
Träger des Ehrenzeichens, übermittelten Briefe, Rundschreiben etc.
40/ Parnass 3/88, 20 f.
41/ Ebenda, 20.
42/ NZZ vom 14. 10. 2004.
43/ Jean-Marie Legay: Wer hat Angst vor der Wissenschaft? Leipzig – Jena –
Berlin 1984 (Erstausgabe Paris 1981: qui a peur de la science?).
44/ Im Gespräch (Vanja Lichtensteiger-Cucak) mit Prof. Richard Ernst. ETH
Bulletin Nummer 296 (Januar 2005).
45/ Max Perutz: Ich hätte sie schon früher ärgern sollen (Übersetzt aus der
englischen Originalfassung von Ursula Derx). Purkersdorf 1999.
46/ Zuletzt darüber Norbert Hilschmann und Heinz Ulrich Barnikol: Butenandt und
die „Ein Gen – Ein Enzym – Regel“. In: Dahlemer Archivgespräche 10 (Berlin
2004), 150–177.
47/ Ilya Prigogine – Isabella Stengers: Dialog mit der Natur. Neue Wege
naturwissenschaftlichen Denkens. München – Zürich 4. A. 1983, 29.
48/ Schmidt, Orden und Ehrenzeichen, 189.
49/ Wiener Rathauskorrespondenz vom 18. April 2005.
Mitteilungen der Alfred Klahr Gesellschaft, Nr. 2/2005
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