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Geschichte und Aufgaben der Alfred Klahr Gesellschaft
Die Alfred Klahr Gesellschaft (AKG) ist eine gemeinnützige Organisation mit Sitz in Wien, deren Tätigkeit ausschließlich wissenschaftlichen und volksbildnerischen Zwecken dient. Ihre Aufgabe ist die Erforschung der Geschichte der Arbeiterbewegung.
Benannt ist der Verein nach Dr. Alfred Klahr (1904–1944), Mitglied des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Österreichs und Opfer des Faschismus, der in seinen Schriften 1937/38 die Herausbildung einer eigenständigen österreichischen Nation marxistisch begründete und damit einen entscheidenden Beitrag zur national-patriotischen Fundierung des Widerstandskampfes gegen die deutsch-faschistische Fremdherrschaft sowie zur Wiederherstellung der
demokratischen Republik Österreich am 27. April 1945 leistete.
Die Gründung der AKG im Herbst 1993 erfolgte zu dem Zweck, das Archiv und die Bibliothek der Kommunistischen Partei Österreichs als nationales Kulturgut zu sichern, zu verwalten und wissenschaftlich zu erschließen. Daneben gibt die AKG vier Mal jährlich ein Mitteilungsblatt heraus, organisiert öffentliche Veranstaltungen (Vorträge, Symposien usw.) und pfegelt die Zusammenarbeit sowie den wissenschaftlichen Austausch mit Institutionen und Personen im In- und Ausland.
Die konstituierende Generalversammlung am 13. November 1993 in Wien wählte den Historiker Hans Hautmann zum Präsidenten. Weitere Mitglieder des ersten Vorstands waren u.a. der ehemalige Parteivorsitzende der KPÖ, Franz Muhri, die kommunistischen WiderstandskämpferInnen Irma Schwager, Maria Cäsar, Margareta Klug, Robert Bondy, Vinzenz Böröcz, Otto Brichacek, Franz Kain, Max Muchitsch, Eduard Rabofsky, Rudolf Schober, Jakob Zanger und Heinz Zaslawski, der Rechtsanwalt Walther Leeb sowie die Historiker Winfried R. Garscha und Gerhard Oberkofler. Zum wissenschaftlichen Leiter der AKG wurde Wilhelm Weinert bestellt, der schon in den Jahren zuvor das Archiv der KPÖ und die Bibliothek des Zentralkomitees der Partei betreut hatte. Die Agenden des Sekretariats übernahm Fini Seif, die diese bis heute wahrnimmt.
Die Alfred Klahr Gesellschaft entfaltete in der Folgezeit eine rege öffentliche Tätigkeit. Sie hielt jährlich sowohl ein größeres wissenschaftliches Symposium als auch Veranstaltungen mit Vorträgen, Filmvorführungen, Lesungen usw. in kleinerem Rahmen ab. In den „Mitteilungen“
erschienen zahlreiche qualitätvolle Beiträge von Autoren und Autorinnen in- und außerhalb der AKG, wodurch sich das Blatt von einem anfänglichen Vereinsorgan zu einem respektierten wissenschaftlichen Periodikum entwickelt hat. Derzeit werden die „Mitteilungen“ von mehr als 1.000 Personen und Institutionen im In- und Ausland bezogen, darunter von allen zeitgeschichtlichen und politikwissenschaftlichen Instituten der österreichischen Universitäten.
Eine lückenlose Dokumentation aller öffentlichen Veranstaltungen und der in den „Mitteilungen“ enthaltenen Beiträge seit dem Jahr 1994 ist auf dieser Homepage abrufbar.
Über die wechselvolle Geschichte und die Bestände des Parteiarchivs der KPÖ und der ZK-Bibliothek unterrichtet die erste größere Publikation der Alfred Klahr Gesellschaft, der im Jahr 2000 erschienene Sammelband „Quellen & Studien“, der auch eine Darstellung der
Aktivitäten der Gesellschaft bis 1999 und Beiträge zu verschiedenen Aspekten der österreichischen Geschichte des 20. Jahrhunderts enthält.
Im Jahr 2005 ist die AKG aus finanziellen und personellen Gründen genötigt gewesen, die Verwaltung des Archivs der KPÖ zurückzulegen. Die Parteiführung
hatte sich infolge des Novum-Prozessurteils und der Enteignung der Partei durch die deutsche Treuhand nicht mehr imstande gesehen, den Posten des wissenschaftlichen Leiters der AKG weiter zu finanzieren, sodass das Dienstverhältnis mit Willi Weinert gelöst werden musste. Da in den Augen des AKG-Vorstands eine seriöse Betreuung eines Archivs ohne einen angestellten und mit seinen Beständen vertrauten Archivar nicht möglich ist, legte die Generalversammlung am 26. November 2005 im Einvernehmen mit den Eigentümervertretern des Parteiarchivs fest, die AKG aus dieser Funktion zu entlassen. Zugleich beschlossen die Mitglieder der AKG auf den Generalversammlungen 2004 und 2005 mit großer Mehrheit, dass der Verein fortbestehen und seine öffentliche Tätigkeit weiter ausüben solle. Zu diesem Zweck wurden die Statuten geändert und die AKG von „Alfred Klahr Gesellschaft. Archiv- und Bibliotheksverein“ in „Alfred Klahr Gesellschaft. Verein zur Erforschung der Geschichte der Arbeiterbewegung“ umbenannt.
Auch in der Position des Präsidenten erfolgte ein Wechsel. Auf Hans Hautmann, der im Sommer 2005 als Universitätsprofessor am Institut für Neuere Geschichte und Zeitgeschichte der Universität Linz in den Ruhestand trat und seinen Wunsch bekundete, künftig mehr Zeit für wissenschaftliches Forschen haben zu wollen, folgte Rechtsanwalt Walther Leeb. Manfred Mugrauer, in dessen Verantwortung bereits seit 2001 die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins lag, wurde zum wissenschaftlichen Sekretär gewählt, dem u.a. die redaktionellen und alle weiteren organisatorischen Aufgaben der Herausgabe der „Mitteilungen“ sowie der Vorbereitung und Durchführung aller öffentlichen Veranstaltungen zukommt.
Eine neue und für die weitere Tätigkeit der AKG erfreuliche Perspektive resultierte aus den Wahlerfolgen der KPÖ Steiermark, die im Frühjahr 2006 mit deren Einzug in den Landtag mit vier Mandaten und damit der Erlangung des Klubstatus gipfelten. Letzteres eröffnete die gesetzliche Beteilung an der Parteienförderung und die Gründung eines eigenen „Bildungsvereins der KPÖ Steiermark“, mit dem die AKG kooperiert.
Ein Resultat dieser Kooperation waren mehrere größere wissenschaftliche Veranstaltungen, die im Jahresintervall stattfinden: Im Jahr 2006 das Symposium „Öffentliches Eigentum – eine Frage von Gestern?“ anlässlich des 60. Jahrestages der Verabschiedung des Verstaatlichungsgesetzes in Österreich in Leoben mitsamt einer Podiumsdiskussion, an der unter anderem der ehemalige Bundesminister Rudolf Streicher teilnahm; 2007 das Symposium
„Österreich auf dem Weg in Militärbündnisse?“ in Graz und Wien, ergänzt durch eine Podiumsdiskussion in Graz unter Beteiligung des früheren Innen- und Außenministers Erwin Lanc; 2008 das Symposium „90 Jahre Republik – 90 Jahre KPÖ“ in Graz und Wien, das die Republiksgeschichte mit der Parteigeschichte der KPÖ in Bezug setzte; 2009 das Symposium (mit einer Podiumsdiskussion am Abend zuvor) zum Thema „1929 – 2009. Weltwirtschaftskrise damals und heute“, an dem u.a. der Marburger Professor Georg Fülberth mitwirkte; im Juni 2010 die Tagung "Tribüne oder Klassenkampf? ArbeiterInnenbewegung und Parlamente – Am Beispiel
der KPÖ", sowie im November 2011 die Tagung "Klassenkampf und Interessenpolitik" über ein weiteres kommunistisches Politikfeld, nämlich zur Gewerkschaftspolitik der KPÖ. In den folgenden Jahren standen die Wohnungspolitik, „Vorkrieg 1913“, der 100. Jahrestag des Beginns des Ersten Weltkriegs und der 70. Jahrestag der Befreiung Österreichs vom Faschismus auf dem Programm. In der Publikationsreihe der Alfred Klahr Gesellschaft „Quellen & Studien“ sind Protokollbände einiger dieser Symposien mit weiteren Beiträgen zum Thema der jeweiligen Tagung erschienen.
Neben der Herausgabe der „Mitteilungen“ und der Organisierung öffentlicher Veranstaltungen edierte die AKG seit dem Jahr 2000 mehrere Bücher, u.a. – neben
den vier genannten Tagungsbänden über die "Öffentliches Eigentum", die Militarisierung der EU, über "90 Jahre KPÖ" und "Wirtschafts-
und Finanzkrisen" – einen Sammelband über den marxistischen Philosophen Walter Hollitscher, drei Publikationen von Hans Hautmann (Karl Marx – Friedrich Engels. Ein Vademekum über ihr Leben und Werk; Soziale Utopien und utopischer Sozialismus. Ein Vademekum zur Ideengeschichte des Sozialismus und Kommunismus von der Antike bis Marx; Das Protokoll des Arbeitertages vom 5. November 1916 in Wien), vier Bände unseres Innsbrucker Vorstandsmitglieds Peter Goller (Geschichte der Arbeitsrechtswissenschaft in Österreich; Marx und Engels in der bürgerlichen Ideologie und in der sozialistischen Theorie; Otto Bauer – Max Adler. Beiträge zur Geschichte des Austromarxismus (1904–1938); Geschichtsschreibung der österreichischen Arbeiterbewegung vor 1934), von Charlotte Rombach über die Schutzbundkinder in der Sowjetunion und einen weiteren Tagungsband über die „Krise des Arbeitsrechts“ zur Erinnerung an Eduard Rabofsky. Anlässlich des 70. Geburtstag des Vizepräsidenten der AKG Gerhard Oberkofler erschien ein Sammelband mit sämtlichen seiner Beiträge in den "Mitteilungen der Alfred Klahr Gesellschaft" unter dem Titel "Über Wissenschaft und Gesellschaft in Österreich". Auch anlässlich des 70. Geburtstages von Hans Hautmann, des ehemaligen Präsidenten der AKG, wurde ein solcher Auswahlband mit dem Titel "Von der Permanenz des Klassenkampfes und den Schurkereien der Mächtigen" herausgegeben. In der Reihe „Biografische Texte zur Geschichte der österreichischen Arbeiterbewegung“ gab Manfred Mugrauer 2013 die Lebenserinnerungen von Karl Steinhardt, des Gründers der KPÖ, heraus. Die Publikationen der AKG können auch per Mail bezogen werden.
Der Vorstand der AKG, der 2022 von der Generalversammlung gewählt wurde, hat derzeit folgende Zusammensetzung: Walther Leeb (Präsident), Elke Renner (Vizepräsidentin), Sabine Fuchs (Schriftführerin), Friederike Lerch (Kassier), Winfried R. Garscha, Michael Graber, Heimo Halbrainer, Michael Hollogschwandtner, Christian Kaserer, Rudolf Kropf, Robert Krotzer, Claudia Kuretsidis-Haider, Simon Loidl, Peter März, Manfred Mugrauer (wissenschaftlicher Sekretär), Alfred Noll und Valentin Sima.
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