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Charlotte
Rombach: Gelebte Solidarität
Österreichische Schutzbundkinder in der Sowjetunion
Wien: Alfred Klahr Gesellschaft 2003 (Quellen & Studien, Sonderband
4), 2. Auflage
150 Seiten, ca. 180 Abb., Euro 14,– , ISBN 978-3-9501204-4-8
Was internationale Solidarität bedeutet, erfuhren 120 österreichische Kinder, welche nach den Ereignissen im Februar 1934 die Möglichkeit erhielten, in die Sowjetunion zu fahren. Sie wurden von der Stadt Moskau aufgenommen, in einem eigens für sie adaptierten Kinderheim untergebracht und verlebten einige sorglose Jahre. Als Kinder der Helden des Februar 1934 wurden sie verwöhnt, sie erhielten die Möglichkeit zu lernen, zu studieren oder einen Handwerksberuf zu erlernen, sowie sich während der Ferien zu erholen. Einige von ihnen kehrten bereits nach kurzer Zeit zu ihren Eltern nach Österreich zurück, das Leben der meisten nahm jedoch durch den Überfall Hitlerdeutschlands und den Ausbruch des 2. Weltkrieges eine unerwartete Wende. In den 12 Jahren Exil wurden die meisten von ihnen Kommunisten, einige verteidigten in der Roten Armee ihre zweite Heimat und kamen dabei ums Leben, einige wenige wurden Opfer innersowjetischen Verfolgungen, die anderen kämpften wie die sowjetische Bevölkerung auch in der Evakuation
ums Überleben.
Die meisten von ihnen sind ihrer Gesinnung treu geblieben und obwohl sie viel durchgemacht hatten, versuchten sie, für die damalige Situation in der Sowjetunion Verständnis aufzubringen. Die in der Sowjetunion geblieben sind, wirkten am Aufbau des Sozialismus mit.
In diesem Buch wird versucht, das damalige Leben der Schutzbundkinder zu beleuchten sowie durch zahlreiche Biografien ihren weiteren Lebensweg zu beschreiben. Leider wurde die Beschäftigung mit diesem Thema mit großer Verspätung in Angriff genommen, sodass Vieles der Vergessenheit anheim fiel, was für die Zukunft zu bewahren notwendig und nützlich gewesen wäre.
Als ehemaligen Schutzbundkinder, die nach dem Krieg in der Sowjetunion geblieben sind, begrüßen wir freudig das Erscheinen dieses Buches.
Es war höchste Zeit, dass das historische Bild des Lebens der Kinder in diesem Kinderheim zurechtgerückt wurde.
Die Erinnerung daran soll hell bleiben.
Charlotte Sajzewa (geb. Walter), Anton Schlögl
Inhalt
Vorwort
Geschichtliches / Schutzbundkämpfer fahren in die Sowjetunion / Die Rote Hilfe organisiert die Kindertransporte
/ Großer Bahnhof / Auf der Krim / Das Kinderheim Nr. 6 / Sommer 1936 in Chotkowo
/ Der Alltag im Kinderheim Nr. 6 / Ausbildungswege / Kriegsbeginn in der Sowjetunion
/ Moskau verteidigt sich / Erinnerungen von Alexander Vajda (Auszüge) / Die Schutzbundkinder nach dem Kriegsausbruch
/ Repressionen / Schutzbündler und Schutzbundkinder kehren nach Österreich zurück
/ Von der deutschen Wehrmacht überrollt / Die KPÖ in Moskau / Beispiele von Hilfestellungen für ehemalige Kinderheimzöglinge
/ Wo sind sie geblieben? / Biografien österreichischer Kinder in der Sowjetunion nach 1934
/ Das Kinderheim in Iwanowo / Die Karl Liebknecht-Schule in Moskau / Erinnerungen
/ Blitzlichter (Ilse Brischnik-Dirnbacher) / Mein Krieg (Frieda Löw) / „Aus St. Pölten, Herr Lehrer!“ (Anton Schlögl)
/ Aus dem Tagebuch dreier Freunde. Moskau, November 1941 – Mai 1944 (Helmut
Gennys, Rudolf Spirik, Milan Urban) / Kuschnarenkowo / Kinder von Schutzbundkämpfern und anderer PolitemigrantInnen (Register)
/ ErzieherInnen und des anderen Personal im Kinderheim Nr. 6 (Register)
Anmerkungen
Abkürzungsverzeichnis
Bildteil
Personenregister
Rezension:
Wolfgang Clausner: Karl-Liebknecht-Schüler,
in: Rotfuchs, August 2003 |