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Max Muchitsch: Die Pflicht zum Widerstand
Der 8. Mai 1945 brachte das Ende des mörderischen, vom deutschen
Monopolkapital langfristig vorbereiteten und geplanten, vom Nazifaschismus in
ganz Europa und weiten Teilen der Welt entfachten Zweiten Weltkrieges. Über 50
Millionen Tote, zerbombte Städte in Schutt und Asche, dem Erdboden
gleichgemachte Dörfer und Industriegebiete, ganze Landstriche von „verbrannter
Erde”, über sechs Millionen in den Konzentrationslagern der Nazimachthaber
vergaste, von den SS-Wachmannschaften erschlagene, dem Hungertod preisgegebene
Juden und politische Gegner des Faschismus - das war das Ergebnis des von
Hitler und seinen Mordkumpanen proklamierten „Dritten Reiches”! Heute, fünfzig
Jahre nach diesem schrecklichen Inferno, schielt ein Nachfahre seiner
NS-”Vorbilder” als „Möchtegern-Bundeskanzler” nach der Errichtung einer
nebulosen „Dritten Republik”! (Welch’ auffallender Gleichklang der verwendeten
Wortwahl!) Auch gegen solche Pläne gilt für alle Demokraten die Pflicht zum
Widerstand - bevor es zu spät ist! Österreich, von Nazideutschland zur
„Ostmark” degradiert, wurde gewaltsam in die Katastrophe hineingerissen, als
Werkzeug mißbraucht, als Kanonenfutter der preußisch-deutschen Unterdrücker
aufgeopfert. Man kann jedoch nicht leugnen, daß österreichische Landesverräter
wie Seyß-Inquart, Guido Schmidt, Jury, Neubacher, Uiberreither, Eigruber,
Hofer, Globotschnik, die Herren der Alpine-Montan-Gesellschaft und Tausende andere
österreichische Nazis zu den schlimmsten Kriegsverbrechern gehören.
Daher wird auch in der Moskauer Deklaration der Regierungen der Sowjetunion,
Großbritanniens und der Vereinigten Staaten von Amerika, Österreich ...”darauf
aufmerksam gemacht, daß es für die Beteiligung am Kriege auf Seiten
Hitler-Deutschlands eine Verantwortung trägt, um die es nicht herumkommt und
daß bei der endgültigen Regelung unvermeidlich sein eigener Beitrag zu seiner
Befreiung berücksichtigt werden wird.”
Wir österreichischen Kommunisten und Antifaschisten haben diesen Beitrag zur
Befreiung Österreichs aus der deutsch-faschistischen Gewalt- und
Fremdherrschaft geleistet! Tausende unserer Genossinnen und Genossen sind
Zeugen dafür. Sie gaben ihr Leben für die Wiedergeburt unserer Heimat
Österreich!
Im obersteirischen Industriegebiet bestanden schon seit dem Verbot der KPÖ
(1933) gut funktionierende Zellen unserer Partei. Sie organisierten nicht nur
den politischen Widerstand gegen den Austrofaschismus - den Vorläufer und
Wegbereiter für die Nazidiktatur sondern auch den politischen und militärischen
Widerstand gegen die preußisch-deutsche Fremdherrschaft!
Die KPÖ leistete gegen den Nationalsozialismus den wirksamsten, aber auch
opferreichsten Widerstand aller Nazigegner. Trotz ihrer geringen Mitgliederzahl
stellte sie nahezu die Hälfte aller Widerstandskämpfer. Bereits im Jahre 1937
formulierte Alfred Klahr, Mitglied des Zentralkomitees der KPÖ, die These einer
österreichischen Nation. Ab dem 12. März 1938 trat die KPÖ für die Wiederherstellung
eines unabhängigen Österreich ein und gab die Parole des aktiven Widerstandes
aus. In den letzten Kriegsjahren verdichtete sich der kommunistische Widerstand
bis zum bewaffneten Kampf.
Der Widerstand bedeutete aber nicht nur eine gewisse politisch-moralische
Rehabilitierung Österreichs, er war im Hinblick auf den in der Moskauer
Deklaration von den Alliierten geforderten eigenen Beitrag Österreichs zu
seiner Befreiung von eminent politischem Wert, wie sich bei den Bemühungen um
den Staatsvertrag mit den Alliierten herausstellte.
Die quantitative Zusammensetzung der österreichischen
Widerstandsbewegung
Gruppierungen
in %
Kommunistische
Partei
44.5
Revolutionäre
Sozialisten 5.0
Fabrikszellen
2.8
Legitimisten
6.5
Traditionalisten
16.1
Militär
3.8
Zeugen
Jehovas
2.9
Altösterreicher
17.7
Heimwehr
0.7
(R. Luza, Der Widerstand in Österreich 1938-1945, Wien 1983, S.327)
Zu dieser Aufstellung ist hinzuzufügen, daß sowohl in den Fabrikszellen als
auch im Militär sicher auch Kommunisten eine entscheidende Rolle gespielt
haben.
Von den bewaffneten Widerstandsgruppen (außerhalb Kärntens) trat nur die
Partisanengruppe Leoben-Donawitz in Erscheinung, während vielfach als
„Partisanen” bezeichnete Gruppen (Salzkammergut, Ötztal) über die Aufbau- und
Bewaffnungsphase nicht hinauskamen.
Wir Kommunisten des Bezirkes Leoben nahmen die Pflicht zum Widerstand ernst und
handelten auch danach!
War unsere illegale Tätigkeit einige Zeit nach dem März 1938 darauf
ausgerichtet, die bestehenden Verbindungen aufrecht zu erhalten und gegen
Verrat abzusichern, so wurde nach dem Überfall auf die Sowjetunion dazu
übergegangen, Sabotage durchzuführen.
Dies war jedoch kein zentral geplanter Widerstand. Es waren meistens
individuell gesetzte Aktionen, die von der Gestapo nicht unbemerkt blieben und
dadurch sehr oft Verhaftungen auch Unbeteiligter nach sich zogen.
Sicherung der Partisanentätigkeit
Im Juli 1942, also noch unter dem Eindruck des Vorrückens der Nazi-Wehrmacht
in die Sowjetunion, haben wir bei einem illegalen Treffen am „Häuslberg” bei
Leoben beschlossen, die Partei straffer zu organisieren, auch andere
Antifaschisten für den Widerstand zu gewinnen, mit „Fremdarbeitern” den Kontakt
zu verbessern und eine „Bodenorganisation” als Basis für eine bewaffnete
Partisanengruppe aufzubauen.
Auch die Verbindungen zu unseren Genossen in Kärnten und über diese zu den
slowenischen Partisanen im Kärntner Grenzgebiet wurden hergestellt.
Wir organisierten im Bereich Leoben auch die „Partisanen-Anleihe”, wo wir für
gespendete 10 Reichsmark einen besonders gekennzeichneten 1-Reichsmarkschein
dem Spender aushändigten. Nach dem Sieg über den Faschismus könnte er dafür
wieder 10 Reichsmark oder den Gegenwert in österreichischen Geld bekommen. Wir
haben mehr als 10.000 Reichsmark gesammelt und diese, sowie Decken, Leder,
Sanitätsmaterial usw. an die Partisanen im Kärntner Grenzgebiet über unsere
Klagenfurter und Villacher Verbindungen weitergeleitet.
Durch den im März 1943 erfolgten „Hochflug” eines slowenischen Genossen
bedingt, mußten die Genossen Sepp Filz, Anton Wagner, der slowenische Genosse
Janko Kastelic-”Kos” und ein weiterer slowenischer Genosse „untertauchen”. Sie
gingen ins Triglav-Gebiet, wo sie einige Wochen an Aktionen der slowenischen
Partisanen teilnahmen. In der Zwischenzeit lag die Leitung der Organisation in
Händen bewährter Genossen. Wir konnten Stützpunkte einrichten und auch andere
Antifaschisten für den Widerstand gewinnen.
Nach der Rückkehr von Filz und Wagner mußten wir für diese und weitere
„untergetauchte” Genossen sichere Versteckplätze schaffen. Vor allem mit Hilfe
von Filz und Wagner hatten wir bis zum Herbst 1943 in der Hieflauer Gegend, im
Raum Eisenerz, im Tragößertal, im Vordernbergtal, rund um Trofaiach, im
Liesingtal bis hinauf nach Wald am Schoberpaß, rund um Leoben, in Leoben selbst
und in Niklasdorf neue Stützpunkte und Anlaufstellen geschaffen. Unser
Nachrichtendienst funktionierte gut, vor allem unsere Genossinnen und andere
Antifaschistinnen leisteten hier wertvolle Arbeit. Auch in der „Adrema” des
Stadtamtes Leoben, im Landsratsamt (heute wieder Bezirkshauptmannschaft) in der
Postzentrale und bei den Eisenbahnern hatten wir verläßliche Genossinen und
Genossen. Im Regimentsstab der „Flak”, welcher in Bruck an der Mur stationiert
war, hatten wir eine treue Genossin als Telefonistin. Sie verständigte uns über
bevorstehende Truppenverschiebungen und Truppentransporte. Sie wurde später von
den Faschisten zum Tode verurteilt. Das Ende der Naziherrschafti verhinderte
jedoch den Mord an dieser todesmutigen Österreicherin.
Unsere Verbindungen reichten auch bis ins obere Mur- und Mürztal. Speziell
mit unseren Genossen in Judenburg waren wir in ständigem Kontakt. Dort wurde
Anfang 1944 eine Partisanengruppe unter der Führung der Genossen Bruno Rauch
und Johann Schleich aufgestellt. Durch unkonspiratives Verhalten wurde diese
Gruppe jedoch von der Gestapo aufgedeckt und Mitte April 1944 von dieser
überwältigt. Bruno Rauch und Johann Schleich, sowie mehrere Genossen der
Judenburger Gruppe wurden später von den Nazis hingerichtet.
Damit war auch unsere Verbindung zur „Kampfgruppe Steiermark” - auch als
„Koralmpartisanen” bekannt - sowie zu den slowenischen Partisanen in
Unterkärnten unterbrochen.
Wir in der Obersteiermark blieben dadurch bis Kriegsende auf uns allein
gestellt. Wir waren nie mehr als dreiundzwanzig bewaffnete Kämpfer und setzten
trotzdem unseren Kampf gegen die deutschen Okkupanten und ihre „ostmärkischen”
Helfershelfer fort.
Schon im November 1943 gründeten wir in der „Krumpen” bei Trofaiach in der
Flaschenschenke unserer Genossin Elisabeth Edlinger - unserer „Mutter Edlinger”
- die „Österreichische Freiheitsfront-(ÖFF)”. Dabei wurde die Aufstellung einer
bewaffneten Partisanengruppe beschlossen.
Unser Programm
1. Kampf mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln, einschließlich
Waffengebrauchs, gegen die faschistischen Okkupanten und ihre österreichischen
Helfershelfer, die durch Betrug, Lüge und Ausnützung unserer Gutmütigkeit sowie
durch Anwendung brutalsten Terrors uns aller Rechte beraubten und zu Sklaven
einer faschistischen Herrenclique machten.
2. Errichtung eines freien, unabhängigen, demokratischen Österreichs, das mit
allen Völkern in Freundschaft zu leben gewillt ist, jeden Rassen- und
Nationalhaß bekämpft sowie Religions- und Meinungsfreiheit sichert.
3. Enteignung der Schwerindustrie, des Großgrundbesitzes sowie der
faschistischen Institutionen, deren Verstaatlichung bzw. Aufteilung. (Quelle:
Anklageschrift gegen den zum Tode verurteilten Widerstandskämpfer Johann Fürst
aus Niklasdorf bei Leoben.)
Auch im November 1943 holten wir uns aus dem Militärlager in Leoben „Am
Lerchenfeld” die notwendige Bewaffnung für eine kampfstarke Partisanengruppe.
Die erste Aktion der Partisanengruppe Leoben-Donawitz im Mai 1944 sollte eine
Zugsentgleisung im Tunnel vor St.Michael sein, brachte jedoch keinen Erfolg, da
die mittels eines „Bremsschubs” vorbereitete Entgleisung eines
Munitionstransportes nicht eintrat.
In der ersten Junidekade 1944 setzten dann neue Aktionen ein: In Diemlach bei
Kapfenberg, in der Jassing zwischen Leoben und St.Michael und in der Nähe von
Groß-Reifling an der Enns.
Erfolg dieser Aktionen: Unterbindung von Munitionstransporten an der
Südbahnstrecke, wenn auch nur für kurze Zeit; Beschädigung der Gleisanlagen und
Lokomotiven auf beiden Strecken durch Sprengaktionen. Darüber hinaus Bindung
von Kräften der Wehrmacht und Naziverbänden die wochenlang die Umgebung der
Aktionsorte „durchkämmten” ohne jeden Erfolg, da wir nach jeder Aktion unseren
Standort in weit entlegene Berggebiete verlegten.
Nachdem am 22. Juni 1944 unser führendes Mitglied der Partisanengruppe
Leoben-Donawitz, unser Genosse Silvester Heider im Kampf gegen einen
NS-Verfolgungstrupp am Thalerkogel bei Trofaiach fiel, sprengten wir in einer
Vergeltungsaktion vom 10. auf den 11. Juli 1944 die Bahnlinie mitten in Leoben.
War uns dabei ein technischer Erfolg versagt - lediglich die Lokomotive des
Munitionszuges entgleiste, so war der politische „Knall” weithin hörbar und
bewies der Bevölkerung, daß Widerstand gegen die deutschen Okkupanten auch in
einer Stadt wie Leoben, die voll von Wehrmacht, Gestapo und Naziformationen
war, möglich ist.
Wieder wurden hunderte „Suchtrupps” der Wehrmacht und der Naziformationen zum
„Durchkämmen” der Leoben umliegenden Wälder und Berge eingesetzt. Natürlich ohne
Erfolg, da wir schon wieder in einem anderen Gebiet untergetaucht waren.
Leider konnten wir nach dieser Aktion nicht verhindern, daß die Gestapo zur
„Sippenhaft” schritt und viele, nicht zur Widerstandsbewegung gehörende
Landsleute verhaftete, und manche davon in Konzentrationslager verschleppte.
Opfer durch Verrat
Den Aktionen der Partisanengruppe von Juni 1944 bis August 1944 folgte der
Verrat des Franz Meßner-Haslinger und des ehemals zur Führungsgruppe zählenden
Hubert Rainer. Meßner-Haslinger wurde nach seiner Verhaftung in
St.Peter-Freienstein von der Gestapo „umgedreht” und führte diese zum Versteck
des Genossen Johann Krenn - „Albert”, der im Verlauf dieser Gestapo-Aktion in
Judendorf-Seegraben am 15. August 1944 erschossen wurde. Zu große Vertrauensseligkeit
des Genossen Kren zu Meßner-Haslinger war auch hier die Ursache für den Tod des
Kommandanten der Partisanengruppe Leoben-Donawitz.
Nach diesem Verrat des Meßner-Haslinger mußten wir uns auf den kommenden Winter
vorbereiten. Wir errichteten in der „Fobis” im Hochschwabgebiet einen
Felsbunker. Dort kam es am 1. Dezember 1944 zu einem Feuergefecht gegen einen
NS-Verfolgungstrupp, in dessen Verlauf Sepp Filz schwer verwundet wurde.
Heinrich Kohnhauser - „Heina”, ein parteiloser Mitkämpfer aus dem Tragößertal,
wurde ebenfalls schwer verwundet und in seinem wehrlosen Zustand von einem
unserer Verfolger durch Genickschuß ermordet.
Da die Gruppe um Wagner und Lindmoser in der Hieflauer-Gegend war und erst am
2. Dezember zu unserem Felsbunker zurückkam, merkten sie mit Bestürzung, daß
ein Kampf stattgefunden haben muß. Sepp Filz und ich mußten uns über den
Präbichl zurückziehen, um im Leobner Gebiet einen Versteckplatz ausfindig zu
machen, wo Filz wundversorgt werden konnte. Die Verbindung zwischen uns und der
Eisenerzer Gruppe war dadurch bis ins Frühjahr 1945 unterbrochen.
Nach der Genesung des Sepp Filz gingen wir im Februar 1945 daran, die
Verbindung mit der Eisenerzer Gruppe einerseits und der inzwischen nicht
untätig gewesenen Parteiorganisation in Leoben wiederherzustellen.
Anfang Mai 1945 haben wir uns dann mit den Eisenerzer Genossen getroffen und
vereinbart, daß Wagner und Lindmoser die weitere Entwicklung in Eisenerz und
Hieflau, und Filz und ich im Leobner Raum den Endkampf vorbereiten sollten.
Die Niederlage der Nazibrut lag schon in greifbarer Nähe. Die Rote Armee hatte
schon Wien befreit. Eine provisorische Regierung war schon gebildet worden, in
der unser Genosse Johann Koplenig Vizekanzler und Genosse Franz Honner
Staatssekretär für Inneres war.
Am 8. Mai 1945 drangen Sepp Filz und ich ins Werk Donawitz ein und besetzten
mit einigen bewaffneten Arbeitern die Direktion. Dem dort mit seinen
Betriebs-”Führern” bei einer „Lagebesprechung” anwesenden Direktor Matuschka
haben wir befohlen, den nazistischen „Werksschutz” antreten zu lassen, damit
dieser von unserer Sicherheitstruppe entwaffnet werden konnte. Von uns
bewaffnete Arbeiter - manche hatten sich schon selber Waffen besorgt -
sicherten die Werksanlagen und verhinderten damit die von der SS vorbereiteten
Sprengungen.Ein sogenannter „Dreierausschuß” wurde gebildet, in dem Sepp Filz
den Vorsitz hatte und dem auch ein Genosse der SPÖ und ein Vertreter der
ehemaligen Christlichsozialen angehörten.
Der „Dreierausschuß” war dann in weiterer Folge die provisorische Behörde
Erst am frühen Nachmittag des 9. Mai 1945 kamen Truppen der Roten Armee nach
Leoben. Die Partisanengruppe Leoben-Donawitz hatten wir aufgelöst, ihre
Mitglieder wurden dem „Sicherheitskomitee” unterstellt, das seinerseits dem
Stadtkommandanten der Rotem Armee verantwortlich war.
Sofort wurde vom „Dreierausschuß”, der entsprechend den Erfordernissen
erweitert wurde, die Versorgung mit Lebensmitteln für die Bevölkerung
organisiert, vor allem jedoch die Versorgung der Kinder mit Milch, worin uns
die Bauern im Leobner Bereich sehr unterstützt haben.
Auch die Brennstoffversorgung für die Betriebe (Leobner Arbeiterbäckerei und
andere) sowie die Kohlenförderung in Seegraben wurde organisiert. Unser Genosse
Johann Koschir hatte dabei entscheidend beigetragen. In unserer Tätigkeit kaum
behindert durch den Stadtkommandanten der Roten Armee, war es uns in kurzer
Zeit gelungen, in Leoben halbwegs „normale” Verhältnisse zu schaffen.
Da erreichte uns die Nachricht, daß auf unsere Eisenerzer Genossen von über den
Präbichl flüchtender SS ein Feuerüberfall erfolgt war, man wisse jedoch nichts
genaues. Wagner, Lindmoser und Gruber waren mit einer Beiwagenmaschine auf dem
Weg nach Leoben, um an einer Besprechung mit uns teilzunehmen. Da sie auf ihrem
Fahrzeug einen rot-weiß-roten Wimpel hatten, wurden sie von der SS aus
Maschinengewehren beschossen.
Wagner und Lindmoser wurden schwer verwundet. Primar Helm, unser
„Partisanen-Doktor”, mit dem wir schon lange in Verbindung standen, konnte
Genossen Wagner mit einer im Stefaniespital von ihm durchgeführten Operation
retten. Genosse Lindmoser erlag seinen furchtbaren Verletzungen am Hals und in
der Brust. Ich selbst drückte ihm die Augen zu.
Seine letzten Worte klingen mir noch heute in meinen Ohren: „Grüßt mir die Rote
Armee - Österreich ist frei!”
Mitteilungen der Alfred Klahr Gesellschaft, Nr. 2/1995
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