Alfred Klahr (1904–1944)
und die „Erfindung“ der österreichischen Nation
Deutschnationale, Austrofaschisten und Kommunisten
im Kampf um die österreichische Identität
Symposium der Alfred Klahr
Gesellschaft
Programm:
Eröffnung: Univ.-Prof. Dr. Hans Hautmann (Universität Linz, Präsident der Alfred Klahr Gesellschaft):
„Alfred Klahr und Österreich wie es ist und wie es sein sollte“
Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Häusler (Institut für Österreichische Geschichtsforschung, Universität Wien):
„Konvergenz und Differenz. Alfred Klahr und Ernst Karl Winter“
Dr. Winfried R. Garscha (Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Zentrale österreichische Forschungsstelle Nachkriegsjustiz):
„Klahrs theoretische Begründung der österreichischen Nation in der Tradition marxistischer Theoriebildung zur nationalen Frage“
em. Univ.-Prof. Dr. Félix Kreissler (Österreichisches Studien- und Forschungszentrum, Universität Rouen/Frankreich):
„Die Auswirkungen auf Politik und Geschichtsschreibung der Zweiten Republik“
Samstag, 16. Oktober 2004, 10.00–14.00
Universitätscampus Altes AKH, ehem. Kapelle
Spitalgasse 2-4/Hof 2, 1090 Wien
Alfred Klahr wurde am 16. September
1904 als Sohn einer Kantorenfamilie geboren. Als Mitglied der Vereinigung
Sozialistischer Mittelschüler trat er später zum Kommunistischen Jugendverband
in Wien-Leopoldstadt über und wurde 1924 Mitglied der KPÖ. 1928 promovierte
Klahr an der Universität Wien zum Doktor der Staatswissenschaften. Danach
arbeitete er als Journalist, von 1930 bis 1932 war er in Moskau an der
Komintern-Schule tätig. Nach den Februarkämpfen war Klahr bis Mitte Dezember in
Haft. In der Prager Emigration beteiligte er sich an der Herausgabe der
illegalen „Roten Fahne“. 1935 bis 1937 arbeitete er als Lektor an der
Internationalen Lenin-Schule in Moskau.
In diese Zeit fällt auch seine systematische Beschäftigung mit dem Thema der
Herausbildung der österreichischen Nation. 1937 erschien in der theoretischen
Zeitschrift der KPÖ „Weg und Ziel“ seine Artikelserie „Zur nationalen Frage in
Österreich", in der Klahr den Gedanken einer eigenständigen österreichischen
Nation entwickelte und wissenschaftlich fundierte. Klahr wies nach, dass
Österreich kein Teil der deutschen Nation sei, sondern vielmehr eine
eigenständige nationale Entwicklung aufweisen könne. Damit im Zusammenhang
unterstrich er die Bedeutung der nationalen Frage für die Erhaltung der
Unabhängigkeit Österreichs, die er als „nationalen Kampf“ sah.
Nach dem Überfall Hitlers auf die Tschechoslowakei floh Klahr nach Paris und
Brüssel. Von den belgischen Behörden wurde Klahr nach Südfrankreich
transportiert und in St. Cyprien interniert. Nach seiner Flucht überschritt er
1941 illegal die Schweizer Grenze. Von der Zürcher Kantonspolizei verhaftet und
an die französische Vichy-Polizei ausgeliefert, wurde Klahr im Lager Le Vernet
interniert und von dort Ende August 1942 ins KZ Auschwitz abtransportiert. Nach
seiner Flucht Ende Juni 1944 schlug sich Klahr nach Warschau durch, wo er von
einer SS-Streife aufgegriffen und erschossen wurde.
Alfred Klahr hat mit seinen damals umstrittenen und heftig diskutieren
wissenschaftlichen Arbeiten Erkenntnisse vorweggenommen, die heute zu den
politischen Selbstverständlichkeiten zählen. Dennoch hat sein Werk nach 1945
nicht die seiner historischen Bedeutung für die weitere Entwicklung Österreichs
entsprechende Würdigung gefunden, in der akademischen Wissenschaft wurde es
bestenfalls am Rande zur Kenntnis genommen.
Bisherige Veranstaltungen der Alfred Klahr
Gesellschaft
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