Österreich
auf dem Weg in Militärbündnisse?
Symposium der Alfred Klahr Gesellschaft
Samstag, 20. Oktober 2007, 10.00–14.00
Universitätscampus Altes AKH, ehemalige Kapelle, Spitalgasse 2–4/Hof 2,
1090 Wien
Begrüßung: Dr. Walther Leeb (Präsident der Alfred
Klahr Gesellschaft)
Mag. Gerald Oberansmayr (Werkstatt Frieden &
Solidarität, Linz):
Auf dem Weg zur Supermacht – Die Militarisierung der Europäischen Union
Manfred Sauer (International Physicians for the
Prevention of Nuclear War, Wien):
Die Entwicklung der österreichischen Sicherheits- und Militärpolitik seit dem
EU-Beitritt
Andreas Pecha (Friedensbüro Wien):
Die österreichische Neutralität vor dem Hintergrund der Militarisierung der
EU
Dr. Elke Renner (Österreichischer Friedensrat,
Wien):
Die österreichische Friedensbewegung und der Wandel von Österreichs
Neutralitätspolitik zur offensiven EU-Sicherheitspolitik
Die Diskussion findet im Anschluss an die jeweiligen
Referate statt.
DiskutantInnen und ReferentInnen
Javier Solana, Beauftragter für die EU-Sicherheitspolitik,
hob bereits im Jahr 2000 hervor, dass die EU-Militärpolitik „mit
Lichtgeschwindigkeit“ vorankomme: 1992 wurden die EU-Staaten im Vertrag von
Maastricht angehalten, „die Außen- und Sicherheitspolitik der Union aktiv und
vorbehaltlos“ zu unterstützen. Auch eine „gemeinsame Verteidigungspolitik“ wurde
ins Auge gefasst und der Militärpakt WEU (Westeuropäische Union) zum „integralen
Bestandteil“ der EU erklärt. Ebenso 1992 präsentierte die WEU die „Petersburger
Aufgaben“. Nicht näher definierte „Kampfeinsätze zur Krisenbewältigung“ sollten
in Hinkunft zum Aufgabenkatalog des westeuropäischen Militärpaktes gehören. 1997
wurden diese „Petersburger Aufgaben“ mit dem Vertrag von Amsterdam Bestandteil
des EU-Grundlagenvertrages. Die „gemeinsame Verteidigungspolitik“ soll durch
eine „rüstungspolitische Zusammenarbeit“ der Mitgliedsstaaten untermauert
werden.
Eine Dynamik gewann dieser Prozess mit dem völkerrechtswidrigen NATO-Krieg gegen
Jugoslawien. Anfang Juni 1999 wurden beim EU-Gipfel in Köln die Weichen in
Richtung einer eigenständigen EU-Streitmacht gelegt. Noch im Dezember 1999 wurde
beim EU-Gipfel in Helsinki die Aufstellung der so genannten
EU-Interventionstruppe beschlossen. Im Vertrag von Nizza im Jahr 2000 wurde der
Militärpakt WEU in die EU integriert und damit die EU selbst in einen
Militärpakt verwandelt. Im Dezember 2003 einigten sich die EU-Staats- und
Regierungschef auf eine künftige EU-Verfassung, die in Art. I-41 eine
Aufrüstungsverpflichtung, sowie die Bildung eines militärischen Kerneuropas
vorsieht. Verschiedene Hochrüstungsprojekte und die geplanten
Interventionstruppen laufen letztlich auf die Herausbildung einer militärischen
und ökonomischen „Supermacht EU“ hinaus.
Die Palette der Militarisierung reicht demgemäß vom Aufbau neuer offensiver
Kampfeinheiten und einer Vielzahl neuer Waffengattungen über die Ausweitung der
Kriegs- und Kolonialmissionen in den verschiedensten Erdteilen bis hin zum
Versuch, neue Entscheidungsmechanismen und Institutionen durchzusetzen
(EU-Verfassung), um diese Militarisierung reibungsloser exekutieren zu können.
Mit dem Beitritt zur EU und NATO-Partnerschaft für Frieden hat auch die
Internationalisierung österreichischer Sicherheits- und Militärpolitik einen
gewaltigen Schub erhalten. Die angestrebte Entwicklung der EU zu einer
Verteidigungsgemeinschaft und damit zu einem Militärpakt wirft vor allem die
Frage nach der Vereinbarkeit mit der österreichischen Neutralität auf.
Zur Analyse dieser Entwicklungen veranstaltet die Alfred Klahr Gesellschaft
am 28. und 29. September 2007 – in Kooperation mit dem KPÖ-Bildungsverein
Steiermark und dem Verein für soziale Stadtentwicklung – eine zweitägige
Konferenz in Graz. Im Rahmen des Symposiums soll die österreichische
Verteidigungs- und Militärpolitik vor dem Hintergrund der österreichischen
Neutralität und ihrer aktuellen Bedeutung eingeschätzt werden, sowie eine
argumentative Auseinandersetzung mit der Entwicklung der EU in Richtung einer
Verteidigungsgemeinschaft stattfinden.
Bisherige Veranstaltungen der Alfred Klahr
Gesellschaft
|