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30 Jahre „Ortstafelsturm“ in Kärnten
Sich gerade heute mit dem vor 30 Jahren
stattgefundenen „Ortstafelsturm“ in Kärnten zu beschäftigen, liegt so nahe
wie der Ortstafelkonflikt des Jahres 2002, in dem es um weit mehr geht als
„nur“ um zweisprachige Aufschriften im zweisprachigen Gebiet Kärntens. Der
Kärntner Landeshauptmann, und mit ihm seine Regierungspartei, weigern sich, ein
Erkenntnis des österreichischen Verfassungsgerichtshofs umzusetzen. Anderswo
werden verfassungsfeindliche Parteien verboten. In Österreich sind sie Teil der
Regierung.
Durch die Verschränkung des in Österreich und Kärnten
endemischen minderheitenfeindlichen Diskurses mit dem verfassungsfeindlichen könnte
es nicht nur dem Kärntner Landeshauptmann gelingen, Kärnten zu seiner Burg
auszubauen, sondern der österreichischen Rechten insgesamt, den
antifaschistischen Auftrag des Österreichischen Staatsvertrags von 1955 in
einem seiner wesentlichen Punkte – dem Schutz nationaler Minderheiten – zu
kippen, in der Folge die verfassungsmäßige Realität Österreichs nachhaltig
zu verändern und den autoritären Strukturen einer „3. Republik“ den Weg zu
ebnen.
Nichts wäre also falscher, als die Strategie des
Kärntner Landeshauptmanns zum zweiten Mal als Ausdruck reaktionärer Folklore
abzutun. Die Genese seines aufhaltsamen Aufstiegs zu beachten, heißt auch, sich
mit dem Kärntner „Ortstafelsturm“ vor 30 Jahren und seinen in die Gegenwart
reichenden Folgen zu beschäftigen. Dies aus Gründen der Prävention zu tun,
mag vielleicht schon etwas zu spät sein. Im Interesse eines demokratischen
Widerstands, einer Rekonstruktion parteiübergreifender antinationalistischer
Solidarität ist es allerdings. Dazu will das diesjährige Symposium der Alfred
Klahr Gesellschaft (Wien) beitragen.
Das Referat von Univ.-Prof. Dr. Peter Gstettner (Klagenfurt) zum Thema des
Symposiums wird mit Statements zu einzelnen Aspekten der österreichischen
Minderheitenpolitik und der politischen Situation in Kärnten abgerundet. Es
referieren Univ.-Prof. Dr. Karl Stuhlpfarrer (Österreichs Südosteuropa-Politik
und die Minderheitenfrage), Univ.-Prof. Dr. Gero Fischer (Die Rolle der Slawistik
im Konflikt um die slowenische Minderheit), Vida Obid (Das Dilemma der
slowenischen Minderheitenorganisationen), Dr. Sepp Brugger (Österreichische
Verfassungsrealität und Minderheitenrechte) und Dr. Mirko Messner
(Sozialdemokratie und Minderheitenpolitik in Kärnten).
weiterführende Literatur
Fischer, Gero/Gstettner,
Peter: „Am Kärntner Wesen könnte diese Republik genesen“. An den rechten
Rand Europas: Jörg Haiders „Erneuerungspolitik“. Klagenfurt/Celovec: Drava
1990
Gstettner, Peter: „Zwanghaft deutsch“. Über falschen Abwehrkampf und
verkehrten Heimatdienst. Klagenfurt/Celovec: Drava 1988
Haas, Hanns/Stuhlpfarrer, Karl: Österreich und seine Slowenen. Wien: Löcker
& Wögenstein 1977
Obid, Vida/Messner, Mirko/Leben, Andrej: „Haiders Exerzierfeld“. Kärntens
SlowenInnen in der deutschen Volksgemeinschaft. Wien: Promedia 2002
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