Klahr    Alfred Klahr Gesellschaft

Verein zur Erforschung der Geschichte der Arbeiterbewegung

Drechslergasse 42, A–1140 Wien

Tel.: (+43–1) 982 10 86, E-Mail: klahr.gesellschaft@aon.at


 

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Alfred Klahr (1904–1944) und die „Erfindung“ der österreichischen Nation

Deutschnationale, Austrofaschisten und Kommunisten im Kampf um die österreichische Identität

Symposium der Alfred Klahr Gesellschaft

Programm:

Eröffnung: Univ.-Prof. Dr. Hans Hautmann (Universität Linz, Präsident der Alfred Klahr Gesellschaft):
„Alfred Klahr und Österreich wie es ist und wie es sein sollte“

Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Häusler (Institut für Österreichische Geschichtsforschung, Universität Wien):
„Konvergenz und Differenz. Alfred Klahr und Ernst Karl Winter“

Dr. Winfried R. Garscha (Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Zentrale österreichische Forschungsstelle Nachkriegsjustiz):
„Klahrs theoretische Begründung der österreichischen Nation in der Tradition marxistischer Theoriebildung zur nationalen Frage“

em. Univ.-Prof. Dr. Félix Kreissler (Österreichisches Studien- und Forschungszentrum, Universität Rouen/Frankreich):
„Die Auswirkungen auf Politik und Geschichtsschreibung der Zweiten Republik“

Samstag, 16. Oktober 2004, 10.00–14.00
Universitätscampus Altes AKH, ehem. Kapelle
Spitalgasse 2-4/Hof 2, 1090 Wien

Alfred Klahr wurde am 16. September 1904 als Sohn einer Kantorenfamilie geboren. Als Mitglied der Vereinigung Sozialistischer Mittelschüler trat er später zum Kommunistischen Jugendverband in Wien-Leopoldstadt über und wurde 1924 Mitglied der KPÖ. 1928 promovierte Klahr an der Universität Wien zum Doktor der Staatswissenschaften. Danach arbeitete er als Journalist, von 1930 bis 1932 war er in Moskau an der Komintern-Schule tätig. Nach den Februarkämpfen war Klahr bis Mitte Dezember in Haft. In der Prager Emigration beteiligte er sich an der Herausgabe der illegalen „Roten Fahne“. 1935 bis 1937 arbeitete er als Lektor an der Internationalen Lenin-Schule in Moskau.
In diese Zeit fällt auch seine systematische Beschäftigung mit dem Thema der Herausbildung der österreichischen Nation. 1937 erschien in der theoretischen Zeitschrift der KPÖ „Weg und Ziel“ seine Artikelserie „Zur nationalen Frage in Österreich", in der Klahr den Gedanken einer eigenständigen österreichischen Nation entwickelte und wissenschaftlich fundierte. Klahr wies nach, dass Österreich kein Teil der deutschen Nation sei, sondern vielmehr eine eigenständige nationale Entwicklung aufweisen könne. Damit im Zusammenhang unterstrich er die Bedeutung der nationalen Frage für die Erhaltung der Unabhängigkeit Österreichs, die er als „nationalen Kampf“ sah.
Nach dem Überfall Hitlers auf die Tschechoslowakei floh Klahr nach Paris und Brüssel. Von den belgischen Behörden wurde Klahr nach Südfrankreich transportiert und in St. Cyprien interniert. Nach seiner Flucht überschritt er 1941 illegal die Schweizer Grenze. Von der Zürcher Kantonspolizei verhaftet und an die französische Vichy-Polizei ausgeliefert, wurde Klahr im Lager Le Vernet interniert und von dort Ende August 1942 ins KZ Auschwitz abtransportiert. Nach seiner Flucht Ende Juni 1944 schlug sich Klahr nach Warschau durch, wo er von einer SS-Streife aufgegriffen und erschossen wurde.
Alfred Klahr hat mit seinen damals umstrittenen und heftig diskutieren wissenschaftlichen Arbeiten Erkenntnisse vorweggenommen, die heute zu den politischen Selbstverständlichkeiten zählen. Dennoch hat sein Werk nach 1945 nicht die seiner historischen Bedeutung für die weitere Entwicklung Österreichs entsprechende Würdigung gefunden, in der akademischen Wissenschaft wurde es bestenfalls am Rande zur Kenntnis genommen.

Bisherige Veranstaltungen der Alfred Klahr Gesellschaft

 

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