Klahr    Alfred Klahr Gesellschaft

Verein zur Erforschung der Geschichte der Arbeiterbewegung

Drechslergasse 42, A–1140 Wien

Tel.: (+43–1) 982 10 86, E-Mail: klahr.gesellschaft@aon.at


 

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Gerhard Oberkofler/Willi Weinert: Alfred Klahr als Motiv für eine europäische Sonderpostmarke

Sonderpostmarken werden von den nationalen Postbehörden zu bestimmten Anlässen und Themen herausgegeben. Die österreichischen Postverwaltung widmete nach 1945 in ihrer Kategorie Persönlichkeiten Dr. Karl Renner (1870-1950) mehrmals prachtvolle, den ehemaligen k.u.k. Beamten als Staatsmann stilisierende Sonderpostmarken. 1946 kommen gleich zwei Porträtmarken von Renner heraus, die Ausgabe vom 7.8. zeigt „Dr. Karl Renner“ in seiner Eigenschaft als Bundespräsident, die Ausgabe vom 5.9. ist der bekannte „Rennerblock“ (4 Kleinbogen, jeder Block mit 8 Marken). 1948 (12.11.) ist die Jubiläumsmarke zum 30. Jahrestag der Gründung der Republik mit seinem Porträt geschmückt, 1951 (3.3.) erscheint eine in Schwarz gehaltene Gedächtnismarke, 1958 (12.11.) und 1968 (11./sic./11.) wird des 40. bzw. 50. Gründungstages der Republik wieder mit einem Konterfei von Renner gedacht, 1970 (14.12.) wird mit einem Porträt an seinen 100. Geburtstag erinnert und 1996 (25.12.) kommt eine Porträtmarke innerhalb des zehnteiligen Markenblocks „1000 Jahre Ostarrichi“ heraus. /1/ Karl Renner ist die mit Briefmarken meistpopularisierte Persönlichkeit der österreichischen Geschichte. Durch diesen abnormen Personenkult wird der widersprüchliche Charakter der österreichischen Nachkriegspolitik besonders deutlich. Diese ist im allgemeinen nicht an der historischen Wahrheit interessiert, vielmehr an dem ihr auf dem Markt der Tagespolitik dienlichen Schein der historischen Wahrheit. Renners freudiges Ja zum „Anschluss“ im Jahre 1938 und sein alleruntertänigster Brief an Josef W. Stalin aus dem Jahre 1945, in dem er seine Kenntnisse von den „Modalitäten der Staatsgründung“ für ein künftiges sozialistisches Österreich anbot, bleiben ebenso aus dem öffentlichen historischen Bewusstsein verdrängt wie seine erst 1990 vom kommunistischen Widerstandskämpfer, Juristen der Arbeiterklasse und Gründungsmitglied der Alfred Klahr Gesellschaft Eduard Rabofsky (1911-1994) herausgegebene Propagandaschrift: „... der Anschluss und die Sudetendeutschen“. Renner hat sich darin quasi rechtsgutachtlich positiv zur Annexion der Sudetengebiete durch Hitlerdeutschland geäußert und damit die im Sommer 1938 aktuellste Aufgabe der hitlerfaschistischen Kriegspolitik in diplomatischen Kreisen unterstützt. Über Renners üblen Deutschnationalismus und seine Auffassung, dass „die Tore der Süd- und Ostslawen dem Westen offen zu halten /sind/, koste es was es wolle“, gibt es genügend literarische Belege, worauf Rabofsky in der Einleitung zu Renners Schrift hinweist. 
Den Männern und Frauen des antifaschistischen Widerstandes, denen die Republik Österreich ihr Wiedererstehen zu danken hat, haben die österreichischen Regierung durch ihre Postverwaltung in allgemeiner Form und gelegentlich Sondermarken gewidmet. 1946 (16.9.) erscheinen acht Briefmarken mit die Nazibesetzung, Widerstand und Befreiung stilisierenden Motiven zur „Antifa-Ausstellung in Wien“. 1961 (8.5.) ist ein rotes Markenbild der „Freiheit Österreichs“ gewidmet, aus einer Opferschale steigen Flammen empor, unterhalb der Schale ist eine Kette mit gesprengtem Mittelglied abgebildet. 1977 (3.11.) wird eine „Den Opfern für die Freiheit Österreichs“ gewidmete zweifarbige Sonderpostmarke hinausgegeben, abgebildet ist ein Mann, in der Rechten die Rot-Weiß-Rote Fahne haltend, mit der Linken einen Stacheldraht hebend, im Hintergrund sind die Kreuze seiner getöteten Kameradinnen und Kameraden zu sehen. Die in das Internet hineingestellte Legende dazu ist historisch korrekt, greift auf die Zeit des Austrofaschismus zurück, in der zuerst die Kommunistische, dann die Sozialdemokratische Partei verboten und die Freien Gewerkschaften aufgelöst wurden, sagt, dass unzählige Österreicher schon beim Eintreffen Hitlers in Wien in „Schutzhaft“ genommen wurden und dass im Kampf für Freiheit und Demokratie zahlreiche Österreicher von der Blutjustiz der Nazi oder in deren Konzentrationslagern ermordet wurden: „2700 Österreicher wurden als aktive Kämpfer gegen das nationalsozialistische Regime zum Tode verurteilt, 16.400 österreichische Widerstandskämpfer wurden in Konzentrationslagern ermordet, 16.100 Österreicher wurden in Gestapogefängnissen und Zuchthäusern in den besetzten Ländern Europas umgebracht. Im Jahre 1946 wurde erstmals seitens der österreichischen Bundesregierung eine Dokumentation „Das Rot-Weiß-Rot-Buch“ über den Beitrag der Österreicher zur Befreiung ihrer Heimat herausgegeben. Durch die Ergänzungen unzähliger Dokumente wissen wir heute, dass es weitaus mehr Opfer des Widerstandes gab, als kurz nach dem Krieg angenommen worden war“. /2/ Vielleicht im Nachklang zur völlig überzogenen Diskussion über die Wehrmachtsvergangenheit von Bundespräsident Kurt Waldheim, dem 1992 (22.6.) wie allen anderen österreichischen Bundespräsidenten eine Sonderpostmarke gewidmet wurde, hat die österreichische Postverwaltung aus Anlass des „50. Todestages der Widerstandskämpfers Franz Jägerstätter“ (6.8.1993) und des „100. Geburtstages von Käthe Leichter“ (18.8.1995) ausdrücklich zweier Opfer des Nationalsozialismus mit Namen gedacht. Die dreimaligen (24.4.1953, 11.1.1957, 24.4.1973) Sonderbriefmarken für den demokratischen, historisch so klar sehenden österreichischen Bundespräsidenten Theodor Körner (1873-1957), die beiden Sonderbriefmarken (3.10.1969 und 28.6.1974) für Bundespräsident Franz Jonas (1899-1974) und die Sonderbriefmarken 1981 (7.9.) für Otto Bauer (1881-1938), 1991 (21.1.) für Bruno Kreisky (1911-1990) und 1994 (26.8.) für Karl Seitz (1869-1950) können im Zusammenhang mit der Erinnerung an den antifaschistischen Widerstand interpretiert werden, obschon sie nicht deswegen eine Sonderbriefmarke erhalten haben. Das gilt auch für jene Sonderbriefmarke „25 Jahre Zweite Republik Österreich“ (27.4.1970), die ein Porträt des KZ-Häftlings und Bundeskanzlers Leopold Figl (1902-1965) zeigt, welcher in seiner Regierungserklärung vom 21.12.1945 die Forderung des österreichischen Widerstandes aufgriff: „Das Österreich von morgen wird ein neues, ein revolutionäres Österreich sein. Es wird von Grund auf umgestaltet und weder eine Wiederholung von 1918 noch von 1933 noch eine von 1938 werden“. Jene 1980 (20.3.) zum „65. Geburtstag des Herrn Bundespräsidenten Dr. Rudolf Kirchschläger“ ausgegebene Sonderbriefmarke kann nicht hinzugezählt werden, da Kirchschläger (1915-2000) noch im März 1945 als Hauptmann und Taktiklehrer der Hitlerwehrmacht in der Offiziersschule Wiener Neustadt ein letztes Aufgebot von etwa 1200 Fahnenjunkern gegen die zur Befreiung von Wien ansetzenden sowjetischen Truppen geführt hat. Zum Unterschied vom Wehrmachtseinsatz Waldheims wurde dieser Einsatz, der für Hunderte junge Männer mit dem Tod endete und nur für ergebene Hitleroffiziere wie Kirchschläger nicht erkennbar sinnlos gewesen sein konnte, in der Öffentlichkeit nie debattiert. Weder das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes noch die Sozialdemokratie, welche für solche oder ähnliche Diskussionen Öffentlichkeit herstellen, hatten daran ein Interesse. Auch beschädigen die 1982 (30.7.) ausgegebene Sondermarke zum 50. Todestag des schiesswütigen Prälaten Ignaz Seipel (1876-1932) oder jene von 1987 (13.11.) zum 100. Geburtstag des Opportunisten Oskar Helmer (1887-1963) das historische Gedächtnis und die Erinnerung an die demokratischen Kräfte der österreichischen Geschichte, die durch Sondermarken wie „40 Jahre Befreiung Österreichs“ (26.4.1985), „100 Jahre Arbeiterbewegung“ (4.9.1964), „60jähriger Bestand der Gewerkschaftsbewegung in Österreich“ (29.8.1953), „15 Jahre verstaatlichte Betriebe“ (15.9.1961) oder „10 Jahre Wiederherstellung der Unabhängigkeit der Republik Österreich“ (27.4.1955) auch in ansprechender Weise gepflegt wurden. 
Von den vielen österreichischen Kommunisten und Kommunistinnen, die von den Nazis als politisch gefährlichste Feinde erbarmungslos liquidiert wurden, hat durch die österreichische Postverwaltung niemand eine österreichische Briefmarke erhalten. Im Unterschied zu der das ausgrenzende Spektrum der bürgerlichen Demokratie bedienenden und sich in ihr bewegenden Sonderbriefmarkenpolitik der Republik Österreich, deren eingehendere Untersuchung in Hinsicht auf ihre fortschrittlichen und reaktionären Elemente reizvoll wäre, hat die heute von SPD und PDS gemeinsam /3/ als totalitär und menschenverachtend eingeschätzte Sowjetische Besatzungszone bzw. dann Deutsche Demokratische Republik von ihren Anfängen an dem Andenken an alle antifaschistischen Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer konsequent und planmäßig Sonderbriefmarken mit Namen und Adresse gewidmet. Und weil der Faschismus ganz Europa mit Krieg und Terror heimgesucht hat, ist die Deutsche Demokratische Republik bei ihren Ausgaben über die Grenzen ihres Staates hinausgegangen, um so auch der Einheit der europäischen Arbeiterbewegung postalischen Ausdruck zu geben. Als Pionierin zeigt sich Mecklenburg-Vorpommern, das als erstes der Länder des besetzten Deutschlands schon 1945 in einer Sonderausgabe die Erinnerung an die Helden des Widerstandskampfes wachrief. /4/ Der Kommunist Ernst Thälmann (1886-1944), der Sozialist Rudolf Breitscheid (1874-1944) und der Katholik Erich Klausener (1885-1934), als Widerstandskämpfer von den Nazis ermordet, sind Motive für drei Briefmarken, die den Aufbau eines neuen Deutschlands, an dem sich alle demokratischen Kräfte aufgrund der historischen Erfahrung „zwangsvereinigt“ beteiligen, politisch kulturellen Ausdruck geben. Die Deutsche Demokratische Republik hat dann zahlreiche Briefmarken im Gedenken an die Helden und Opfer des Faschismus hinausgegeben.
Am 28.8.1962 (Bekanntmachung) gab das Ministerium für Post- und Fernmeldewesen der DDR, das von Friedrich Burmeister (1888-1968), Mitbegründer der CDU in Mecklenburg-Vorpommern und Mitglied des CDU-Präsidiums der DDR, geleitet wurde /5/, fünf Sonderpostwertzeichnen mit Zuschlag heraus, auf denen ermordete internationale Antifaschisten abgebildet sind./6/ Die Einnahmen aus dem Zuschlag wurden für die Erhaltung der Nationalen Mahn- und Gedenkstätten verwendet. Die wahrscheinlich vom Kuratorium für die Erhaltung der nationalen Mahn- und Gedenkstätten in der DDR mit vorgeschlagenen Motive waren René Blieck (1910-1945) in der Farbe preußisch bzw. stahlblau, Alfred Klahr (1904-1944) grün, José Diaz (1896-1942) violett, Julius Alpári (1882-1944) rot und die am 28. 12. 1943 ermordeten sieben Brüder Cervi sepia im Wert von 5+5 (Blieck), 10+5 (Klahr), 15+5 (Diaz), 20+10 (Alpári) und 70+30 Pfennig (Cervi). Ausgabetag war der 4. 10. 1962, die Bildgröße für die Werte 5, 10, 15 und 20 Pfennig 23,5 x 28,8 mm mit der Papiergröße 27,5 x 32,8 mm, für den Wert 70 Pfennig war die Bildgröße 39 x 21,5mm, die Papiergröße 42,96 x 25,5mm. Zu den Sonderpostwertzeichen wurde ein Ersttagsbriefumschlag herausgegeben, der auf dem linken Drittel der Anschriftseite das Dockerdenkmal in Amsterdam zeigt. Als im Februar 1941 in Amsterdam die Judenverfolg begann, rief die Kommunistische Partei der Niederlande zum Streik auf, der von den Dockarbeiter in Amsterdam zwei Tage durchgehalten werden konnte. Die Sonderpostwertzeichen druckte der Volkseigene Betrieb Deutsche Wertpapier-Druckerei in Leipzig im Stichtiefdruckverfahren auf Wasserzeichenpapier mit dem Muster DDR-Kreuzblumen, die Umschläge der Volkseigene Betrieb Buch- und Stahlstichdruck Greiz im Stichtiefdruckverfahren. Die Entwürfe für die Sonderpostwertzeichen und für den Ersttagsbriefumschlag fertigte der Volkseigene Betrieb Deutsche Wertpapier-Druckerei in Leipzig an, gestochen wurden die Marken zu 5, 10 und 15 Pfennig von Oswin Volkamer und zu 20 und 70 Pfennig von Margot Sachs, beide Leipzig. Die Auflagenhöhe richtete sich nach dem Alltagsgebrauch der Postwerte, für den 5+5 Pfennigwert (Blieck) bei 2,6 Millionen Stück, für 10+5 (Klahr) 3, für 15+5 (Diaz) 2,6, für 20+10 (Alpári) 3 und für den 70+30 Pfennigwert (Cervi) bei 1,11 Millionen Stück. 
Von wem der Hinweis auf Alfred Klahr, der durch seine wissenschaftliche Darstellung der österreichischen Nation für die Entwicklung des antifaschistischen österreichischen Widerstandes von außerordentlicher Bedeutung war, ausgegangen ist, geht aus den Akten nicht hervor. Es ist gut möglich, dass Arnold Reisberg (1904-1980), der damals schon in der Deutschen Demokratischen Republik als Historiker tätig war, den Hinweis gegeben hat. Reisberg war mit Klahr seit der ersten Hälfte der 20er Jahre befreundet und so wie dieser Funktionär im Kommunistischen Jugendverband Wien Leopoldstadt, später in der Kommunistischen Partei Österreichs. In den 30er Jahren unterrichteten beide im österreichischen Sektor der Leninschule in Moskau. Die Veröffentlichung der Erläuterungen zu den Motiven Blieck, Klahr, Diaz, Alpári und Brüder Cervi mit Abbildungen erfolgte im ministeriellen Verordnungsblatt Nr. 36 vom 8. 9. 1962 und zeigt im Kontext, welche hohe Wertschätzung der Österreicher Alfred Klahr in der internationalen Arbeitbewegung genoss:
„René Blieck wurde am 1. Mai 1910 in Brüssel geboren. Er studierte die Rechte an der Freien Universität in Brüssel. Er schloss sich der marxistischen Studentenbewegung an und beteiligte sich im Komitee für Wachsamkeit der antifaschistischen Intellektuellen und an der Welt-Sammlungsbewegung für den Frieden. René Blieck war Mitarbeiter der Redaktion verschiedener Arbeiterzeitungen, Rechtsanwalt am Appellationsgericht in Brüssel, Schriftsteller und Dichter. Nach der Besetzung Belgiens durch die Hitlerfaschisten arbeitete er bei illegalen Zeitungen mit und nahm an Aktionen der Partisanen teil. Am 22. Juni 1941 von der Gestapo verhaftet, wurde er über das Folter-Lager Breendonk in das Konzentrationslager Neuengamme eingeliefert. Er beteiligte sich an der Widerstandsbewegung im Lager und wurde als Beauftragter für Kontakte mit den französischen politischen Häftlingen eingesetzt, die 1944 in das Lager kamen. Während dieser Zeit schrieb er auf Fetzen entwendeten Papiers heimlich Gedichte, die er und seine Kameraden auswendig lernten. Bei der Evakuierung des Lagers wollte er seine französischen Genossen nicht verlassen. Gemeinsam mit ihnen ging er am 3. Mai 1945 zugrunde, als die SS das Schiff „Kap Arkona“ in der Lübecker Buch versenkte.
Dr. Alfred Klahr wurde am 16. September 1904 in Wien geboren. Er studierte an der Wiener Universität Nationalökonomie und Staatswissenschaften und promovierte 1928. Bereits in der Mittelschule schloss sich Alfred Klahr der Sozialistischen Mittelschülerbewegung an und wurde 1923 Mitglied des Kommunistischen Jugendverbandes Österreichs. Nach dem Verbot der Kommunistischen Partei 1934 verhaftet, musste er danach Österreich verlassen und wirkte einige Zeit als Dozent in Moskau. Mehrmals kehrte er nach Österreich zurück. Nach der faschistischen Besetzung begab er sich nach Frankreich, wo er im März 1941 verhaftet wurde. Im November 1941 gelang ihm die Flucht in die Schweiz. Er wurde jedoch wieder an Frankreich ausgeliefert. Über das Konzentrationslager Vernet kam er 1942 in das Konzentrationslager Auschwitz. Mit Hilfe des illegalen Lagerkomitees wurde er vor der Vernichtung gerettet und konnte im Juni 1944 erneut fliehen. Er schloss sich der polnischen Widerstandsbewegung an und gelangte nach Warschau. Im Juli 1944 fiel Dr. Alfred Klahr im bewaffneten Widerstandskampf.
José Diaz wurde am 27. April 1896 in Sevilla geboren. Von seinem Vater lernte er den politischen Kampf. Bereits mit 21 Jahren führte er einen erfolgreichen Streik der Bäcker in Sevilla. Als Gewerkschaftsführer verstand er es, den Kampf gegen den Anarchismus, für die Forderungen der Arbeiterklasse und gegen die Monarchie sowie die Diktatur der Generale zu verbinden. 1925 wurde er in Madrid verhaftet. Wieder freigelassen, besuchte José Diaz 1930 die Sowjetunion. 1931 und 1932 führte er die Arbeiter von Sevilla im Generalstreik. Er wurde erneut verhaftet, führte aber den Kampf vom Gefängnis aus weiter. Während der Gefangenschaft wurde José Diaz zum Generalsekretär der Kommunistischen Partei Spaniens gewählt. Nach dem Sieg der Volksfront warnte er am 15. Juli 1936 vor dem Aufstand der faschistischen Generale. Drei Tage später begann die Konterrevolution. Die Leiden während der schweren Gefangenschaft und die Anspannung in den Kämpfen gegen den Faschismus hatten die Kräfte des unerschütterlichen, aber längst schwer kranken José Diaz so verbraucht, dass die Bemühungen der spanischen Ärzte, der Ärzte aus den Internationalen Brigaden und auch der Ärzte der Sowjetunion ihn nicht retten konnten. Am 21. März 1942 verstarb José Diaz in Tbilissi.
Julius Alpári wurde 1882 in Bratislava geboren. Wegen Teilnahme an einer revolutionären Studentenbewegung der Schule verwiesen, trat er in Budapest der Sozialdemokratischen Partei bei. Er wurde außenpolitischer Redakteur des Zentralorgans „Népszava“. Seit 1907 war er Führer der ungarischen Jungarbeiterbewegung. Als Hörer an der Parteihochschule in Berlin lernte er Franz Mehring, Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht und Wilhelm Pieck kennen. Wegen seiner links-oppositionellen Haltung schloss ihn die rechte opportunistische Führung 1910 aus der Ungarischen Sozialdemokratischen Partei aus. Am Ende des 1. Weltkrieges war Julius Alpári einer der Mitbegründer der Kommunistischen Partei Ungarns. Während der Ungarischen Räterepublik bekleidete er die Funktion eines Stellvertretenden Volkskommissars für Auswärtige Angelegenheiten. Nach dem Sieg der Konterrevolution gelang ihm die Flucht vor den Horthy-Henkern nach der Tschechoslowakischen Republik, wo er aktiv an der Gründung der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei teilnahm. Bald danach wurde er nach Berlin entsandt. Er gründete als Organ der Kommunistischen Internationale die Internationale Pressekorrespondenz und leitete sie bis 1933. Zu Beginn der Hitler-Diktatur verlegte er seine Tätigkeit nach der Schweiz. Die Zeitung erhielt den Namen „Rundschau“. Auf Dünndruckpapier in Deutschland illegal verbreitet, war sie eines der wertvollsten Informationsorgane für die kämpfenden Antifaschisten. Später ging Julius Alpári nach Paris, wo er 1940 von der Gestapo verhaftet und in das Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht wurde. Nach jahrelangen Folterungen, zum Skelett abgemagert und fast erblindet, erhält er von Himmler den Auftrag, eine Geschichte der Kommunistischen Internationale zu schreiben. Julius Alpári schreibt und übergibt der SS nach wiederholtem Drängen eine Anklageschrift gegen die Nazifaschisten. er wusste, dass seine Frau im Konzentrationslager Ravensbrück umgebracht worden war. Am 17. Juli 1944 wurde Julius Alpári im „Industriehof“ des Konzentrationslager Sachsenhausen hingerichtet.
Die sieben Brüder Cervi wurden als Söhne eines Halbpächters in der Provinz Reggio in Oberitalien geboren, Gelindo 1901, Antenore 1904, Aldo 1909, Ferdinando 1911, Agostino 1916, Ovidio 1918 und Ettore 1921. Auf dem Sonderpostwertzeichen sind sie von links oben nach rechts unten in folgender Reihenfolge abgebildet: Ovidio, Agostino, Antenore, Aldo, Gelindo, Ferdinando, Ettore. Durch das Lesen und das gemeinsame Studium fortschrittlicher und marxistischer Literatur wurden sie mit den Grundzügen des Marxismus-Leninismus vertraut und schlossen sich der illegalen Kommunistischen Partei Italiens an. 1936 agitierten sie gegen den faschistischen Überfall auf Äthiopien. Später gewährten sie politisch Verfolgten Obdach und versorgten sie. Während des 2. Weltkrieges beteiligten sie sich an der Herstellung und am Vertrieb der illegalen Zeitung der Kommunistischen Partei Italiens „Unitá“. Nach dem Sturz Mussolinis organisierte die gesamte Familie Cervi den bewaffneten Kampf gegen die italienischen und deutschen Faschisten. In der Nacht zum 25. November 1943 werden die sieben Brüder und der Vater Cervi, nachdem sie sich bis zur letzten Patrone verteidigt hatten, von 150 Faschisten gefangen genommen. Am 28. Dezember 1943 erschossen die Faschisten die sieben Brüder Cervi in Reggio Emilia. Ihnen zu Ehren bildeten die Partisanen Cervi-Bataillone und kämpften bis zum Sieg über den Faschismus“.
Die Republik Österreich hat es versäumt, an jene Frauen und Männer mit Namen wie eben Alfred Klahr mit Briefmarken zu erinnern, der sie ihr Wiedererstehen verdankt. Von der neuen Post A.G. kann eine solche Erinnerung weder erwartet noch eingefordert werden. Deren Briefmarkenpolitik ist im Internet aus Anlass der Sonderbriefmarken vom 22.1.2002 so zu lesen: „Die Sondermarke *Blumenstrauß* ist die erste *Duftmarke* der Österreichischen Post A.G. Die Marke duftet zart nach Rosen und soll vor allem die Valentinsgrüße verschönern.“ /7/

Anmerkungen:

1/ Austria Netto Katalog. Briefmarken. Österreich Standardkatalog 2002. 
2/ www.post.at
3/ Die Präambel. junge Welt, 11.01.2002
4/ Artur Vogt: Was die Briefmarken der DDR erzählen. Philatelistische Schriftenreihe Heft 5. Leipzig 1959.
5/ Digitale Bibliothek Berlin
6/ Das Folgende nach den Akten des Bundesarchivs Berlin, Bestand Ministerium für Post- und Fernmeldewesen der DDR (DM 3), Abt. Postwertzeichen.
7/ www.post.at

Mitteilungen der Alfred Klahr Gesellschaft, Nr. 2/2002

 

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