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Gerhard Oberkofler: Wilhelm Frank zum Gedenken: Stationen eines Lebens für
sozialen und technischen Fortschritt
Engelbert Broda hat 1976 zum sechzigsten Geburtstag seines Freundes Wilhelm Frank/1/
geschrieben: „Bekannt ist der utopische Traum von einem Staat, in dem (echte!)
Philosophen als Staatsmänner dienen. Seien wir glücklich, daß immerhin
wenigstens manchmal große, echt wissenschaftlich denkende Geister den
praktischen Sinn und das Gefühl der Verpflichtung haben, die oft wenig
dankbaren Aufgaben der Verwaltung mit ihren finanziellen und politischen
Problemen auf sich zu nehmen.“/2/ Ein Rückblick auf das Leben von Wilhelm Frank
läßt deutlich werden, weshalb Engelbert Broda von einem „utopischen Traum“
gesprochen hat.
Technik–Student und Funktionär des Kommunistischen Jugendverbandes in Wien
In Budapest am 19. Mai 1916 als Sohn des Dipl.Ing. (Chemie) Heinrich und der
aus Orsova stammenden Rosa geb. Berkovits geboren, besuchte Wilhelm Frank in
Wien 19 die fünfklassige Volksschule (Managettagasse 1) und die achtjährige
Beethovenrealschule (Krottenbachstraße 11), an welcher Schule er im Sommer 1935
maturierte. Sein Berufswunsch von Kindheit an, Ingenieur zu werden, stellte
ihn, wie er sich in Hinblick auf die große Weltwirtschaftskrise erinnert,
„angesichts von durchwegs mit Waren überfüllten Märkten, zu deren Erwerb es
zwar genügend potentielle Konsumenten aber keine reale Kaufkraft gab, und einem
Sozialsystem, in dem jeder technische Fortschritt dahin tendierte, mehr
Arbeitslosigkeit und mehr Hunger hervorzubringen“, schon in jungen Jahren vor
die Frage, welchen Sinn – und welche gesellschaftliche Berechtigung – die
Tätigkeit des Technikers hat./3/ Wilhelm Frank inskribierte an der Fakultät für
Maschinenwesen der Technischen Hochschule Wien und galt dort als einer der
begabtesten Studenten seines Jahrganges. Seit 1931 im Bund sozialistischer
Mittelschüler organisiert schloß sich Wilhelm Frank nach dem Desaster der
Sozialdemokratie im Februar 1934 dem vom klerikalen Rechtsregime schon zuvor in
die Illegalität gedrängten Kommunistischen Jugendverband (KJV) an, wo er nicht
nur qualifizierte Gesprächspartner, sondern auch die Möglichkeit fand, sich
gegen den Rechtskurs und für die von Hitlerdeutschland und den österreichischen
Nazis massiv bedrohte Unabhängigkeit Österreichs einzusetzen. Seit 1936 leitete
er Agitationsaufgaben des KJV im 19. Bezirk, in welchem Jahr er auch eine
Kreiskonferenz mit einem Referat von Walter Hollitscher über die faschistischen
Rassentheorien organisierte. Vor allem las und diskutierte Wilhelm Frank mit
seinen Genossinnen und Genossen in seiner Wohnung in der Hungerbergstraße 1/a
den Kurzen Lehrgang der Geschichte der KPdSU, das Kapital, das Kommunistische
Manifest, den Anti–Dühring, Staat und Revolution, Imperialismus,
Empiriokritizismus, Marxismus und nationale Frage, Probleme des Leninismus.
Diese jungen Wiener Intellektuellen und Arbeiter dachten über die marxistischen
Klassiker nach, sie beteten sie aber nicht nach. Auch Stalins Schriften waren
mit ihren systematisierenden und scharf gefaßten Einleitungen für diese
heranwachsende Generation ein Gewinn. Es steht, wie Hans Heinz Holz hervorhebt,
außer Zweifel, daß Stalin, wenn er die Wesenszüge des Materialismus
zusammenfaßt,
sich in Übereinstimmung mit Friedrich Engels und Lenin befindet./4/ Die
Bedeutung der marxistischen Theorie für die revolutionäre Politik und die
Notwendigkeit, die Methode des dialektischen Denkens einzuüben, war
unbestritten. Die Dekonstruktion religiöser Vorurteile steht im Vordergrund, so
hat Wilhelm Frank die erkenntnistheoretische Aussage des Materialismus in
seiner Schrift über „Studenten und Universitäten nach dem Kriege“
unterstrichen. Diese können nur dann entsprechen, „wenn sie sich die Erforschung
objektiver, allgemeingültiger Wahrheiten zum Ziel setzt, wenn sie die Existenz
der vom erkennenden Subjekt unabhängigen, objektiven Erkenntnis bejaht und sich
damit auf den Boden der Universitas, d.h. der Allgemeinverbindlichkeit von
Wahrheit und Wissen stellt“./5/ Die opportunistische und verhängnisvolle
Instrumentalisierung der marxistischen Theorie als Schablone hat Wilhelm Frank
nie mitgemacht. Das naturwissenschaftlich–technische Studium bekräftigte
Wilhelm Frank vielmehr in der Auffassung, daß die Welt und ihre
Gesetzmäßigkeiten durchaus erkennbar sind, daß es einen objektiven
Wahrheitsgehalt unseres Wissens von der Welt gibt, wenn bestimmte Kriterien der
Überprüfbarkeit erfüllt sind. Wilhelm Frank lehnte jede Form von Kult ab: „aber
das kommt daher, daß ich ein 'anderes Denken' habe“./6/
Am 11. September 1937 wurde Wilhelm Frank wegen seiner Betätigung als
österreichischer Kommunist verhaftet und blieb, verurteilt zu vier Monaten
Kerker, bis zur Amnestie im Februar 1938 inhaftiert. Ankläger gegen die
österreichischen Jungkommunisten Wilhelm Frank, Erwin Bill (*1914,
Automechanikergehilfe), Paul Fleischer (*1916, Elektrotechniker), Robert
Löffler (*1918, Elektromechanikergehilfe), Hubert Heidmeier (*1917,
Hilfsarbeiter), Ludwig Beer (*1919, Tischlergehilfe), Egon Steiner (*1916,
Hochschüler), Alfred Preis (*1918, Automechaniker), Margarete Reichetseder
(*1918, Hilfsarbeiterin) und Hubert Mader (*1919, Student am technologischen
Gewerbemuseum) war Staatsanwalt Karl Tuppy, der, Vater des späteren Wissenschaftsministers
und Biochemikers Hans Tuppy, im KZ Sachsenhausen am 14. November 1939 von den
Nazis zu Tode geprügelt wurde, weil er ihnen als Ankläger gegen die
Juliputschisten des Jahres 1934 besonders verhaßt war. Der Kommunistische
Jugendverband galt dem klerikofaschistischen Staatsapparat, der durch das
Juliabkommen 1936 mit den Nazis eine Atempause zur Sicherung ihrer gegen die
österreichische Arbeiterschaft gerichteten Herrschaft in Österreich erhalten
hatte, als eine zumindest staatsfeindliche, wennschon nicht hochverräterische
Verbindung./7/
Absolvent der ETH Zürich – Internierung, Gefängnis, Erdarbeiter, Preisträger
– Für Österreichs Zukunft
Nach seiner Entlassung infolge Amnestie gelang Wilhelm Frank am 7. Juli 1938
die Ablegung der 1. Staatsprüfung („sehr gut“) /8/. Aus sogenannten rassischen
Gründen vom Weiterstudium ausgeschlossen floh er am 1. August 1938 in die
Schweiz. Die Eidgenössische Technische Hochschule in Zürich ermöglichte ihm
nach Bewältigung der schwierigen fremdenpolizeilichen Auflagen, die den für
einen Österreicher erniedrigenden Erwerb eines Reisepasses des Deutschen
Reiches mit „J“ – Stempel beim Deutschen Generalkonsulat in Zürich miteinschloß
(24. Februar 1939), die Fortsetzung des Studiums und den Erwerb des ETH–Diploms
als Maschineningenieur am 30. Dezember 1940. Wilhelm Frank blieb eine
ausführliche, mehr als zweistündige freundliche und auf einen raschen
Studienabschluß hinzielende Beratung durch den Mathematiker Michel Plancherel
in Erinnerung, vor allem auch die Begegnung mit dem in der ganzen Welt der
Physik bekannten Wolfgang Pauli jun.. Mit dessen entfernter Verwandten Gerda
Pollatschek war Wilhelm Frank im Wiener KJV befreundet gewesen./9/ Dem
Mathematiker Wilhelm Frank wurde, in Fortführung der von Friedrich Engels in
Hinsicht auf René Descartes geäußerten Überlegungen,/10/ begreiflich, wie
Wolfgang Pauli mathematische Größen als experimentelle Objekte behandelte, „die
zwar strengen Regeln unterworfen blieben, aber innerhalb dieses Bereichs
„handhabbar“ und „zusammenfügbar“ waren und nicht bloß vorbestimmte Gegenstände
der Kontemplation.“ Für ihn lag „in diesem aktiven und durch hohe Intuition
inspirierten Zugang zur Naturerkenntnis“ eine der Wurzeln für Paulis
hervorragende wissenschaftliche Leistungsfähigkeit./11/ Wolfgang Pauli jun.
wurde mit Wintersemester 1940/41 von der ETH nach den USA beurlaubt, nachdem
sein Einbürgerungsgesuch vom Schweizerischen Justiz– und
Polizeidepartement trotz der nachdrücklichen und warmherzigen Empfehlung des
Schulratspräsidenten Arthur Rohn abgelehnt worden war. Als „Ostjude“ aus Wien
habe sich Pauli an das schweizerische Volkstum noch nicht angepaßt./12/ 1945
kehrte Wolfgang Pauli trotz der erlittenen Kränkungen an die ETH Zürich zurück
und erhielt das Schweizer Bürgerrecht. An einer Rückkehr nach Österreich, das
er in jungen Jahren verlassen hatte, war Pauli nie interessiert gewesen. Seine
Diplomarbeit „Strahlapparate und ihre Verwendung in Wasserdampfwärmepumpen“
hatte Wilhelm Frank bei Gustav Eichelberg, Professor für technische Wärmelehre,
Brennkraftmaschinenbau und Kältetechnik, hergestellt. Die Zeit an der ETH hat
in Wilhelm Frank nachhaltige wissenschaftliche Eindrücke hinterlassen. Obschon
er dann mehr als drei Jahre mit Pickeln und Schaufeln und eine zehnmonatige
Untersuchungshaft verbringen mußte, setzten sich in ihm keine Ressentiments
gegenüber der Schweiz fest. Er wußte natürlich, daß in der Schweiz nicht alles
Gold war, was glänzte, er schätzte aber besonders den Stellenwert, den dieses
kleine Land, das im Gegensatz zu Österreich keine eigene Rohstoffe hat, der
Forschung als Motor des technischen Fortschritts und als Grundlage zur
Erhaltung und Entwicklung der materiellen Kräfte der Schweizer Industrie und
damit der Unabhängigkeit des Landes gab. Die Ausbildung an der ETH erfolgte
nach modernsten Grundlagen. Die Studenten wurden in die wissenschaftlich
kritische und konsequente Denkweise auf höchstem Niveau eingeschult. Zeit
seines Lebens erhielt Wilhelm Frank von der ETH als ihr Absolvent deren
Bulletins und Jahresberichte zugesandt, sodaß sein anteilnehmender Kontakt
nicht abriß.
Am 5. Februar 1941 wurde Wilhelm Frank zum Arbeitsdienst eingezogen und, mit
kurzen Urlaubsunterbrechungen, in verschiedenen Arbeitslagern im Aargau, Tessin
und im Berner Jura bei Straßenbauten, Meliorationen und Rodungen bis zum
Spätherbst 1944 (13. Okober 1944) beschäftigt. Es war harte Arbeit, wenn auch
nicht vergleichbar mit der Sklavenarbeit unter der Naziherrschaft. Hans Mayer,
der zu Drainagearbeiten abkommandiert war, erinnert sich, daß einer der vielen
Wiener in Morgenfrühe sagte: „Ein Jud` gehört ins Kaffeehaus und nicht in die
Drainage!“./13/ In der Internierung setzte sich Wilhelm Frank initiativ
für die Hebung des kulturellen und geistigen Niveaus der Belegschaften ein. Das
war notwendig, um den in Baracken eng zusammenlebenden Menschen eine
Perspektive zu geben und, wie Wilhelm Frank aus dem Lager Gordola am 21.
November 1943 an Gustav Eichelberg schreibt, „etwas von den ideellen Werten zu
vermitteln, die immun machen gegen seelische Depressionen und die Gefahren des
moralischen Verfalls, den eine lange Emigration mit sich zu bringen droht“./14/
Die politische Option bestand darin, Kommunisten und ihre Sympathisanten
irgendwie organisatorisch zusammenzufassen und auf die Wiedererrichtung eines
unabhängigen Österreichs hin zu orientieren. Den österreichischen Emigranten
war in der Schweiz die politische Betätigung aber insgesamt nicht gestattet.
Die Schweiz hatte die Okkupation Österreichs durch Hitlerdeutschland voll
sanktioniert und, um Nazideutschland entgegenzukommen, 1940 die Kommunistische
Partei der Schweiz verboten sowie weitere Maßnahmen gegen die kommunistische
Tätigkeit beschlossen. Die schweizerische Haltung änderte sich erst nach der
Moskauer Deklaration vom November 1943, in der der Wunsch der Alliierten nach
einem freien und unabhängigen Österreich ausgesprochen wurde, allerdings
festgehalten ist, daß Österreich für die Teilnahme am Krieg an der Seite
Hitlerdeutschlands eine Verantwortung trägt und einen eigenen Beitrag zu seiner
Befreiung leisten solle. Die neutrale Schweiz konnte jetzt auf die
Wiederherstellung Österreichs rechnen. Am 14./15. Oktober 1944 wurde in der
Schweiz die Partei der Arbeit gegründet, welche die 1940 verbotene
Kommunistische Partei der Schweiz und die 1939 gegründete und seit 1941
verbotene Sozialistische Föderation der Schweiz vereint.
Wegen seiner von den argwöhnischen Polizeibehörden als kommunistische
Propagandtätigkeit qualifizierten Tätigkeit in dem von der Lagerleitung
ernannten Freizeitausschuß und der literarischen Arbeitsgemeinschaft im
Arbeitslager Thalheim, wo er vom 5. Februar bis 1. November 1941 interniert
war, wurde Wilhelm Frank von der Ausweisung nach Hitler–Deutschland bedroht.
Zuerst vom Bezirksgericht Brugg mit einem bemerkenswerten Urteil vom 29. Mai
1942 von Schuld und Strafe freigesprochen/15/, erklärte die von der
Staatsanwaltschaft angerufene zweite Abteilung des Obergerichts des Kantons
Aargau am 1. September 1942 Wilhelm Frank als Hauptangeklagten und seine
Kameraden Rudolf Singer, Kurt Seliger und Walter Fisch „wegen Betätigung für
die kommunistische Partei und wegen kommunistischer Propagandatätigkeit bezw.
wegen Vorschubleistung zu solcher“ schuldig und verurteilte sie zu Gefängnis
von sechs (Frank), drei (Singer und Seliger) und vier Monaten (Fisch), ohne
Anrechnung der Untersuchungshaft, ehe das Schweizerische Bundesgericht als
Kassationshof am 20. November 1942 die von den angesehenen Zürcher Anwälten Dr.
Otto Irminger, Dr. Eduard Zellweger und Dr. Robert Meyer eingebrachte
Nichtigkeitsbeschwerde guthieß, das Urteil des Obergerichts des Kantons Aargau
vom 1. September 1942 aufhob und die Sache zur Freisprechung der vier
Beschwerdeführer an die Vorinstanz zurückwies. Kosten wurde keine
erhoben./16/ Aufgrund dieses Urteils wurden auch eine Reihe von gegen
schweizerische Kommunisten anhängige Verfahren eingestellt. Das aargauische
Obergericht hat dann auch noch über eine, wenn auch kleine Haftentschädigung
(Fr. 379.–) und Genugtuung positiv entschieden.
Die rechtsfreundliche Vertretung von Wilhelm Frank hatte Dr. Otto Irminger mit
großem Engagement und Sachkenntnis übernommen. So wies Dr. Irminger in seinem
Rekurs vom 5. Oktober 1942 an das Eidgenössische Bundesgericht,
staatsrechtliche Abteilung in Lausanne darauf hin, daß die Staatsanwalt gerade
jene von Frank im Lager als Literaturbeauftragter ausgegebenen Bücher,
insbesondere jene von Nikolaj Bucharin, Friedrich Engels und John Burdon
Haldane offenbar deshalb als „kommunistische Propagandaliteratur“ qualifiziert
habe, „weil sie diese Werke nie gelesen hat“. Diese Werke seien wie jene von
Egon Erwin Kisch im Buchhandel und in den öffentlichen Bibliotheken frei
erhältlich: „Auf bloße übernommene Schlagworte und Schablonen (die überdies im
wesentlichen aus Nazi–Deutschland importiert sind!) aber kann eine Anklage
nicht begründet werden, ebensowenig eine Verurteilung.“/17/ Friedrich Engels
mit seinem „Anti–Dühring“ (1878) war anstelle von Lenins „Empiriokritizismus“
(1908) vorgeschoben worden, weil Engels im Gegensatz zu Lenin als salonfähig
galt. Haldane, einer der Begründer der mathematischen Genetik, hat auf Wilhelm
Frank wie auf andere naturwissenschaftlich orientierte Kommunisten tiefen
Eindruck gemacht. Wenn Wilhelm Frank auf die vorbildliche
Wissenschaftsberichterstattung der von ihm gerne gelesenen Neuen Zürcher
Zeitung zu sprechen kam, vergaß er niemals darauf hinzuweisen, daß Haldane
seinerzeit im Daily Worker wöchentlich einen naturwissenschaftlichen Artikel
schrieb und daß auch sein Freund Engelbert Broda viele Jahre hindurch
regelmäßig in „Weg und Ziel“ und in der „Volksstimme“ gemeinverständliche
wissenschaftliche Artikel publiziert habe. In Hinsicht auf Bucharin führte
Rechtsanwalt Irminger, von Wilhelm Frank angeleitet, aus, daß dessen
nationalökonomisches Werk schon 1914 geschrieben worden sei und über die
Grundlagen der theoretischen Nationalökonomie, insbesondere eine Kritik der
Grenznutzentheorie, der sogenannten österreichischen Schule der
Nationalökonomie handle./18/ Frank habe an der ETH auch Nationalökonomie als
Prüfungsfach gehabt und interessiere sich „daher durchaus legitimerweise für
Fragen der Volkswirtschaft“. Aus dem bloßen Besitz von zwei Exemplaren einer
Kriegsrede Stalins, welche im Zimmer von Frank gefunden worden seien, könne
keine kommunistische Propagandatätigkeit geschlossen werden. Dr. Irminger
unterstrich, daß es nicht angehe, aus bloßen generalpräventiven Erwägungen
heraus es mit dem Tatbeweis weniger streng zu nehmen, „als es die Prinzipien
und die Ehre eines Rechtsstaates erfordern“. Dr. Irminger meinte schlußendlich,
daß Anlaß bestehe, das Bezirksgericht Brugg wegen seines Ersturteiles die
schuldige Hochachtung vor seiner Unabhängigkeit und Rechtlichkeit zu bezeugen,
dessen von der Staatsanwaltschaft angefochtenes Urteil sei „sowohl rechtlich
wie menschlich der ganzen Sachlage durchaus angemessen und richtig, seine
Anfechtung aber unbegründet.“ Schon in seiner früheren, an den Präsidenten des
Bezirksgerichts Brugg gerichteten Verteidigungsschrift (24. April 1942)
hat Dr. Irminger die Folgen einer Ausschaffung von Wilhelm Frank aufgezeigt:
„Er ist Jude. Da er seinerzeit von Deutschland in die Schweiz gelangt und
staatenlos ist, würde seine Ausschaffung nach Deutschland erfolgen. Was das
angesichts der Tatsache, daß er Jude ist und wegen kommunistischer Umtriebe
oder Propagandatätigkeit verurteilt wäre, zu bedeuten hätte, ist wohl heute
jedem Schweizer klar. Es wäre die Todesstrafe. Und überdies wahrscheinlich auf
grausamste Art vollzogen. Ich sage das nur, um klar zu machen, daß meines Erachtens
das Leben des Angeschuldigten von dieser Sache abhängig ist und damit die
Verantwortung zu objektiver und allseitiger Abklärung umso größer ist“./19/ Die
Flüchtlingspolitik der Schweiz während der Nazizeit wird mit Recht kritisiert
und es steht außer Zweifel, daß unschuldige Männer, Frauen und Kinder von den
Behörden in den Tod zurückgetrieben wurden. Als Nazideutschland Frankreich
besetzte, organisierten schweizerische Genossen vor allem im Raum von Genf
Schlepperdienste für Flüchtlinge, auf die die schweizerischen Behörden mit
Verhaftungen und Veurteilungen reagierten. Aber außer Zweifel steht, daß
überall im schweizerischen Volk trotz der schwierigen Situation die humanitäre
Tradition sichtbar blieb. Wilhelm Frank legte auf diesen Aspekt stets wert, weshalb
dieser hier angesprochen wird.
Nach seinem Freispruch und Entlassung aus dem Gefängnis, wo er freundlich und
anständig behandelt worden war, wurde Wilhelm Frank in einem Speziallager für
politische Flüchtlinge in Gordola (Tessin) verbracht, Ende 1943 nach Bassecourt
(Berner Jura). Er organisierte intensive politische Schulungen. Eine
Intervention von Gustav Eichelberg beim Chef des Justiz– und Polizei–
Departements Bundesrat Eduard von Steiger, eine Verbesserung für Wilhelm Frank
herbeizuführen, hatte keinen Erfolg. Ihm, Eichelberg, war Wilhelm Frank „als
sehr begabt“ schon früh aufgefallen: „Nicht nur nach den Prüfungsergebnissen
muß er fraglos als ein zu wissenschaftlichem Denken sehr befähigter Ingenieur
angesehen werden“./20/ Für Frank war die Kenntnis dieser Intervention eine
große moralische Hilfe und verfestigte seine Verbundenheit mit der ETH.
Zufällig erfuhr Wilhelm Frank aus der Tagespresse während des Lageraufenthaltes
in Bassecourt Mitte Juni 1944 von einem Preisausschreiben des Weltstudentenwerkes
über die Frage „Was erwartet der Student von 1944 von der Universität nach dem
Kriege“, was ihn dazu anregte, in seiner freien Zeit nach neunstündiger
täglicher körperlicher Arbeit neben anderen, im Interesse der Kameradschaft und
der Freizeitgestaltung des Lagers durchgeführten Arbeiten die Schrift
„Studenten und Universitäten nach dem Kriege“ zu verfassen./21/ Die kleine
Broschüre stand, wie Frank selbst sagt, in Beziehung zur Atmosphäre des Lagers
mit seinen antifaschistischen politischen Flüchtlingen, von denen die meisten
qualifizierte manuelle Arbeiter waren. Allen war einleuchtend, daß an den
deutschen und österreichischen Hochschulen früher als in allen anderen Teilen
des gesellschaftlichen Lebens die faschistischen Tendenzen die Oberhand behalten
hatten./22/ Wilhelm Frank: „Diese Hochschulen sind mitschuldig am Ausbruch und
an den Grausamkeiten dieses Krieges. /.../ Und daraus folgt eindeutig, daß
diese Schulen nach dem Kriege nicht reformiert oder readaptiert werden können,
sondern völlig neu aufgebaut werden müssen“./23/ Für die Zukunft bezeichnete
Frank an den Universitäten die studentische–akademische Arbeit als nur dann
sinnvoll, „wenn sie zum Erwerb von Kenntnissen und Fähigkeiten führt, durch die
bestimmte allgemeine menschliche Bedürfnisse im Interesse der Gesamtheit
befriedigt werden können oder sich selbst direkt um die Lösung bestimmter,
gesellschaftlich–fortschrittlicher Aufgaben bemüht“./24/ Als Mathematiker
verwies Wilhelm Frank auf die Forderungen des berühmten Mathematikers Felix
Klein nach einer größeren Betonung des mathematisch–naturwissenschaftlichen
Denkens im ganzen Erziehungssystem und sah eine Bestätigung der Methode der
planmäßigen gesellschaftlichen Arbeitsteilung in den gewaltigen Erfolgen,
welche die Wissenschaft der Sowjetunion schon im ersten Dezennium ihres von
allen Seiten bedrohten Bestehens erzielt hatte. Wilhelm Frank ging davon aus,
daß die österreichischen Universitäten nach dem Krieg und der Befreiung vom
Nazifaschismus ihre Haltung ernsthaft überprüfen müßten. Das war, wie sich dann
zeigen sollte, eine Illusion. Für seine Schrift, die 1946 in der
„Schriftenreihe demokratischer Studenten“ in Wien wiederabgedruckt wurde/25/,
erhielt Wilhelm Frank den Ersten Preis und wurde aufgrund dessen im November
1944 aus dem Lager mit einem Stipendium zur Fortführung seiner Ausbildung an
der ETH Zürich entlassen.
In Zürich nutzte Wilhelm Frank die neugewonnene Freiheit, um für Österreichs
Zukunft unmittelbar anstehende Fragen mit anderen Emigranten zu besprechen und
organisatorische Maßnahmen zu setzen. Aus der gesamten Politik der
Kommunistischen Partei Österreichs wurde die patriotische Liebe und der Einsatz
für die österreichische Heimat verstärkt. In zahlreichen Ländern gab es
ähnliche Bemühungen emigrierter österreichischer kommunistischer Parteigruppen.
Obschon Techniker organisierte Wilhelm Frank als „Delegierter der
österreichischen Studentenorganisation“ die in der Schweiz lebenden
österreichischen Schriftsteller, Maler, Bildhauer, Sänger, Musiker,
Schauspieler in einem „Vorbereitenden Komitee“ mit, das am 5. Mai 1945 in einem
Rundschreiben mit Zustelladresse an Karl Paryla (Bergstraße 129 in Zürich)
zuerst das Bestreben signalisierte, Theaterstücke, Rollenmaterial, Schreib–,
Zeichen–, Notenpapier, Malutensilien, Handwerkszeug für das Kunstgeswerbe und
Behelfe aller Art aufzubringen, um im Zeitpunkt der Befreiung das
österreichische Kulturleben unmittelbar aufbauen zu können. „Das
Aktionskomitee“, so heißt es in einer an die österreichischen Künstler
hinausgegebenen Aussendung, „nimmt eine wahrhaft humanistische,
freiheitsliebende Haltung ein. In diesem Gedanken sieht es die Voraussetzung
für ein innerlich unabhängiges Österreich. Daher gelten uns als österreichische
Künstler nicht nur Österreicher von Geburt und Künstler, die lange in
Österreich gerbeitet haben, sondern auch die, deren Arbeit eine Bereicherung
des österreichischen Kunstlebens bedeutet. /.../ Das Aktionskomitee ersucht um
schleunigste Anmeldung aller aus der Naziherrschaft resultierenden Wiedergutmachungsansprüche“.
Insbesondere gründete Wilhelm Frank zu Anfang des Jahres 1945 den
„Österreichischen Technikerverband in der Schweiz“ und war dessen Präsident.
Ende Mai 1945 zählte dieser Verband, zu dessen aktivsten Mitglieder Heinz Roth
und Hans Fischel zählten, über dreißig Mitglieder. Der „Österreichische
Technikerverband in der Schweiz“ bildete Arbeitsgemeinschaften, die
verwirklichbare Projekte, Vorschläge und Pläne für die Rekonstruktion der
weithin kaputten österreichischen Industrie ausarbeiteten./26/ Wenn die
staatliche Unabhängigkeit Österreichs nicht bloß als leere Hülle gesehen wird,
durfte seine Industrie nicht eine vom Ausland gesteuerte Filialindustrie sein.
Die Schweiz unterstützte diese Tätigkeit durch Einrichtung einer eigenen
österreichischen Interessenvertretung im Eidgenössischen Politischen
Departement politisch. Der „Österreichische Technikerverband in der Schweiz“
versuchte mit den Landesregierungen in Kontakt zu treten und bot gezielte
technische Hilfe an wirtschaftlichen Schlüsselstellen an. Von der angebotenen
und qualifizierten Hilfsbereitschaft wollte der in der von der österreichischen
Emigration in der Schweiz rasch anerkannten provisorischen österreichischen
Regierung Karl Renner in Wien als Staatssekretär für öffentliche Bauten,
Übergangswirtschaft und Wiederaufbau Julius Raab nur zögerlich Gebrauch machen.
Im Oktober 1945 kehrte Wilhelm Frank nach Österreich heim, im Handgepäck hatte
er eine Anzahl von technischen Unterlagen, so für Tirol ein im Detail von der
Zürcher Maschinenfirma Escher–Wyß ausgearbeitetes Projekt einer damals modernen
mehrstufigen Brüdendampfwärmepumpenanlage für die Saline Hall. Diese Anlage der
Saline Hall war noch im Jahre 1967 in anstandsloser Funktion. Für die Wiener
Niederlassung der Firma Brown–Boveri vermittelte Wilhelm Frank wichtige
Unterlagen von der Zentrale in Baden im Aargau, die deren Mitarbeit am
österreichischen Wiederaufbau erleichtert haben.
Heimkehr und Mitgestalter österreichischer Energiepolitik
In den ersten Novembertagen des Jahres 1945 meldete sich Wilhelm Frank dann
selbst beim Staatssekretariat für Bauten, Übergangswirtschaft und Wiederaufbau,
wurde aber vom zuständigen Unterstaatssekretär Dipl.Ing. Otto Mödlagl wegen des
bereits voll im Gange befindlichen Wahlkampfes für den Nationalrat nicht mehr
empfangen. Wilhelm Frank nahm deshalb ein Anbot von Dr. Karl Friedl, dem
Entdecker des Erdölfeldes Zistersdorf,/27/ an, als Betriebsingenieur in der
einzigen wenigstens zur Hälfte österreichisch gebliebenen Erdölfirma, der
Erdölproduktionsgesellschaft in Zistersdorf, tätig zu werden (27. Dezember
1945). Von dort holte ihn Anfang Februar 1946 der Bundesminister für
Elektrifizierung und Energiewirtschaft (BM. f. E. u. E.) im Kabinett Dipl. Ing.
Leopold Figl, Dr. Karl Altmann (Bundesminister bis 20. November 1947), als
Leiter der Abteilung für Planung und Studien in sein Ministerium, wiewohl die
Planung im Ressort des von Dr. Peter Krauland geleiteten Bundesministeriums für
Vermögenssicherung und Wirtschaftsplanung angesiedelt war. Die Kompetenz dieses
vom einzigen kommunistischen Minister geführte Ministerium war aufgrund der
politischen Situation insgesamt sehr eng, weshalb die Aufgaben auch nicht, wie
der Name vermuten läßt, auf die gesamte Energiewirtschaft, sondern nur auf die
der elektrischen Energiewirtschaft bezogen waren. Trotz dieser restaurativen
politischen Konstellation gelang es Wilhelm Frank, die anstehenden
energiepolitischen Probleme Österreichs stimulierend anzuleiten. Seine
Initiierung der Erstellung von jährlich erscheinenden österreichischen
Energiebilanzen hatte internationalen Vorbildcharakter. Als Geschäftsführer der
Projektkommission des Donaukraftwerkes Ybbs-Persenbeug und als
stellvertretender Geschäftsführer im Baukomitee für das Speicherkraftwerk
Kaprun trieb er die beiden größten Vorhaben voran. Auch wurden in kurzer Frist
die Grundlagen für den weiteren Ausbau des österreichischen Verbundnetzes
geschaffen. So setzte er sich mit Erfolg dafür ein, die isoliert liegenden
Illwerke durch eine Leitung über den Arlberg an das österreichische Verbundnetz
anzuschließen. Das klingt relativ problemlos. Aber was für eine
Durchschlagskraft war notwendig, um für den Bau dieser provisorischen 110
kV-Leitung in einer Zeit höchster Rohstoffknappheit Vorsorge zu treffen. Da
wurde eine italienische Firma ausfindig gemacht, die den Auftrag gegen
Lieferung von 10.000 Tonnen Erdöl zusagt. Diese Ölmenge bewilligten die
Sowjets, deren Zone von wiederholten Netzzusammenbrüchen belastet war. Wilhelm
Frank hat über diese Aufbauarbeit 1982 einen Überblicksartikel geschrieben, der
die Entwicklung seiner Ideen darstellt, welche eine den Unternehmensinteressen
übergeordnete, das öffentliche Interesse wahrnehmende Planung der
Energiewirtschaft zugrundeliegt. Er widmete diesen Artikel seinem damals ältesten
noch lebenden Jugendfreund Dr. Theodor Prager auch aus dem Grunde, weil dieser
als Chefdolmetsch bei der ersten Verhandlungsrunde des österreichischen
Minsiterkomitees mit den Vertretern der US-Militärregierung in Deutschland im
Herbst 1946 „durch seine brillante Übersetzung wesentlich zum Verständnis der
österreichischen Position und einem für Österreich erfolgreichen Abschluß
beigetragen /hat/“./28/ Wilhelm Frank blieb vom 8. Februar 1946 bis zur
Auflassung dieses Ressorts am 1. Februar 1950 Leiter der Abteilung für Planung
und Studien und wurde dann in den Personalstand des Bundesministeriums für
Handel und Wiederaufbau übernommen, wo er als Referent für allgemeine
Energiewirtschaft tätig war, dabei auch die Agenden dieses Ministeriums beim
Ausbau von Energieanlagen wahrnahm. Aus politischen Gründen war in diesen
Jahren seine Position im Ministerium prekär, doch kam in ihm keine Resignation
auf. Es entstanden heute als klassisch geltende Arbeiten auf dem sich stark
wandelnden Energiesektor, welche die Interdependenz der Energieformen betonen.
International beachtet wurde seine Tätigkeit als Leiter des Wissenschaftlichen
Programmkomitees für die im Juni 1956 in Wien abgehaltene 5.
Weltkraftkonferenz, die an die 2.000 Delegierte aus 53 Staaten in das inzwischen
neutral gewordene Österreich führte. Einer der Generalberichterstatter war Hans
Thirring, mit dem Wilhelm Frank eine herzliche Freundschaft verband. Daß die
Internationale Atombehörde ihren Sitz in Wien nahm, ist nicht zuletzt auf das
hohe Niveau dieser Konferenz zurückzuführen. 1947 wird Wilhelm Frank
Gründungsmitglied des „Österreichischen Kuratoriums für Landtechnik und
Landentwicklung“ und war darin von 1947 bis 1994 ehrenamtlicher Vorsitzender
des Arbeitskreises Energie, weil ihm die volkswirtschaftlich und
staatspolitisch besondere Bedeutung der Verwendung elektrischer Energie in der
Landwirtschaft offenkundig war./29/
Vom Mai 1966 bis September 1970 war Wilhelm Frank im Bundesministerium für
Bauten und Technik, befaßte sich dort vor allem mit Fragen des technischen
Versuchswesens und der internationalen Kooperation, vom Oktober 1970 bis Mai
1973 war er Leiter der Abteilung für wissenschaftsbezogene Forschung und
Stellvertreter des Sektionsleiters der Sektion Forschung im neuerrichteten, von
Hertha Firnberg geleiteten Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung, u.
a. mit dem planmässigen Auf- und Ausbau der EDV im
wissenschaftlich-akademischen Bereich in Österreich befaßt, vom Mai 1973 bis
Dezember 1973 war er Leiter der Abteilung für Koordinierung der
Energiewirtschaft im Bundesministerium für Handel, Gewerbe und Industrie, vom
Jänner 1974 bis Dezember 1976 dort als Sektionschef Leiter der Sektion Energie
und vom Jänner 1977 bis April 1980 im selben Bundesministerium Leiter der um
die Bereiche Grundstoffe-Oberste Bergbehörde erweiterten Energiesektion. Es
sind jene Jahre, in welchen sich der politische Opportunismus uneingeschränkt
und ungeniert der Frage der friedlichen Nutzung der Kernenergie bemächtigte und
Wilhelm Frank als „Energiepapst“ von Österreich die Schildbürgerstreiche der
österreichischen Politik gegen das Kernkraftwerk Zwentendorf so gut es ging
reparieren mußte. Seine über seine politische Biographie sicher informierten,
aber auf Spitzenkräfte wie Wilhelm Frank doch eben auch angewiesenen
Vorgesetzten konnten davon ausgehen, daß er in seinen Funktionen nicht im Sinn
von Parteipolitik, sondern im Sinn einer den allgemeinen Umständen
entsprechenden Wissenschafts- und Technikpolitik wirken würde. Wilhelm Frank
hielt an seiner Auffassung fest, daß die hard technology nicht einer Laune oder
der Willkür der entfesselten Techniker ihre Entwicklung verdankt, sondern den
Erfordernissen der Ökonomie, deren Gesetze wirksam sind./30/ Den Umgang mit
Energie schätzte Wilhelm Frank als einen Schlüsselfaktor für die Entwicklung
einer Gesellschaft und überhaupt für die ökonomische und ökologische Zukunft
der Welt ein. Deshalb zielte er auf ein Zusammenwirken der
Ingenieurwissenschaften mit Wirtschaft und Politik. Er trat aus komplexer Sicht
für eine vernünftige Lösung des Donau-Nationalparks und des Donauausbaues
unterhalb von Wien ein. Für den Bau des Donaukraftwerkes Hainburg hätten rund
8% eines auartigen Gebietes entlang der Donau bis zur Marchmündung, d. s. 600
ha schöner Auwald, geschlägert werden sollen, wobei die projektierende
Elekrizitätsgesellschaft diesen Verlust durch Bereitstellung und Bewässerung
einer mindestens gleich großen Fläche auf früherem Auwald kompensiert hätte.
Wilhelm Frank ging in seiner Befürwortung dieses Projekts davon aus, daß die
Werke an der Donau Mehrzweckanlagen sind, also nicht nur der Stromgewinnung
dienen, sondern u. a. der Erhaltung und gegebenenfalls Verbesserung des
Grundwasservorrates und der Schiffahrt. Im übrigen war er der Meinung, daß ein
Nationalpark nur Pflanzen und Tieren dient, nicht aber als Erholungsraum für
die Menschen aus der Großstadt. Mit Mai 1980 trat Wilhelm Frank als Beamter in
den Ruhestand. Er blieb vor allem wissenschaftlich tätig und übernahm
ehrenamtlich noch die Leitung des „Vereins zur Förderung von Kleinkraftwerken“.
Darüber hinaus war er, von Engelbert Broda dazu eingeladen, Vorstandsmitglied
der österreichischen Pugwash-Gruppe (Vereinigung österreichischer
Wissenschaftler).
Marxistischer Wissenschaftler
Obschon sich im Ministerium gelegentlich meterhohe Aktenberge auf seinem
Schreibtisch türmten, bearbeitete Wilhelm Frank diese speditiv und blieb
andauernd wissenschaftlich tätig. Im Winter 1951/52 stellte er an der TH Wien
seine Doktorarbeit „Zur Berechnung der Druckverteilung bei der Umströmung von
Zylindern mit stetig gekrümmter Profilkontur durch ideale inkompressible
Flüssigkeiten“ fertig. Die beiden Referenten Paul Funk (Institut für
Mathematik) und Franz Magyar (Institut für Strömungslehre) hoben die
„mathematische Begabung des Verfassers“ (Magyar) und die „äußerst sorgfältige
Kritik, mit der er jeden einzelnen Rechenschritt verbindet“ (Funk), hervor. Das
Rigorosum bei Leonhard Kneissler (Institut für Grundlagen und Theorie der
Elektrotechnik), Funk und Magyar bestand Wilhelm Frank am 26. Mai 1952 mit
stimmeneinhelliger „Auszeichnung“./31/ Dem 1945 an die TH Wien berufenen, zuvor
an der Deutschen Technischen Universität Prag tätig gewesenen hervorragenden
Mathematiker Paul Funk, der 1939 nach der Besetzung der Tschechoslowakei von den
Nazis zwangspensioniert worden war, blieb Wilhelm Frank persönlich verbunden
und half ihm sein Lebenswerk „Variationsrechnung und ihre Anwendung in Physik
und Technik“ (Berlin 1962, XVI und 676 Seiten) zu vollenden./32/ In
inhaltlichem Zusammenhang damit steht seine Paul Funk „in Dankbarkeit und
Verehrung“ gewidmete Monographie „Mathematische Grundlagen der Optimierung.
Variationsrechnung - dynamische Programmierung - Maximumprinzip“ (R. Oldenbourg
Verlag München - Wien 1969, 211 Seiten), die aus einer achtstündigen
Vortragsreihe im österreichischen Produktivitätszentrum im Juni 1965 entstanden
ist. Vorausgegangen waren Vorträge im von Dipl. Ing. Fred Margulies
eingerichteten Arbeitskreis Automation der Zentralen Fraktion der
Gewerkschaftlichen Einheit im ÖGB. Im November 1960 hatte Wilhelm Frank über
„Die Rolle der Mathematik in der modernen Technik“/33/ und im Frühjahr 1963
über „Anwendung der Mathematik in den Gesellschaftswissenschaften“/34/
gesprochen. Wilhelm Frank ging davon aus, daß, soferne nicht bestimmte
gesellschaftliche Interessen ihre Anwendung behindern, moderne mathematische
Verfahren gerade wegen ihres abstrakten Charakters zur Lösung sozialer und
volkswirtschaftlicher Probleme herangezogen werden können. Speziell in
den Wienern Mathematikern Edmund Hlawka und Leopold Schmetterer hatte er
für seinen speziellen mathematischen Forschungsbereich Ansprechpartner.
Mitten im Kalten Krieg gelang Wilhelm Frank aus Anlaß des 100. Geburtstages von
Max Planck die Gestaltung einer fachspezifischen Festschrift unter Beteiligung
von 33 Wissenschaftlern aus der ganzen Welt, darunter der Nobelpreisträger
Hannes Alfvén, Niels Bohr, Louis de Broglie, Paul Dirac und Linus Pauling.
Herausgegeben und finanziert wurde die Max-Planck-Festschrift 1958 im Berlin der
Deutschen Demokratischen Republik (VEB Deutscher Verlag der
Wissenschaften.Berlin, 413 Seiten), redigiert und bearbeitet von Wilhelm Frank
aber in Wien, um das Erscheinen überhaupt zu ermöglichen. Wilhelm Frank stellte
als Motto die ihm selbst verbindliche Aussage von Max Planck voran: „...Denn
die Wissenschaft bedeutet nicht beschauliches Ausruhen im Besitz gewonnener
Erkenntnis, sondern sie bedeutet rastlose Arbeit und stets vorwärtsschreitende
Entwicklung“. Für Wilhelm Frank war die Festschrift eine Manifestation, „daß
die Existenz verschiedener gesellschaftlicher Systeme kein Hindernis für eine
freundschaftliche Zusammenarbeit der Gelehrten - wie der Völker - ist.“ Als er
das Manuskript zur Drucklegung nach Berlin brachte, äußerte er sich dort gegenüber
den wartenden Herausgebern voll Stolz, diese in Wien zustandegekommende
Festschrift sei auch ein später österreichischer Sieg über den preußischen
Militarismus, gewissermaßen eine „Rache für Königgrätz“.
Seit den siebziger Jahren nahm Wilhelm Frank verschiedene Lehraufträge über
mathematische Theorie der Optimierung und Probleme der Energieversorgung wahr,
an der Wiener Universität, an der Technischen Universität Wien, an der
Universität Innsbruck, dort hatte er als Sektionschef den vom ihm freundschaftlich
verbundene Ferdinand Cap aufgebauten Forschungsbereich Plasmaphysik
unterstützt, und an der Universität Salzburg, an welcher Universität er am 7.
Mai 1980 zum Honorarprofessor für angewandte Mathematik ernannt wurde. In
seinen Lehrveranstaltungen nahm er seine ETH Erfahrungen auf und orientierte
auf universelle Problemerfassung und logisches Vorgehen in der Problemlösung.
In Salzburg auf dem Weg zu seiner Vorlesung ist er am 14. Mai 1999 plötzlich
verstorben. Über den Tod hinaus der Wissenschaft verbunden, hat er seinen
Körper dem Anatomischen Institut der Wiener Universität zur Verfügung gestellt.
Die kommunistische Parteiführung der fünfziger und sechziger Jahre versäumte es
insgesamt, alle verfügbaren und dazu auch bereiten wissenschaftlichen Kapazitäten
für die Kritik der kapitalistischen Ordnung und für die Gestaltung der Politik
der Partei heranzuziehen. Sie konnte mit Persönlichkeiten wie Wilhelm Frank
eigentlich nur wenig anfangen. Diese noch nicht überwundene Tendenz mußte das
wissenschaftlich begründete historische Fortschreiten der Partei behindern. Der
Respekt vor den historischen Leistungen der kommunistischen Arbeiterbewegung
blieb bei Wilhelm Frank eben so bleibend wie seine materialistische
Weltauffassung, er war Marxist, der die Welt nahm, wie sie ist. Die Sowjetunion
war für Wilhelm Frank in historischer Perspektive der erste, wenngleich
gescheiterte Versuch der Menschheit, die für die weit überwiegende Mehrheit der
Weltbevölkerung in ihren Auswirkungen barbarische kapitalistische Gesellschaft
zu überwinden. In den sechziger Jahren entfernte sich Wilhelm Frank
organisatorisch von der kommunistischen Partei, freilich nicht im Stile von
Ernst Fischer und anderer nach dem Applaus bürgerlicher Medien schielender
Parteiintellektueller, die in ihrem Denken den Marxismus schon längst über Bord
geworfen haben und welche Wilhelm Frank verachtete. Er hatte schon seit
längerem kritisiert, daß die österreichische Partei zu wenig für sozialistische
Zielvorstellungen eintritt. Einige wegen seiner Beamtenfunktion unter Pseudonym
erschienenen Artikel, die noch für eine zu schreibende Biographie von Wilhelm
Frank erhoben werden müssen, geben darüber Auskunft. In der Sowjetunion und den
anderen sozialistischen Ländern beobachtete Wilhelm Frank scharf die Anzeichen
von Stagnation, indem von der Möglichkeit der andauernden Überprüfung und der
notwendig werdenden Veränderungen nicht Gebrauch gemacht wurde. Auf der anderen
Seite war ihm einsichtig, daß sich in Österreich auf absehbare Frist hin die
kapitalistischen Verhältnisse auf allen Ebenen stabilisierten.
Für Wilhelm Frank war die Technik dem menschlichen Wesen notwendig zugehörig,
eine Schöpfung des Menschen und zugleich Produkt dieser Schöpfung,
organisierendes Element der Gesellschaft, deren industrielle Systeme Nährboden
der Technik sind. Absurd war für Wilhelm Frank der von Irrationalisten aller
Schattierungen konstruierte Gegensatz von geistigem Leben und von in der
Technik verwirklichtem materiellen Leben. Das hat auch Bertolt Brecht so
gesehen: „Nichts ist frecher als die schlaue Trennung der Begriffe Kultur und
Zivilisation, mit der schon die Halbwüchsigen in den Volksschulen bekannt
gemacht werden“./35/ Wilhelm Frank trat für die friedliche Nutzung der
Kernenergie bei rechtzeitiger Vorsorge im Zusammenhang mit der Endlagerung des
radioaktiven Abfalls ein. In dieser Frage besteht eine Differenz zu Engelbert
Broda, der, ohne sich von den Kampagnen der AKW-Gegnern vereinnahmen zu lassen,
vom Skeptiker zum Gegner einer Kernenergienutzung wurde, weil er bezweifelte,
daß die vielen Probleme der friedlichen Nutzung, insbesondere der Sicherheit,
mit einem als realistisch anzusehenden Aufwand überhaupt gelöst werden können.
Der von Wilhelm Frank maßgeblich gestaltete Regierungsbericht über die
Kernenergie wurde Ende 1976 fertiggestellt und sprach sich nach Abwägen des Pro
und Kontra klar für die Nutzung der Kernenergie aus.
Gerne beschäftigte sich Wilhelm Frank mit Geschichte, insbesondere mit Fragen
der Wissenschaftsgeschichte. Im 1946 gegründeten „Institut für Wissenschaft und
Kunst“, das sich die Erneuerung des geistigen Lebens Österreichs zum Ziele
gesetzt hatte, begegnete er dem ehemaligen Prager Historiker Eduard Winter.
Dessen Arbeiten über den vormärzlichen böhmischen Mathematiker, Logiker und
utopischen Sozialisten Bernard Bolzano kannte Wilhelm Frank schon von Paul Funk
her. Als in „Weg und Ziel“ in Anlehnung an Georg Lukács/36/ offengelassen wird,
ob Bernard Bolzano auch als Vorläufer von Franz Brentano, Max Scheler, Edmund
Husserl und damit Othmar Spann angesehen werden kann,/37/ schrieb Wilhelm Frank
eine klare Entgegnung: „Die Wurzeln der Philosophie und Sozialkritik Bolzanos
liegen eindeutig in der Aufklärung und nicht im Irrationalen, wie bei den
Romantikern, die seine schärfsten Gegner waren und deren reaktionärer Protest
gegen die bürgerliche Welt keine Spur von jener humanistischen Gesinnung trägt,
die das Wirken von Bolzano auszeichnet. /.../ Darin liegt u. a. die Bedeutung
Bolzanos für die Gegenwart. Er sollte daher auch von den Anhängern des historischen
und dialektischen Materialismus korrekt eingeschätzt werden.“/38/ In
vielfältiger Weise half Wilhelm Frank mit, daß es in Österreich zu einer
Renaissance dieses bedeutenden österreichischen Denkers kam. Eduard Winter,
der, von den klerikalen Kräften miesen Angriffen ausgesetzt, 1947 einen Ruf an
die Universität Halle annahm, wurde von Wilhelm Frank immer wieder unterstützt,
sei es bei der Drucklegung von Büchern zur österreichischen Geschichte/39/ oder
einfach in ganz privaten Angelegenheiten. Das sich zunächst in einer
schöpferischen Atmosphäre entwickelnde „Institut für Wissenschaft und Kunst“,
für das Wilhelm Frank wie auch Engelbert Broda viel getan haben, wurde im
Auftrag der Sozialistischen Partei Anfang der fünfziger Jahre von Kommunisten
gesäubert und sank zu einer Art Bildungsswerkstätte von SPÖ Kreisen hinab./40/
Engelbert Broda hat mit dem im übrigen vor allem auf aktives Betreiben seines
zur SP übergegangenen Bruders Christian Broda betriebenen Hinausschmiß als
Leiter der Naturwissenschaftlichen Abteilung des „Instituts für Wissenschaft
und Kunst“ auch die organisatorische Basis für seinen politischen Einsatz für
die Förderung der österreichischen Forschung verloren und war auch persönlich
geschädigt worden. Während seines „Gastspiels“ in der Forschungssektion kam ein
weitergehender Kontakt von Wilhelm Frank zu dem Historikerfürsten Leo
Santifaller zustande, weil dieser mit klarem Verstand einen weltoffenen und
zugleich durchaus die österreichischen Interessen wahrenden Standpunkt
eingenommen hat. Der Verfasser dieses Nachrufes hat Ende der sechziger Jahre
auf Wunsch von Eduard Winter sich bei Wilhelm Frank vorgestellt und eine offene
Tür gefunden. Der zuerst eher lose Kontakt vertiefte sich in Zusammenarbeit mit
dem von Wilhelm Frank außerordentlich geschätzten Eduard Rabofsky. Gründung und
Entwicklung der Alfred-Klahr-Gesellschaft hat Wilhelm Frank mit Aufmerksamkeit
verfolgt. Viele Arbeiten zur österreichischen Wissenschaftsgeschichte wären
ohne sein Wissen und seine Kritik nicht zustandegekommen: „Die
Auseinandersetzung mit dem Irrationalismus - auf breiter Front - scheint mir
die wichtigste Aufgabe zu sein, die wir zu bewältigen haben“ - so schreibt
Wilhelm Frank am 18. September 1997 an den Verfasser dieser Zeilen. Allen, die
Wilhelm Frank näherkamen, war er ein sehr warmherziger, anteilnehmender
Freund, der in Gesprächen aber auch stets dazu herausforderte, das eigene
Denken zu überprüfen.
Anmerkungen:
1/ Engelbert Broda: Wilhelm Frank – 60 Jahre. Elektrotechnik und
Maschinenbau 93 (1976), 231 – Walter Fremuth: Wilhelm Frank – 65 Jahre. Ebenda
98 (1981), H. 5 (Sonderdruck, eine Seite) und Wilhelm Frank – 70 Jahre.
Ebenda 103 (1986), H. 5 (Sonderdruck, eine Seite) – Gerald Sonneck (ÖIAV,
Seibersdorf): Wilhelm Frank – 75 Jahre. ÖIAZ 136 (1991) H. 5 (Sonderdruck, eine
Seite) – Heinz Zemanek: Sektions–Chef Frank 80. Eine Würdigung. Typoskript –
Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. I.
München–New York–London–Paris 1980, 188 – Marie Tidl: Die Roten Studenten. Dokumente
und Erinnerungen 1938–1945 (= Materialien zur Arbeiterbewegung 3). Wien 1976,
223 f. – Gerhard Oberkofler/Eduard Rabofsky: Wissenschaft in Österreich
(1945–1960). Beiträge zu ihren Problemen. Frankfurt a. M. 1989, 8–15 – Claudia
Hoerschelmann: Exilland Schweiz. Lebensbedingungen und Schicksale
österreichischer Flüchtlinge 1938 – 1945. Innsbruck 1997, 378–385.
Autobiographische Notizen über seine Emigration hat Wilhelm Frank verfaßt in:
Friedrich Stadler (Hrsg.), Vertriebene Vernunft II. Emigration und Exil
österreichischer Wissenschaft. Wien–München 1988, 952–955. Das
maschineschriftliches Resümeeprotokoll eines (nicht beglaubigten) Interviews
mit Tilly Spiegel–Marek vom 11. Juni 1969 erliegt im Dokumentationsarchiv des
österreichischen Widerstandes (DÖW). Frau Monika Eckl vom Österreichischen
Verein zur Förderung von Kleinkraftwerken (Wien) danke ich sehr herzlich für
Literaturkopien, Herrn em.o.Univ.Prof. Dr.Thomas Schönfeld (Wien) ganz herzlich
für vielfältige Anregungen!
2/ Engelbert Broda: Wilhelm Frank – 60 Jahre, 231. Über Engelbert Broda s. Paul
Broda – Gitta Deutsch – Peter Markl – Thomas Schönfeld – Helmuth
Springer–Lederer (Hg.): Engelbert Broda, Wissenschaft. Verantwortung. Frieden.
Ausgewählte Schriften. Wien 1985. Auch Zentralbibliothek für Physik in Wien
(Hg.): Engelbert Broda (1910–1983). Wissenschaft und Gesellschaft. Wien 1993.
3/ Wilhelm Frank: Wege aus der Defensive. Gemeinwirtschaft 3/92 (40 Jahre
Interessenvertretung), 45–51.
4/ Hans Heinz Holz: Stalin als Theoretiker des Leninismus. Streitbarer
Materialismus 22 (Mai 1998), 21–43.
5/ Wilhelm Frank: Studenten und Universitäten nach dem Kriege. Affoltern a. A.
1945, 5.
6/ So am 19. 9. 1988 an den Vf. im Zusammenhang mit der von Juristen wie
Christian Broda gehandelten Ikone Hans Kelsen.
7/ Anklageschrift der Staatsanwaltschaft Wien II Dr. Karl Tuppy vom 15.
12. 1937, 12 St 7484/37–10; 8 Vr 4594/37 (Kopie Dokumentationsarchiv des
Österreichischen Widerstandes, Wien).
8/ Frdl. Auskunft von Dipl.Ing. Erich Jiresch, Leiter des Universitätsarchivs
der TU Wien.
9/ Gerda Hoffer geb. Pollatschek: The Utitz Legacy. Jerusalem 1988 (Ererbt von
meinen Vätern, Köln 1990).
10/ Z. B. Anti–Dühring (1878), MEW 20, 113: „Die Mathematik selbst betritt mit
der Behandlung der veränderlichen Größen das dialektische Gebiet, und
bezeichnenderweise ist es ein dialektischer Philosoph, Descartes, der diesen
Fortschritt in sie eingeführt hat.“
11/ Wilhelm Frank: Erinnerungen an Wolfgang Pauli jun. Österreichische
Mathematik und Physik. Wolfgang Gröbner –Richard von Mises – Wolfgang Pauli.
Hg. von der Zentralbibliothek für Physik in Wien. Wien 1993, 63–73, hier 68.
12/ Vgl. Charles P. Enz – Beat Glaus – Gerhard Oberkofler (Hrsg.): Wolfgang
Pauli und sein Wirken an der ETH Zürich. Zürich 1997.
13/ Hans Mayer: Ein Deutscher auf Widerruf. Erinnerungen Band I. suhrkamp
taschenbuch 1988, 266.
14/ Kopie im Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW).
15/ In der Begründung heißt es: „Die Schuldlosigkeit der Beanzeigten ist heute
einwandfrei erstellt. Vor allem ist zu sagen, daß kommunistische Umtriebe oder
Vorschub dazu nicht nachgewiesen sind. Das Verhalten der Beanzeigten war weder
vorsätzlich rechtswidrig noch staatsgefährlich, weshalb es schon deswegen gemäß
den Bestimmungen der cit. Bundesratsbeschlüsse nicht strafbar war. Die
Feststellung der Schuldlosigkeit ist für die Beanzeigten von großer
Wichtigkeit, da ihnen im Straffall die Ausweisung nach Deutschland droht, wo
ihr Schicksal als Kommunisten und Juden ernsthaft gefährdet wäre“. Kopie DÖW.
16/ Über den Prozeß und die Situation in den Arbeitslagern schreibt Kurt
Seliger: Basel – Badischer Bahnhof. In der Schweizer Emigration 1938–1945. Wien
1987 (mit einigen Abbildungen auch von Wilhelm Frank). Seliger war nach 1945
Redakteur der „Volksstimme“, trat 1970 aus der KPÖ aus und war seitdem als
„freier Journalist in Wien“, wie er sich bei Peter Boris: Die sich lossagten.
Stichworte zu Leben und Werk von 461 Exkommunisten und Dissidenten. Köln 1983
vorstellen läßt. Seine Erinnerungen distanzieren sich von seiner früheren
kommunistischen Überzeugung und stilisieren die Jahre nach seinem Austritt aus
der KPÖ als „zweite Emigration“ in Österreich, weshalb das Buch verdientermaßen
vom Politikwissenschaftler Anton Pelinka bevorwortet ist. Siehe auch Werner
Mittenzwei: Exil in der Schweiz. Leipzig 1981, 310 f.
17/ Dr. Otto Irminger unterm 30. Juni 1942 (Zürich) an das
Bezirksgerichtspräsidium Brugg (z. Hd. des Obergerichtes des Kantons Aargau).
Kopie DÖW.
18/ Die von Anna Lifschitz besorgte deutsche Übersetzung erschien im Verlag für
Literatur und Politik Wien und Berlin 1926: N. Bucharin, Die politische
Ökonomie des Rentners (Die Wert– und Profittheorie der österreichischen
Schule).
19/ Kopie DÖW
20/ Kopie des Schreibens von Gustav Eichelberg an Bundesrat Steiger vom 11.
Jänner 1944 im DÖW.
21/ Wilhelm Frank: Studenten und Universitäten nach dem Kriege. Memorandum zur
Umfrage des Weltstudentenwerkes und der Europäischen Studentenhilfe. Anhang:
Manifest der Münchner Studentenschaft Mitte Februar 1943. Über die Grenzen.
Schriftenreihe. Aehren Verlag Affoltern a. A. 1945, 29 Seiten.
22/ Dazu Gerhard Oberkofler/Eduard Rabofsky: Wissenschaft in Österreich
(1945–1960). Beiträge zu ihren Problemen. Frankfurt a. M. 1989.
23/ Studenten und Universitäten nach dem Kriege, 13.
24/ Ebenda, 23.
25/ Im Sexl–Verlag Wien.
26/ Einzelheiten über die ausgearbeiteten Vorschläge und personellen
Zusammenhänge bei Gerhard Oberkofler/Eduard Rabofsky, Wissenschaft in
Österreich, 7–15.
27/ Auf die Pionierarbeiten von Karl Friedl hat Wilhelm Frank in dem von ihm
verfaßten Begleittext zur Sonderporstmarke 50 Jahre Erdöl in Östereich 28. Mai
1980 (Erster Ausgabetag) aufmerksam gemacht.
28/ Wilhelm Frank: Zur Geschichte der Energieplanung in Österreich. Wirtschaft
und Gesellschaft 8 (1982), 235-270, hier 235.
29/ Wilhelm Frank: Die Tätigkeit des Arbeitskreises für Energieanwendung im ÖKL
seit 1947. Landtechnische Schriftenreihe. Wien 1997, 91-113.
30/ In Neuchâtel hielt Wilhelm Frank am 8. Mai 1987 ein Referat über die
„Energiepolitik in Österreich“, in dem er darauf einging. Typoskript.
31/ Das Gutachten von Franz Magyar datiert vom 21. März 1952, jenes von Paul
Funk ist o. D. und langte im April 1952 in der Fakultät für Maschinenwesen
sein. Verhandlungsschrift über Rigorosum Zl. 622. Für Kopien danke ich Herrn
Dipl. Ing. Erich Jiresch, Leiter des Universitätsarchivs der TU Wien.
32/ Über Paul Funk (1886-1969) s. Hans Hornich, Almanach der ÖAdW f. d. Jahr
1969, Wien 1970, 217-277.
33/ Als Typoskript vervielfältigt. Wien Jänner 1961, 20 Seiten.
34/ Als Typoskript vervielfältigt. Wien Mai 1963, 27 Seiten und 3 Tafeln.
35/ Zitiert nach Bertolt Brecht: Über Politik und Kunst. edition suhrkamp 1971,
79.
36/ Georg Lukács: Die Zerstörung der Vernunft. Der Weg des Irrationalismus von
Schelling zu Hitler. Berlin 1955, 380.
37/ Weg und Ziel 1963, 606-608 (Besprechung des Buches von Eduard Winter: Der
Josefinismus - Die Geschichte des österreichischen Reformkatholizismus
1740-1848. Berlin 1962).
38/ Ebenda, 677.
39/ Eduard Winter: Erinnerungen (1945-1976). Hg. von Gerhard Oberkofler.
Frankfurt a. M. 1994, 151 (unter Bezugnahme auf die im Wiener Europa
Verlag hg. Trilogie: Romantismus, Restauration und Frühliberalismus im
österreichischen Vormärz, 1968 - Revolution, Neoabsolutismus und Liberalismus
in der Donaumonarchie, 1969 - Barock, Absolutismus und Aufklärung in der
Donaumonarchie, 1971).
40/ Gerhard Oberkofler - Eduard Rabofsky, Wissenschaft in Österreich, 54 f.
Mitteilungen der Alfred Klahr Gesellschaft, Nr. 1 & 2/2000
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