Klahr    Alfred Klahr Gesellschaft

Verein zur Erforschung der Geschichte der Arbeiterbewegung

Drechslergasse 42, A–1140 Wien

Tel.: (+43–1) 982 10 86, E-Mail: klahr.gesellschaft@aon.at


 

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Alois Peter: Einleitende Worte

Im Namen unserer Vereinigung begrüße ich alle Anwesenden, unsere lieben Freundinnen und Freunde, und vor allem vosotros, camaradas de las Brigadas Internacionales. Wir Interbrigadisten zogen vor mehr als einem halben Jahrhundert nach Spanien in den Krieg. Wir wußten, daß ist nicht ein leichtes Abenteuer, sondern ein Entschluß, bei dem man das Leben riskiert. Warum nahmen wir diesen schweren Entschluß auf uns? Warum zogen junge Leute, hunderte und hunderte in den Krieg? Zu Fuß, per Bahn eilten sie in den ersten Wochen und Monaten nach dem Ausbruch des Bürgerkriegs nach Spanien.
Die Frage ist nicht einfach zu beantworten. Erinnern wir uns zurück an die Situation in Europa vor mehr als 70 Jahren: Weltwirtschaftskrise, allein in dem kleinen Österreich 600.000 Arbeitslose, die Reaktion versuchte, die Folgen der Krise auf die Massen abzuwälzen und ging zum Angriff gegen die Arbeiterklasse, gegen die Bauernschaft und gegen große Teile der Intelligenz über. Der Faschismus begann seinen Siegeszug. In Italien, in Ungarn, in Deutschland und am 12. Februar 1934 auch in Österreich. Die Arbeiterklasse wurde in Wien besiegt, aber sie kapitulierte nicht. Sie setzte weiter ihr Drängen, ihr Hoffen, ihren Kampf um die Wiedererringung einer freiheitlichen Gesellschaftsordnung fort.
Als in Spanien der Putsch der Generäle begann, löste dies in der ganzen Welt eine gigantische Welle der Solidarität aus, auch bei uns in Österreich. Viele junge Österreicher gingen nach Spanien, vor allem jene, die sich dessen bewußt waren, daß der Kampf nicht verloren sei und bis zum Sieg fortgesetzt werden müsse. Vor allem waren es Schutzbündler, die nach Spanien gingen - Leute mit militärischen Erfahrungen -, einige gut ausgebildete Krankenschwestern sowie Ärzte und Ärztinnen, die dem spanischen Volk zu Hilfe eilten.
Das Leben in Spanien war nicht einfach. Krieg ist etwas Schreckliches und Entsetzliches. Wir haben erlebt, wie Krieg in der Praxis ausschaut.
"Spaniens Himmel breitet seine Sterne über unsere Schützengräben aus, und der Morgen leuchtet in der Ferne, bald geht es zum neuen Kampf hinaus".
In diesen Kämpfen sind viele von uns gefallen, viele sind verwundet worden und viele haben alle mögliche Schrecken des Krieges miterlebt.
Ich möchte bei dieser Gelegenheit betonen, daß es Kräfte in Österreich gibt, die den Krieg verherrlichen und ihn als etwas Schönes mit Klim-Bim, Musik und Trara hinstellen. Das Gegenteil ist der Fall. Krieg ist etwas ganz Entsetzliches. Man muß sich vorstellen, was es bedeutet, wenn man wochenlang im Schützengraben liegt, mit tausenden Läusen auf dem Körper sich nicht waschen zu können, und manchmal auch das Essen nicht mehr ankommt. Das ist der Krieg.
Wir haben all das erlebt und überlebt. Es gibt nicht mehr viele in Österreich, die sagen können, ich war dabei. Aber jene wenigen, die noch existieren, haben eine Verpflichtung, nicht zu vergessen, warum sie nach Spanien gegangen sind. Nicht nur um die Freiheit des spanischen Volkes zu verteidigen und den Spaniern einen Akt der Solidarität zu beweisen, sondern auch um Krieg zu führen gegen den Krieg.
Wir wußten, Faschismus bedeutet Krieg, Hitler bedeutet Krieg, und wenn der Widerstand in Spanien erlahmt, dann würde es nicht mehr lange dauern, bis der Zweite Weltkrieg an die Tür klopft. Und das hat die Geschichte bestätigt. Sechs Monate nach Ende des Bürgerkriegs in Spanien, nach dem Sieg Francos, brach der Zweite Weltkrieg aus und brachte 50 Millionen Tote über die Völker, abgesehen von all den anderen grauenhaften Dingen eines Krieges.
Deshalb möchte ich im Namen aller Interbrigadisten und im Namen aller Menschen, die diese Erfahrungen des Krieges noch nicht vergessen haben, an die Verpflichtung erinnern, die Vergangenheit nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Schon die alten Griechen wußten: Wer die Vergangenheit vergißt, verliert die Zukunft. Und wir wollen die Zukunft nicht verlieren, wir wollen eine schöne Zukunft in Freiheit, mit Glück für unsere Kinder und mit Freude für unsere Alten, wir wollen eine Zukunft, die lebenswert ist.

Einleitende Worte auf dem Symposium der Alfred Klahr Gesellschaft „60 Jahre Internationale Brigaden“, 23. November 1996

 

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