Verein zur Erforschung der Geschichte der Arbeiterbewegung Drechslergasse 42, A–1140 Wien Tel.: (+43–1) 982 10 86, E-Mail: klahr.gesellschaft@aon.at
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„Ortstafelsturm“ und Kärntner VerhältnisseIm Herbst 1970 komplettierten Kärntner
slowenische Studenten und Studentinnen mit Schablonen und Sprays deutsche
Ortstafeln in Kärnten mit den slowenischen Ortsnamen und wiesen damit auf die
Kluft zwischen Gesetz und Praxis hin – der Artikel 7 des österreichischen
Staatsvertrags schreibt nämlich zweisprachige Topographie im zweisprachigen
Gebiet vor; realiter gab es in ganz Kärnten im Jahr 1970 nicht eine einzige
offizielle zweisprachige Ortsbezeichnung. Das polizeiliche, gerichtliche und
mediale Spektakel, das auf die fortgesetzten und stetig breiter werdenden
„Aufschriftenaktionen“ folgte, machte die österreichische und
internationale Öffentlichkeit hellhörig. Im Herbst 1972 ließ die Regierung
Kreisky zweisprachige Ortstafeln für einen Teil der zweisprachigen Orte in Südkärnten
anbringen. Von rechtsextremen Kärntner Fraktionen organisierte Kolonnen
beseitigten diese wieder unter Beobachtung und Begleitung der Exekutive. Ein
unerwartetes Gewaltpotential trat zutage. Der damalige Bundeskanzler und SPÖ-Parteichef
Bruno Kreisky wurde am 25. Oktober 1972 nach einem Auftritt in Klagenfurt von
der vor dem ÖGB-Haus versammelten Menge physisch bedroht und unter schwerem
Polizeischutz durch einen Nebeneingang ins Freie gebracht, Landeshauptmann Sima
und seine Frau am Tag darauf vor der Völkermarkter „Burg“ unter den Augen
der Gendarmerie attackiert. |
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